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Achtklässler probieren spätere Berufe aus

Hansestadt, 28.11.2011 - „In meinem Beruf ist Genauigkeit wichtig“, betont Tischlermeister Edgar Dorsch, als er sich den fünfzig Achtklässlern der Hauptschule Stadtmitte aus Lüneburg vorstellt. Zwei Wochen lang erhalten derzeit die Schülerinnen und Schüler - aufgeteilt in kleine Gruppen - Einblicke in die Berufe des Tischlers, Zimmerers, Friseurs und Elektronikers und können dabei Vieles selbst ausprobieren.

Im Rahmen einer Berufsorientierungsmaßnahme, die vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gefördert wird, organisiert die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade dieses Projekt erstmalig in Kooperation mit der Hauptschule Stadtmitte aus Lüneburg. Unter der Anleitung einer Ausbildungsmeisterin und drei Ausbildungsmeistern des Technologiezentrums lernen die Jugendlichen den Umgang mit Werkzeugen und Werkstoffen kennen und bekommen so eine Vorstellung, was von ihnen später in diesen Berufen erwartet wird.

"Vor dieser praktischen Erfahrung", erklärte Günter Neumann, Abteilungsleiter Berufsbildungsrecht bei der Handwerkskammer, "stand eine ausführliche Potenzialanalyse jedes einzelnen Jugendlichen. Dabei wurden Neigungen und Talente des Einzelnen von Sozialpädagogen festgestellt." Neumann weiß, dass eine frühzeitige individuelle Berufsorientierung auch den Betrieben hilft, rechtzeitig qualifizierten Fachkräftenachwuchs zu gewinnen. Außerdem könnten so unnötige Ausbildungsabbrüche vermieden werden, deren Grund oft falsche Vorstellungen über den Ausbildungsberuf sind. "Dass ein Zimmerer Winkelfunktionen beherrschen muss, wird den Schülern hier schnell klar", so Neumann.

Auch Uwe Wegener, Rektor der Hauptschule Stadtmitte, ist überzeugt von dem Projekt. "Die große Praxiserfahrung, die meine Schüler hier machen können, kann eine Schule in dieser Vielfalt überhaupt nicht leisten." Wegener hofft, dass die Schülerinnen und Schüler "ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten herausfinden, um mehr Klarheit zu gewinnen, was sie vielleicht später einmal beruflich machen möchten."

Denn trotz Internet, das eine Fülle von Informationen über sämtliche Berufe bietet, hätten viele Jugendliche oft Probleme bei ihrer beruflichen Zukunftsplanung. Ihre Ausbildungswahl bleibe häufig einseitig und die Chancen des Arbeitsmarktes würden nur bedingt wahrgenommen.

Matthias Steffen, Leiter für Technologische Lehrlingsqualifizierung der Kammer, will das ändern: "Mit der Berufsorientierung möchten wir das Handwerk konkret erlebbar machen und den Jugendlichen die enorme Bandbreite der Berufe aufzeigen." Auch sollten mehr Mädchen für handwerkliche Berufe gewonnen werden. Der 14-jährige Guiliano aber hat bereits konkrete Vorstellungen. Er wünscht sich von den zwei Wochen vor allem, dass er neue Berufe kennen lernt und mit den Händen arbeiten kann. Vielleicht gefällt ihm die Idee, dass Tischlermeister Dorsch mit den Schülern ein Regal bauen wird – auch wenn es dabei sehr auf Genauigkeit ankommt.