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"Schaperdrift-Schule wird Raumproblemen in Oedeme geopfert"

Hansestadt, 10.04.2012 - Die angekündigte Auflösung der Schule an der Schaperdrift schlägt weiter Wellen. Nachdem die Lüneburger Stadt-CDU das Vorhaben des Landkreises zur Zusammenlegung von Schaperdrift-Schule und Johannes-Rabeler-Schule bereits als Fehler kritisiert hatte, wirft sie der SPD in dieser Sache nun auch übereilten Aktionismus vor, mit dem lediglich ein Raumproblem am Gymnasium Oedeme gelöst werden soll.

Auf besondere Kritik stößt bei der CDU, dass in der kommenden Sitzung des Schulausschusses am 16. April die Ausschussmitglieder ein Papier "zur Kenntnis nehmen" und damit absegnen sollen, mit dem weitere Schritte zur Umsetzung des Gesetzes zur Einführung der inklusiven Beschulung, das der Landtag in Hannover am 20. März mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP beschlossen hatte, für die Schulen in Lüneburg festgeschrieben werden.

"Diese Schulen sind doch überhaupt nicht darauf vorbereitet", kritisiert CDU-Sprecherin Susanne von Stern den aus ihrer Sicht übereilten Schritt. Wie berichtet, wendet sie sich nicht gegen die Inklusion als solche, wohl aber gegen den von Landrat Manfred Nahrstedt vorgegebenen Fahrplan, mit dem jetzt das Auslaufen der Schule an der Schaperdrift und ihre Überführung in die Johannes-Rabeler-Schule beschlossen werden soll (LGheute berichtete).

"Die Johannes-Rabeler-Schule ist weder eine Ganztagsschule, noch verfügt sie über einen Mittagstisch, von behindertengerechten Zugängen und einem Fahrstuhl in dem denkmalgeschützten Gebäude ganz zu schweigen", hält von Stern dem Landrat vor, dem sie unterstellt, die Schule "platt machen" zu wollen, um günstig an dringend benötigte Schulräume für das Gymnasium Oedeme zu kommen. Dort herrscht in der Tat dringender Raumbedarf, da die Zahl der Anmeldungen für das kommende Schuljahr die vorhandenen Kapazitäten deutlich übersteigen. "Aus Raumnot wird eine Schule geopfert, und das unter dem Vorwand der Umsetzung eines Gesetzes", so von Stern.

|| "Information kommt zu spät" ||

Dass es der SPD weniger um Inklusion und die Belange der förderungsbedürftigen Kinder und ihrer Eltern gehe, zeige nach Ansicht der CDU-Sprecherin auch, dass Landrat Nahrstedt für den 4. Mai, also deutlich nach dem 16. April im Schulausschuss, zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Inklusion mit einem Vertreter des Niedersächsischen Kultusministeriums für Kreistagsabgeordnete, Ratsmitglieder und die Mitglieder der beiden Schulausschüsse von Hansestadt und Landkreis Lüneburg eingeladen habe. "Erst beschließen, dann informieren - das passt nicht zusammen", hält von Stern dem Landrat vor.

"Hier wird etwas abgewickelt, ohne sich um die Betroffenen zu kümmern", beklagt Susanne von Stern. Was ihr besonders zu schaffen mache, sei die Art und Weise, wie betroffene Familien vor vollendete Tatsachen gestellt werden. "Drei Monate vor Schulbeginn müssen sich jetzt Familien, die sich bereits vor einem Jahr aus guten und oftmals ganz konkreten Gründen für die bevorstehende Einschulung ihres Kindes in die Schaperdrift-Schule entschieden hatten, kurzfristig auf völlig neue Bedingungen einstellen, und das ohne Not", so von Stern, die dafür plädiert, sich deutlich mehr Zeit für eine gelingende Inklusion zu nehmen.

Dass dies nicht nur möglich, sondern sogar gefordert sei, darauf macht von Stern mit Hinweis gerade auf die Vorlage aufmerksam, die am 16. April durchgewinkt werden soll. Darin heißt es: "Es handelt sich um eine Gesetzesänderung, deren konkrete und tatsächliche Auswirkungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vollständig überblickt werden können. Nicht ohne Grund hat der Gesetzgeber einen Übergangszeitraum bis zum Sommer 2018 festgelegt, der ein späteres 'Nachsteuern' in der Zeit bis dahin möglich macht."

|| "Bedarf an Förderschulen wird eher steigen" ||

Auch dass, wie von der SPD behauptet, künftig weniger Förderschüler benötigt würden, ist für Susanne von Stern nicht nachvollziehbar. "Der Bedarf wird mit den geplanten Neubaugebieten Rosenkamp und Wittenberger Bahn eher noch zunehmen", so von Stern, die sich auch aus diesem Grund für den Erhalt der Schaperdrift-Schule einsetzt, die sie sich künftig gut als Förderschule mit Regelschülern vorstellen könne.

Vor Ort sehen sich die Schaperdrift-Schüler unterdessen ganz anderen Problemen ausgesetzt. Auf dem Schulhof werde ihnen von den Schülern des Oedemer Gymnasiums schon mal klar gemacht, wer der künftige Hausherr in der Schaperdrift-Schule sei, weiß von Stern zu berichten. "Die Schüler sind schon jetzt die Leidtragenden", sagt sie.