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"Nehmt Euch die Freiheit"

AStA begrüßt neue Leuphana-Studenten - Kritik an Bachelor und Studiengebühren

Hansestadt, 05.10.2012 - Gegen eine "Ökonomisierung von Bildung" hat sich der AStA der Leuphana Universität Lüneburg ausgesprochen. Anlässlich der offiziellen Veranstaltung zur Begrüßung der neuen Erstsemester-Studenten kritisierten die beiden AStA-Sprecher Tanja Mühle und Kevin Kunze gestern die zunehmende Tendenz, "arbeitsmarktgerecht studieren zu müssen". Sie sprachen sich zudem gegen Studiengebühren aus,  lobten zugleich aber auch Bemühungen der Uni, Möglichkeiten für ein Studium jenseits der engen Bachelor-Vorgaben anzubieten.

"Bildung sollte man als Grundrecht verstehen, nicht als Dienst oder Ware, die man bezahlt." Mit diesen Worten sprach sich der AStA gestern erneut gegen die Studiengebühren aus, die es außer in Bayern nur noch in Niedersachsen gibt. Dies führe bei vielen Studenten dazu, "so schnell und so billig wie möglich zu studieren."

Im Fokus der Kritik standen auch die Studienbedingungen. Mühle und Kunze wandten sich gegen eine zunehmende wettbewerbsgerechte Ausrichtung der Hochschulen, hielten diesen aber zugute, dass nicht die Hochschulen selbst, sondern die Politik hierfür die Rahmenbedingungen setze. Zu der "Ökonomisierung von Bildung", wie die AStA-Sprecher es nannten, gehöre auch, dass die Politik sich immer mehr aus der Verantwortung zur Finanzierung von Bildung ziehe. "Es geht immer mehr darum, arbeitsmarktgerecht zu studieren - möglichst kurz und am besten ein naturwissenschaftliches Fach oder Ingenieurwissenschaften", so der AStA gestern.

Dass offenbar auch außerhalb der Hochschulen nicht alle mit dem neuen System zufrieden sind, machte das Sprecher-Duo mit einem Verweis auf Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler deutlich: Dieser habe vor einigen Tagen selber seine Verwunderung über das Verschwinden der Diplom-Ingenieure ausgedrückt. Rösler wird anlässlich der Eröffnung der Leuphana-Projektwoche am 8. Oktober in Lüneburg den Eröffnungsvortrag halten.

Die Bologna-Reform, so Mühle und Kunze, habe dazu geführt, dass die "Studiengänge zusammengezurrt wurden und wenig Platz für freie Gestaltung" lasse. Drei Jahre bis zum Bachelor-Abschluss seien zu wenig, der Stundenplan sei daher oft zu voll, um selbst Schwerpunkte suchen und diese vertiefen zu können.

Der AStA erkannte daher an, dass die Uni Lüneburg Wege suche, den Studenten trotz Bologna und Bachelor den Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. "Der Spagat zwischen einem freien Studium und Bologna wird hier in Lüneburg versucht. Nicht nur unser Präsident weiß, dass es ein Drahtseilakt ist", lobten die Studenten-Vertreter und bezeichneten das von der Leuphana ins Leben gerufene Studium Individuale, das Studenten Gestaltungsmöglichkeiten jenseits herkömmlicher Fachgrenzen bietet, als ein mutiges System.

"Nehmt Euch die Freiheit, selbst Schwerpunkte zu setzen und lasst Euch nicht darauf trimmen, möglichst schnell den lukrativsten Job zu erkämpfen", forderten die AStA-Sprecher die Neu-Studenten abschließend auf.