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Eine nicht vergessene Schuld

Stadt gedenkt der Opfer des KZ-Transportzugs vom 7. April 1945

Bürgermeister Eduard Kolle gedenkt der Opfer mit einer Kranzniederlegung an der Gedenkstätte im Lüneburger Tiergarten. Foto: Hansestadt LüneburgLüneburg, 09.04.2015 - "Ein Zeichen wider das Vergessen möchten wir setzen, denn in der Zeit vom 7. bis zum 11. April 1945 geschah in Lüneburg eines der wohl schrecklichsten Verbrechen der Stadtgeschichte." Das sagte Jürgen Landmann, Fachbereichsleiter Kultur der Hansestadt Lüneburg, anlässlich einer Kranzniederlegung an der Gedenkstätte im Tiergarten für die KZ-Häftlinge, die wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch einen Bonbenangriff der Alliierten und anschließende Erschießungen durch SS-Begleitmannschaften ihr Leben verloren haben.

Der 7. April 1945 gilt als ein besonders schwerer Tag in Lüneburgs Geschichte. An diesem Tag erlebte die Stadt den wohl schwersten Bombenangriff während des Krieges, der insbesondere dem Lüneburger Bahnhof und dem südlich davon gelegenen Güterbahnhof galt. Viele Häuser in Bahnhofsnähe und entlang der Bahnstrecke wurden zerstört, darunter das Museum für das Fürstentum Lüneburg. Viele Bewohner kamen bei diesem Angriff ums Leben. Der Güterbahnhof und seine Gleisanlagen wurden völlig zerstört und waren erst nach Kriegsende wieder befahrbar.

Doch die eigentliche Tragödie im Zusammenhang dieser Bombardierung war die Ermordung Unschuldiger und Wehrloser. Während des Fliegerangriffs befand sich ein Transportzug auf dem Güterbahnhof, in dessen Güterwaggons hunderte Menschen eingesperrt waren. Es handelte sich um KZ-Insassen aus dem wegen der vorrückenden Alliierten geräumten Lager in Wilhelmshaven. Viele von ihnen kamen zunächst bei dem Bombenangriff auf dem Lüneburger Güterbahnhof ums Leben. Doch die Überlebenden und Verletzten dieser Bombardierung wurden dann in den darauffolgenden Tagen ermordet und in der Nähe des Güterbahnhofs verscharrt.

Nach Einmarsch der englischen Armee veranlasste die Militärregierung die Exhumierung der Leichen und ordnete ihre Umbettung in einen dem Güterbahnhof nahegelegenen Wald im Lüneburger Tiergarten an. Dieser kleine Friedhof befindet sich dort bis heute, und ein Gedenkstein erinnert an das Schicksal und den Tod der hier Bestatteten, von denen etliche später auf Friedhöfe in ihren Heimatorten umgebettet wurden.

Im Namen der Hansestadt Lüneburg legte Eduard Kolle, Bürgermeister der Hansestadt Lüneburg, gestern einen Kranz im Tiergarten nieder. Vor dem Gedenkstein mit der Inschrift "Hier starben am 7.4.1945 256 Häftlinge - Die Hoffnung der Elenden wird nicht vergessen sein ewiglich" gedachte der Bürgermeister den Opfern.

Als Stätte des Mahnens und Erinnerns habe der Ort eine ganz besondere Bedeutung, erklärte Landmann. "Geschichte ist an diesem Ort spürbar. Sie hält die Erinnerung am Leben und auch wenn gerade diese Vergangenheit schmerzhaft und unfassbar ist, ist es und bleibt es doch wichtig, sie zu kennen, denn nur dann lässt sich hoffen, dass Gleiches nicht wieder geschieht".