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Rat billigt 70.000 Euro für Denkmal-Sanierungen

Hansestadt. 24.02.2012 - Eine breite Diskussion löste gestern in der Ratssitzung erwartungsgemäß die Bereitstellung von finanziellen Mitteln für die Sanierung der Reiter-Denkmale in der Hansestadt aus. Die kontroverse öffentliche Auseinandersetzung über dieses Thema in den vergangenen Wochen hatte offenbar Wirkung bei den Ratsmitgliedern gezeigt. Obwohl der Rat über die weitere Verwendung der Denkmale gestern gar nicht zu entscheiden hatte, stand die Frage ihrer Bedeutung für die Stadt und der weitere Umgang mit ihnen dennoch im Mittelpunkt.

Friedrich von Mansberg von der SPD machte eingangs deutlich, dass es bei dem Antrag nicht darum ginge, was mit den Objekten geschehen solle. Die fachliche Entscheidung hierfür liege beim Kulturausschuss, der dazu auch ein klares Votum abgeben werde. "Heute geht es nur ums Geld", sagte von Mansberg, der es sich dann aber doch nicht nehmen ließ, auf das Thema auch inhaltlich einzugehen. Grundsätzlich, so von Mansberg, seien Denkmale zu erhalten. Man müsse aber prüfen, wo der richtige Ort für sie sei. Den "nackten Reiter" sehe er beispielsweise in der Lüner Kaserne gut aufgehoben. Insgesamt aber müsse der Geschichte Lüneburgs von 1939 bis 1945 mehr Raum gegeben werden, das neue Museum böte dafür Gelegenheit, so von Mansberg.

Dem schloss sich auch Dr. Gerhard Scharf von der CDU an, der darauf hinwies, dass Denkmale zur Auseinandersetzung mit der Geschichte aufforderten. "Eine Beseitigung von Denkmalen führt eben nicht zur Beseitigung von Geschichte", so Scharf, der daran erinnerte, dass Lüneburg nicht nur aus der Hansegeschichte bestehe. Die CDU begrüße daher die geplante Sanierung der Denkmale, spreche sich zugleich dafür aus, auch weitere Denkmale der Stadt mit einzubeziehen.

Für Birte Schellmann von der FDP gehören Denkmale "in den öffentlichen Raum und nicht ins Gebüsch", da sie gerade für Kinder geeignet seien, Geschichte begreifbar zu machen.

Nach Ansicht von Ulrich Völker von den Grünen müsse die Sanierung der Denkmale und die Klärung der Standortfrage zusammen betrachtet werden. Er schlug vor, sämtliche Figuren ins Museum zu bringen und dort in ein Gesamtkonzept einzubinden. Ulrich Blanck ergänzte, dass die Sicherheit der Denkmale hergestellt werden müsse, da es um Gefahrenabwehr gehe. Es sollte aber im Zuge der Sanierung darüber nachgedacht werden, ob der Ursprungszustand wieder hergestellt werden müsse, oder ob Patina und Löcher nicht vielleicht sogar erhalten bleiben sollten, da Geschichte und ursprüngliche Bedeutung der Denkmale sich geändert hätten.

Heftige Kritik aus dem Rat erfuhr Kai-Ralf Kunath von der Links-Partei. Er befand, dass Denkmale nicht in diese Stadt gehörten, "sondern allesamt verschrottet werden sollen", da sie immer auch Anlaufstelle für rechtsextremistische Gruppen seien. Die Stadt sollte dies nicht fördern, indem sie die Denkmale saniere, sondern das Geld - die Stadt will für die Sanierung der Denkmale eine Rückstellung in Höhe von 70.000 Euro bilden - für Wichtigeres ausgeben, so Kunath.

Darüber empörte sich Hiltrud Lotze von der SPD-Fraktion, die den von Kunath konstruierten Zusammenhang als "abartig und abstrus" bezeichnete, wofür sie sich selber dann eine Rüge des Ratsvorsitzenden einhandelte. Ihr Fraktionskollege Eckhard Neubauer bemerkte dazu, dass nach der Logik der Linken auch das Rathaus abgerissen werden müsste, da hier NS-Gauleiter Otto Telschow sein Büro gehabt habe.

Auch Piraten-Ratsherr Torbjörn Bartels erfuhr Widerspruch für seine Bemerkung, die Lüneburger hätten die Zeit für eine geschichtliche Aufarbeitung offenbar nicht genutzt und würden erst jetzt langsam mit der Aufarbeitung beginnen. Dem widersprachen die beiden Fraktionsvorsitzenden Heiko Dörbaum von der SPD und Andreas Meihsies von den Grünen.

Als letzter Redner ergriff Oberbürgermeister Mädge hierzu das Wort. Er beklagte, dass eine Diskussion hierüber kaum möglich sei, "ohne in die eine oder die andere Ecke gestellt zu werden". Er stellte klar, dass die Stadt verpflichtet sei, die Denkmale zu sanieren. Außerdem sei eine Umsetzung eines Denkmals nur möglich, wenn der neue Standort dem bisherigen entspreche. "Jede Zeit hat ihre Denkmale, man muss alles betrachten", sagte Mädge. Er regte an, die Zeit der Sanierung für eine ausführliche Diskussion im Kulturausschuss zu nutzen, "er ist einer der besten, den wir je hatten", so Mädge.

Am Ende machte auch die Abstimmung über das Thema die unterschiedlichen Positionen im Rat noch einmal deutlich. Während sich CDU, FDP und RRP für die Sanierung und Beibehaltung des jetzigen Standorts der Denkmale aussprachen und damit für die ursprüngliche Formulierung des Antrags, fand der neue Antrag Zustimmung bei SPD, Grünen, FDP und Piraten. Dieser sieht zunächst nur die Sanierung der Denkmale vor, die Frage des künftigen Standorts soll im Kulturausschuss geklärt werden.

Ein in der Sitzung eingebrachter Antrag der Linken, die Abstimmung zu verschieben, um das Gespräch mit Organisationen wie dem VVNBDA und der "Geschichtswerkstatt" zu führen, fand keine Mehrheit.