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Farbe fürs Gewölbe

Stiftung Denkmalschutz unterstützt Arbeiten am früheren Stadtarchiv 

Lüneburg, 05.07.2014 - Farbenprächtige Malereien an der Decke, eine gusseiserne Spindeltreppe, Terrazzofußboden - das frühere Stadtarchiv im historischen Lüneburger Rathaus birgt sehenswerte Überraschungen, die viele Jahrzehnte quasi unsichtbar waren. Der Magazinraum war nicht allgemein zugänglich, an den Wänden standen dicht an dicht meterhohe Regale mit Archivalien, eine Zwischendecke aus Beton verwehrte den Blick auf die Malereien im Tonnengewölbe. 2009 zog das städtische Archiv um in die Wallstraße. In den Folgejahren begann die Hansestadt damit, das Magazingebäude des ehemaligen Stadtarchivs zu restaurieren und die Schönheiten wieder herauszuputzen. Für die Arbeiten gibt es jetzt eine Förderzusage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD).

Am 1. Juli übergab Prof. Dr. Paul Georg Lankisch, Ortskurator Lüneburg der DSD, Stadtbaurätin Heike Gundermann einen Fördervertrag über 35.000 Euro. Mit dabei war auch Tomas Köpping von Lotto Niedersachsen, denn die Lotterie GlücksSpirale schüttet seit 1991 Geld an die DSD aus.

Das Geld fließt in erster Linie in die restauratorische Bearbeitung der Malerei im Tonnengewölbe des Magazingebäudes, dessen Zustand die städtische Bauingenieurin Inga Reimers so zusammenfasst: "Putz- und Farbschollen lösen sich ab, außerdem haben wir dort Risse und Verschmutzung. Besonders kümmern müssen wir uns um einen 10 Zentimeter hohen Streifen Teeranstrich rundum, der seit den 1960er Jahren bis vor einigen Jahren eine Zwischendecke aus Stahlbeton mit den bemalten Wänden verbunden hat.“ Hier und da würden Fehlstellen retuschiert und ausgebessert, vor allem aber gehe es um die Reinigung und den Erhalt.

Das sieht auch die Stiftung so, die feststellt: "Die Malerei ist in ihren leuchtenden Farben und in ihren ornamentreichen Formen sehr gut erhalten.“ Ortskurator Prof. Lankisch sagte beim Übergabe-Termin im Rathaus denn auch: "Das Projekt passt gerade zu diesem Zeitpunkt besonders gut, denn es geht ja um farbige Malereien - und Farbe ist in diesem Jahr das zentrale Thema beim Tag des offenen Denkmals im September.“

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Restaurierung des Terrazzofußbodens, der in der Vergangenheit gleich doppelt gelitten hat: zum einen durch die jahrzehntelange Gewichtsbelastung, zum anderen durch das Bekleben mit einem PVC-Belag. Auch hier müssen Schichten und Klebstoffe entfernt, Risse verfüllt und Farben wie Strukturen aufgefrischt werden. Mühevolle Kleinarbeit für die Restauratoren, die voraussichtlich bis zum Jahresende dauern und alles in allem rund 95.000 Euro kosten wird. Dank der Förderung der DSD sinkt der Eigenanteil der Hansestadt für beide Projekte auf 60.000 Euro.

Stadtbaurätin Heike Gundermann: "Wir haben eines der ältesten und schönsten Rathäuser Deutschlands. Die Unterhaltung ist ein Millionenprojekt, das können wir allein gar nicht finanzieren.“ So wurde beispielsweise die Sanierung der Gebäudehülle des Magazins gerade erst abgeschlossen, Dach und Dachstuhl, Außenmauer, Fenster und Verglasungen wurden für 800.000 Euro runderneuert. Für die Arbeiten im Inneren habe sich die Stadt, so Gundermann, jetzt einmal mehr an die Stiftung gewandt. "Wir sind der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sehr dankbar für die wiederholte Unterstützung bei bestimmten Projekten, wie das jetzt auch wieder der Fall ist.“

Das Lüneburger Rathaus ist eines von mehr als 300 Projekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spendern und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, bisher allein in Niedersachsen fördern konnte.

 

Info:
Das Magazingebäude des ehemaligen Stadtarchivs wurde 1898/99 als eingeschossiger Bau für die Archivnutzung errichtet und besteht aus einem einzigen, hohen Raum. Beim Bau wurden Reste eines mittelalterlichen Vorgängerbaus mit einbezogen, von dem die östliche Außenwand zum Archivhof und ein Kamin erkennbar sind. Das Innere wird durch ein Tonnengewölbe überspannt, das mit farbigen, historistischen Malereien versehen ist. Sie zeigen Wappen verschiedener Hansestädte, die von üppigen Ranken umgeben sind. Im Scheitel sind zwei Schriftfelder angeordnet, die auf die Geschichte des Gebäudes und seines Vorgängers, die Ratsküche, verweisen. Im Kämpferbereich ist eine Reihe von Spruchbändern aufgemalt. Auch die nördliche Schildwand ist bemalt, hier mit einer Wappenträgerin vor der Lüneburger Stadtsilhouette.

Die Wände zieren die original erhaltenen Archivregale sowie eine gusseiserne Spindeltreppe. Die Geländer der originalen Galeriegänge wurden in den 1960er Jahren beim Einbau einer neuen Regalanlage entfernt. Die bemalte Tonnendecke wurde durch Einzug einer Stahlbetondecke verdeckt. Noch erhalten ist der historistische Terrazzoboden. (Zur Erklärung: Historismus ist eine Stilrichtung vor allem des 19. Jahrhunderts, die wiederum ältere Stilrichtungen kopiert.)