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"Verlust für das öffentliche Leben in Lüneburg"

Offener Brief der Bundestagsabgeordneten Johanna Voß an die Bewohner der Frommestraße

Hansestadt, 18.05.2012 - In einem offenen Brief an die Bewohner der Frommestraße 5 fordert die Bundestagsabgeordnete Johanna Voß (Die Linke) die Stadt Lüneburg auf, den Bewohnern des einsturzgefährdeten Hauses neuen attraktiven alternativen Wohnraum anzubieten. Zugleich kritisiert Voß die Wohnraumpolitik der Hansestadt. Anlass ihres Schreibens ist die morgen stattfindende Abschiedsfeier in der Frommestraße 5.

"Mit Bedauern verfolge ich die jüngsten Entwicklungen bezüglich des Abrisses in der Frommestraße 5. Dieser wurde schneller beschlossen, als uns allen lieb ist", schreibt Voß. Sie ist seit dem 1. November 2010 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Dr. Hermann Schui im Bundestag.

Mitte April hatte die Stadt bekannt gegeben, dass die Standsicherheit des Hauses Frommestraße 5 aufgrund neuer gutachterlicher Erkenntnisse nicht mehr gegeben sei. Die Stadt hatte dann anstelle des Eigentümers, der sich im Ausland aufhält, dort aber nicht auffindbar ist, kurzfristig provisorische Sicherungsmaßnahmen vornehmen lassen. Eine Woche später wurde den Bewohnern auf einer Informationsveranstaltung mitgeteilt, dass sie das Haus bis Mitte Juni 2012 aus Sicherheitsgründen räumen müssen (LGheute berichtete).

"Die Stadt überrascht von einem Tag auf den andern mit einem Gutachten, welches die Unbewohnbarkeit Ihres Zuhauses attestiert", so Voß weiter. Die Frage, ob durch einen frühzeitigen Eingriff zur Sicherung des Gebäudes der aktuelle Zustand hätte verhindert werden können, sei aber leider offen geblieben.

Voß kritisiert in ihrem Brief, dass dies sinnbildlich sei für eine unsoziale Wohnraumpolitik, wie sie bundesweit in kulturellen Metropolen betrieben werde. Gerade die alternativen Wohngemeinschaften seien es, die zu einem für alle attraktiven bunten Leben in der Stadt beitrügen. Dies gelte vor allem für die Bewohner der Frommestraße 5. "Ich bin überzeugt, dass Ihr bei Eurer Abschiedsfeier nochmals eindrücklich unterstreicht, welch ein Verlust der Abriss eures Zuhauses für das öffentliche Leben in Lüneburg darstellt", hebt die Bundestagsabgeordnete hervor.

|| Neues Zuhause für Frommestraßen-Bewohner weiterhin offen ||

Anlässlich des bevorstehenden Auszugs der Bewohner von Haus 5 findet morgen in der Frommestraße ein Abschiedsfest statt, in den nächsten Tagen soll noch eine Demonstration folgen, mit der nochmals auf die Situation in der Frommestraße aufmerksam gemacht werden soll.

Nach wie vor ist nicht geklärt, wo die 26 Mieter nach ihrem Auszug aus der Frommestraße 5 unterkommen. Die Stadt hatte ihnen zwar zugesichert, sie bei der Suche nach neuem Wohnraum im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen. Oberbürgermeister Ulrich Mädge dämpfte aber Hoffnungen, ihnen seitens der Stadt adäquaten Wohnraum zur Frommestraße 5 anbieten zu können. Für ein alternatives Wohnprojekt, wie es die Bewohner auch nach der Frommestraße anstreben, habe die Stadt nicht die passenden Immobilien, so Mädge. Allenfalls kämen Gebäude in der Schlieffenkaserne hierfür in Frage, doch liege dies nicht in der Entscheidung der Stadt, sagte der Oberbürgermeister.