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Aufgelesen: Durch die Decke geschossen

22.06.2014 - Mehr als 40 Prozent eines Bildungsjahrgangs machen heute Abitur, vor zwanzig Jahren waren es gerade einmal 27 Prozent. Doch nicht nur die Anzahl an Abiturienten pro Jahrgang nimmt zu, auch die Qualität hat - zumindest auf dem Papier - erheblich zugelegt: Der Notendurchschnitt bei den Abitur-Abschlussnoten hat sich in nahezu allen Bundesländern im gleichen Zeitraum erkennbar verbessert. Merkwürdig ist nur, dass die Universitäten diesen Bildungszuwachs so gar nicht erkennen können. Sie klagen über zum Teil katastrophale Wissensdefizite bei den Studienbewerbern. Ein Widerspruch? Nein.

Denn wie einem Online-Beitrag der FAZ zu entnehmen ist, dreht die Politik mächtig an den Abi-Noten. Sie möchte das Niveau der Abiturienten heben. Und weil es einfacher ist, die Zensuren anstelle der Lernziele zu verbessern, geschieht genau dies. Das gewünschte Ergebnis hat sich deshalb auch schnell eingestellt: Zwischen 2006 und 2012 ist der Anteil derjenigen, die ein glattes Einser-Abitur gemacht haben, bundesweit um atemberaubende 40 Prozent auf zuletzt 4600 Schüler gestiegen, wie der lesenswerte Artikel ausweist. 

Doch ihr Ziel dürften die Bildungspolitiker damit wohl trotzdem nicht erreichen. Denn schon jetzt - auch das geht aus dem Artikel hervor - müssen Studienplatzbewerber, die sich mit einem 1,0-Abschluss schon auf einen sicheren Studienplatz gefreut haben, mitunter in die Röhre: weil es zuviele von ihnen gibt, lassen Hochschulen wieder das Los entscheiden.