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Vortrag "Deportation der Russlanddeutschen in 1941"

Hansestadt, 27.06.2011 - Im Ostpreussischen  Landesmuseum  erläutert Dr. Katharina Neufeld am 29. Juni 2011 die Zusammenhänge um die "Deportation der Russlanddeutschen in 1941". Der Vortrag von Frau Neufeld beginnt um 19.00 Uhr, Eintritt 4 Euro. In der Ankündigung heißt es:

"Am 22. Juni 1941, genau vor 70 Jahren, begann der Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion. Damit erreichte der 1939 begonnene Krieg eine neue Dimension. Im Vordergrund standen die Eroberung von „Lebensraum“ für die „arische Herrenrasse“, die wirtschaftliche Ausbeutung der eroberten Gebiete und die Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“.
Für die in der Sowjetunion, vor allem an der Wolga und am Schwarzen Meer lebende russlanddeutsche Bevölkerung, hatte der Angriff Folgen, die bis heute nachwirken. Nur wenige Wochen nach dem Überfall wurden die ersten Russlanddeutschen aus ihren Heimatgebieten im europäischen Teil Russlands nach Osten deportiert – vorwiegend nach Sibirien und Kasachstan. Dahinter stand die Befürchtung der Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland, obwohl ihnen bis dahin niemand Illoyalität hatte vorwerfen können. Der sowjetische Erlass vom 28. August 1941 „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den Wolga-Rayons wohnen“ besagte unter anderem: „ Laut genauen Angaben, die die Militärbehörden erhalten haben, befinden sich unter der in den Wolgarayons wohnenden deutschen Bevölkerung Tausende und aber Tausende Diversanten und Spione, die nach dem aus Deutschland gegebenen Signal Explosionen in den von den Wolgadeutschen besiedelten Rayons hervorrufen sollen. (…) Falls aber auf Anweisung aus Deutschland die deutschen Diversanten und Spione (…) Diversionsakte ausführen werden und Blut vergossen wird, wird die Sowjetregierung laut den Gesetzen der Kriegszeit vor die Notwendigkeit gestellt, Strafmaßnahmen gegenüber der gesamten deutschen Wolgabevölkerung zu ergreifen“.
Mehrere hunderttausend Russlanddeutsche – die genaue Zahl der Todesopfer kennt bis heute niemand – starben in dieser Zeit infolge der „Umsiedlung“ vor allem an schlechten Klima-, Nahrungs-, Arbeits-, Lebens- oder medizinischen Bedingungen. Erst 1972, über 30 Jahre nach dem Erlass, ließ die Sowjetregierung ihre Bürger in ihre ehemaligen Orte zurückziehen, ohne jedoch einen Anspruch auf ihre alten Häuser, Hab und Gut stellen zu dürfen."

Frau Dr. Katharina Neufeld ist in einem deutschen Dorf in Russland geboren und aufgewachsen. Sie studierte Geschichte an der Universität Samara/Kujbyschew und arbeitete als Hochschullehrerin. 1997 kam sie nach Deutschland. Seit 1999 ist sie Leiterin des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Sie konzipierte u. a. die vielbeachtete Ausstellung „Auf Augenhöhe – Deutsche aus Russland zwischen Hoffnung und Vorurteil“.

Veranstaltungsort:
Ostpreußisches Landesmuseum
Ritterstraße 10
21335 Lüneburg
T: 04131-75995-20

Beginn: 19.00 Uhr