Das rätselhafte Schicksal des Bernsteinzimmers

Vortrag im Ostpreußischen Landesmuseum

Das Bernsteinzimmer ist originalgetreu im Katharinenpalast in St. Petersburg nachgebaut worden. Foto: Dr. Burkhard GöresLüneburg, 19.03.2017 - Das Bernsteinzimmer, von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter ursprünglich für das Charlottenburger Schloss zur Zeit König Friedrich I. entworfen und dann an den russischen Zar Peter I. verschenkt, fesselt durch sein rätselhaftes Verschwinden am Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute das Interesse von Laien und Kunsthistorikern gleichermaßen. Über die Entstehung des Bernsteinzimmers in Brandenburg-Preußen und sein Schicksal spricht Dr. Burkhardt Göres am 29. März im Neubau des Ostpreußischen Landesmuseums in der Heiligengeiststraße 38.

Über die Entstehung des Bernsteinzimmers in Brandenburg-Preußen war über lange Zeit nur wenig bekannt. Was veranlasste den ersten preußischen König Friedrich I., ein solch außergewöhnliches Kunstwerk herstellen zu lassen? Und warum schenkte sein Sohn Friedrich Wilhelm I. das kostbare Getäfel 1716 dem russischen Zaren Peter I.? Dieser ließ es in seinen ersten Winterpalast einbauen, doch dann geriet die Erinnerung an das Bernsteinzimmer in Berlin ebenso wie in St. Petersburg für Jahrzehnte in Vergessenheit. Nachdem Peters I. Tochter Elisabeth auf das Großkunstwerk aufmerksam gemacht worden war, ließ sie es in den 1740er-Jahren in ihrer Winterresidenz einbauen. Erst 1755 sollte es dann seinen endgültigen Standort im Großen Schloss von Zarskoje Selo, dem heutigen Katharinenpalast, finden. Hier wurde das Bernsteinzimmer nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Herbst 1941 vom sogenannten Kunstschutz ausgebaut und in das Schloss Königsberg überführt, wo es im Laufe des Krieges verloren ging. Nach Aussagen von Alfred Rohde, dem letzten Direktor der Kunstsammlungen des Königsberger Schlosses, ist das Getäfel bei der Eroberung der Stadt durch die Sowjetarmee zerstört worden. Dennoch halten sich bis heute Gerüchte und Vermutungen, das legendäre Bernsteinzimmer könnte in Kisten verpackt irgendwo in einem Versteck schlummern.

Dr. Burkhardt Göres, geboren 1943 in Berlin, studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität und war wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kustos der Möbelsammlung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin (Schloss Köpenick). Von 1974 bis 1978 war er mit einem Forschungsstipendium an der Staatlichen Eremitage St. Petersburg (damals Leningrad) beschäftigt, 1979 wurde er in Leningrad promoviert. Ab 1978 war er stellvertretender, von 1983 bis 1992 Direktor des Berliner Kunstgewerbemuseums. Von 1996 bis 2008 war er Schlösserdirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. In dieser Zeit war er dafür verantwortlich, dass die Einrichtungen in der Mark Brandenburg (Rheinsberg, Caputh, Oranienburg, Königs Wusterhausen, Paretz) und in Potsdam (Marmorpalais) als Museen wiedergewonnen wurden. 1998 wirkte Dr. Göres als Experte für die Echtheitsbestimmung bei der Beschlagnahme eines Originalmosaiks aus dem Bernsteinzimmer durch die Kriminalpolizei in Bremen mit. Von 1999 bis 2003 war er als deutsches Mitglied des Expertenrates an der Rekonstruktion des Bernsteinzimmers beteiligt.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung „Bernstein - goldenes Fenster zur Vorzeit“ statt, die im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg bis zum 1. Mai gezeigt wird. Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr, Eintritt 5 Euro.