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Die Tage für die Frommestraße 5 laufen ab

Räumung des einsturzgefährdeten Hauses am 18. Juni - Stadt sucht nach Alternativen

Hansestadt, 03.06.2012 - Mitte Juni müssen die Bewohner des einsturzgefährdeten Hauses Frommestraße Nr. 5 ihre Wohnungen verlassen haben, doch noch ist für die meisten unklar, wo sie anschließend unterkommen sollen. Die Stadt Lüneburg, unfreiwillig Verantwortliche in diesem Prozess, bietet zwar Unterstützung und Zwischenlösungen an, aber die scheinen für die Bewohner nicht annehmbar zu sein. Sie befürchten eine Zersplitterung ihrer bestehenden Haus- und Wohnungsgemeinschaften.

"In Anbetracht der Gefahr für Leib oder Leben der Mieterinnen und Mieter in dem Haus Nr. 5 waren Maßnahmen zur Sofortsicherung des Gebäudes und zur Vorbereitung einer zeitnahen Räumung des Gebäudes unvermeidbar", erklären die Ratsmitglieder Heiko Dörbaum (SPD) und Sebastian Heilmann (Grüne), die jetzt noch einmal betonen, dass die Stadtverwaltung dabei Unterstützung leiste und unbürokratische Hilfe bei der Suche nach adäquatem Wohnraum anbiete.

Doch dieser ist in Lüneburg nicht so leicht zu finden. Gegenüber den Frommestraßen-Bewohnern hatte Oberbürgermeister Ulrich Mädge als Notlösung Wohnungen der stadteigenen Wohnungbaugesellschaft Lüwobau angeboten (LGheute berichtete), allerdings stieß dieses Angebot bei den Bewohnern auf wenig Gegenliebe. Sie befürchten, dass ihr alternatives Wohnprojekt in der Frommestraße scheitern werde, sobald sie das Haus verlassen und in unterschiedliche Quartiere ausweichen müssen, selbst wenn dieses nur befristet vorgesehen sei.

Ein Ausweg aus dieser Situation ist derzeit nicht erkennbar, auch wenn Lüneburger Politiker Verständnis für die Frommestraßen-Bewohner aufbringen. "Wir wollen aktiv zur Erhaltung alternativer Lebensformen in Lüneburg beitragen, so auch dem der 'Fromme', egal an welchem Ort“, betont Heilmann, der selber einige Jahre in der Frommestraße gelebt hat. Aber auch der Grünen-Politiker weiß: "Die Möglichkeit des Wohnens in der Frommestraße 5 wird vorerst nicht möglich sein." Gleichwohl verspricht Heilmann, den von den Mietern gegründeten Verein "Inico" tatkräftig bei der Suche nach einem Neuanfang zu unterstützen.

|| "Wir werden Lösungen finden" ||

Zuversichtlicher zeigt sich indes Heiko Dörbaum: "Wir werden sicher mittelfristig auch Lösungen im Sinne der Mieterinnen und Mieter der Frommestraße finden." Allerdings werde man das nicht von Heute auf Morgen leisten können, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende, für den auch die Prüfung einer möglichen Sanierung des einsturzgefährdeten Hauses weiterhin wichtig sei.

Auch die von Oberbürgermeister Ulrich Mädge im April in den Blick gefasste Möglichkeit zur Nutzung frei werdender Kasernengebäude ist offenbar noch nicht vom Tisch. Bei einem gemeinsamen Gespräch des Lüneburger Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols und Oberbürgermeister Ulrich Mädge mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Kossendey im Bundesministerium der Verteidigung in der vergangenen Woche habe man am Rande auch über dieses Thema gesprochen, informierte Eckhard Pols. Mit einer kurzfristigen Lösung sei aber auch hier nicht zu rechnen.

Eine weitere Variante könnte nach Auffassung von Pols das Anna-Vogeley-Heim am Bockelsberg sein. Das Problem hier sei, dass die Stadt nur Teil-Eigentümer des leerstehenden Gebäudes sei. Ob auch die übrigen Eigentümer einer Nutzung des Gebäudes für ein alternatives Wohnprojekt der Frommestraßen-Bewohner zustimmen, sei völlig offen, so Pols.

|| Am 18. Juni soll geräumt werden  ||

Viel Zeit bleibt den Bewohnern und der Stadt für eine für beide Seiten akzeptable Lösung nicht mehr, denn am 18. Juni soll die Räumung der Frommestraße 5 erfolgen - vorausgesetzt, dass die Mieter dann nicht doch schon etwas Passendes gefunden haben.