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"Notfalls ziviler Ungehorsam"

Hansestadt, 02.04.2012 - Der Luftsportverein Lüneburg (LVL) wird in den nächsten Tagen bei der Stadt Lüneburg einen Antrag auf Verlängerung des gemeinsamen Pachtvertrags für die Nutzung des Lüneburger Flugplatzes stellen. Dies kündigte der Verein gegenüber LGheute an. Damit reagiert der LVL auf die offene Situation um die Zukunft des Flugplatzes, die sich durch das unerwartete Abstimmungs-Patt vor zwei Wochen im Lüneburger Stadtrat ergeben hat.

Der Vorsitzende des LVL, Richard Meier, kündigte an, den Antrag in den kommenden Tagen bei der Stadt einzureichen, um endlich die für den Verein notwendige Planungssicherheit für den Ende 2015 auslaufenden Pachtvertrag zu erhalten. Er sei bereit, der Stadt ein Sonderkündigungsrecht einzuräumen, allerdings nur im Gegenzug für einen unbefristeten Vertrag. "Ich sehe nicht, dass in zehn Jahren Schluss ist", sagt Meier mit Blick auf die Situation, dass es im Rat der Stadt vermutlich auf eine auf maximal zehn Jahre befristete Lösung hinauslaufe.

Wie berichtet (LGheute vom 22.03.2012), hatte es im Rat weder eine Mehrheit für das von den Grünen geforderte sofortige Auslaufen des Vertrages noch für die von der CDU vorgeschlagene unbefristete Vertragsverlängerung und Verschwenkung der Startbahn nach Osten gegeben. Größte Zustimmung fand lediglich die von der SPD eingebrachte Variante, den Vertrag für höchstens zehn Jahre weiterlaufen zu lassen, danach aber dann endgültig den Flugbetrieb zu beenden. Aber auch dieser Vorschlag scheiterte letztlich an einem 19:19-Unentschieden.

Meier macht keinen Hehl daraus, dass er mit der derzeitigen Situation alles andere als glücklich ist: "Wir treten hier auf der Stelle. Ich finde es schofelig, was mit uns gemacht wird". Als Vereinsvorsitzender frage er sich, was da los sei. Im Gegensatz zum LVL würden andere Sportvereine ihren Platz kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen "oder auch mal mit einem Betrag von 100.000 Euro bedacht werden", wie Meier mit Blick auf die von Oberbürgermeister Ulrich Mädge in Aussicht gestellte Summe bei einer Fusion von LSK und VfL anmerkte (LGheute berichtete).

An Aufgabe denke er aber nicht. "Ich erkenne deutlich, dass es im Rat eine breite Mehrheit dafür gibt, den Verein und den Platz zumindest für die nächsten zehn Jahre zu erhalten", so Meier. Um den Platz auch in Zukunft nutzen und Flugzeuge beim Start früher abdrehen lassen zu können, will der LVL die Bahn um 300 Meter nach Osten verschieben. "Das ist auch ohne Planfeststellungsverfahren möglich", ist sich Meier sicher, der die Graspiste zudem auf Kosten des Vereins mit Rasengittersteinen versehen will, auch, um die Startphase zu verkürzen.

|| Auch Flugplatz-Gegner unzufrieden ||

Das sehen die Flugplatz-Gegner indes anders. "Die Entscheidung ist nur vertagt", sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüneburg gegen Fluglärm, Dieter Lange, und ergänzt: "Erschreckend, wie eine Partei und auch vereinzelte Ratsmitglieder trotz erdrückender Argumente und letztlich der fundierten Stellungnahme der Stadtverwaltung zum Antrag der CDU unkritisch die Position des Luftsportvereins einnehmen."

Ohnehin kann Lange die anhaltende Diskussion um den Fluplatz nicht nachvollziehen. "Wer zum Segeln an die Ostsee oder zum Reiten nach Luhmühlen will, muss für seinen Sport auch Fahrtzeiten in Kauf nehmen". Die Segelflieger könnten seiner Meinung nach genau so gut in Boberg oder Lüchow-Rehrbeck starten. Auch die vom LVL immer wieder betonte Bedeutung des Flugplatzes für die regionale Wirtschaft ist für die Flugplatz-Gegner nicht stichhaltig. "Nur sechs Unternehmen in Lüneburg benötigen den Sonderlandeplatz, nur wenige der Flüge sind gewerblich", zählt Lange auf.

Jeder der Betroffenen wisse, dass der Platz nicht zu halten sei, ist sich Lange sicher. Ein Ende des Flugbetriebes aber erst in zehn Jahren kommt für die Flugplatz-Gegner nicht in Frage. "Wenn der Vertrag für zehn Jahre verlängert wird, wird auch die Gefährdung für zehn Jahre verlängert," so Lange, der daran erinnert, dass die Stadt in ihrer Stellungnahme selber auf zunehmende Sicherheitsprobleme durch Schäden auf der Startbahn hingewiesen habe. "Hierzu werden wir die Aufsichtsbehörde, die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, einschalten", kündigte Lange an.

|| "Notfalls ziviler Ungehorsam" ||

Dass sich der LVL mit einem zeitlich befristeten Flugbetrieb abfinden werde, damit ist vorerst nicht zu rechnen. "Wir sind seit 25 Jahren Spielball der Politik und sollen nun aus einer politischen Laune heraus platt gemacht werden, das werden wir nicht akzeptieren", sagt Meier und zog eine Parallele zur Hamburger Hafenstraße. "Notfalls hilft da nur noch ziviler Ungehorsam", zeigt Meier sich kämpferisch.