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"Auserwählt" - Die Leidenschaft wird öffentlich

Das Ostpreußische Landesmuseum zeigt seine nicht gezeigten Schätze

Lüneburg, 08.04.2013 - Im Ostpreußischen Landesmuseum ist das Sammelfieber ausgebrochen - und das nicht erst seit gestern. Museen sammeln, dies ist eine der Kernaufgaben der Museumsarbeit. Aber ab kommenden Samstag, 13. April, macht das Ostpreußische Landesmuseum seine Leidenschaft "öffentlich" und zeigt auserwählte, bis dato unsichtbare Schätze. Dabei haben auch Besucher die Möglichkeit, sich einzubringen.

Manche museale Sammlungen entstanden aus fürstlichen Wunder- und Schatzkammern und sind jahrhundertealt. Was aber wichtig, wertvoll und von Bedeutung ist, um es dauerhaft aufzubewahren, unterliegt sich wandelnden Kriterien. Welche machen ein beliebiges Ding zu einem Museumsstück? Sein Alter? Sein materieller, wissenschaftlicher oder künstlerischer Wert? Seine Seltenheit? Eine innewohnende Geschichte?

Ausstellungen greifen üblicherweise gegenwärtige Fragen und Themen auf. Für die Pflege und Entwicklung einer musealen Sammlung muss hingegen erahnt werden, was auch nachfolgende Generationen für ausstellungs- und forschungsrelevant halten. Denn der mit dem Sammeln verbundene wissenschaftliche und konservatorische Aufwand muss gerechtfertigt werden und im richtigen Verhältnis zum Objekt stehen. Schließlich muss jedes neue Objekt inventarisiert werden und beansprucht dauerhaft Depotfläche.

Sammeln bedeutet immer und zuerst streng zu selektieren. Die Ausstellung "Auserwählt" stellt höchst unterschiedliche Einzelstücke aus der Sammlung des Ostpreußischen Landesmuseums vor, die zwar wichtig sind, aber bislang nicht präsentiert wurden. Exemplarisch sollen sie das weite Spektrum eines interdisziplinär arbeitenden Museums vorstellen und verdeutlichen, wie kompliziert Sammeln sein kann.

Denn Ostpreußen liegt Tausend Kilometer entfernt und gehört heute zu Litauen, Polen und Russland. Mit der Erweiterung um eine Deutschbaltische Abteilung sind auch Estland und Lettland dazu gekommen - Sammeln in der Region selbst, für Regionalmuseen gewöhnlich eine Selbstverständlichkeit, ist nahezu unmöglich. Stattdessen muss in ganz Deutschland und international nach Sammlungsstücken gefahndet werden.

Immerhin ist das Ostpreußische Landesmuseum weltweit das einzige seiner Art. Bei aller Traditionsverpflichtung: Museen wandeln sich und sind Teil aktueller gesellschaftlicher Prozesse. Und auch wenn ein Objekt konserviert und bewahrt wird, ist es zu verschiedenen Zeiten immer auch ein anderes: Die Fragen an das Exponat verändern sich stetig. Gleiches gilt für den Blick auf Ostpreußen.

Mit dem abzusehenden Verschwinden der Zeitzeugen von Flucht und Vertreibung und dem Zusammenwachsen Europas nach Jahrzehnten seiner unnatürlichen Teilung sinkt auf der einen Seite das Vorwissen bei vielen jungen Menschen hierzulande und wächst auf der anderen Seite länderübergreifend die Neugier. Das Sammlungskonzept muss darauf reagieren.

Die Sonderausstellung "Auserwählt" wird vom 13. April bis 22. September 2013 im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg gezeigt.