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Missklänge vor der Räumung

Frommestraßen-Bewohner vermuten Tricksereien - Mahnwachen und Kunstaktion angekündigt

Hansestadt, 15.06.2012 - Scharfe Töne drohten das heute angesetzte Treffen von Oberbürgermeister Ulrich Mädge mit Bewohnern der Frommestraße kurzfristig in ein ungutes Klima zu rücken. Die Bürgerinitiative FrommeBastion hatte den Vorwurf eines "abgekarterten Spiels" zwischen der Stadt und Eigentümer Sallier laut werden lassen. Die Stadt mahnte daraufhin eine sachliche Debatte an. Beim Treffen selbst ging es dann wieder konstruktiver zu.

"Es ist schade, wenn die Gesprächsatmosphäre durch so eine Pressearbeit getrübt wird. Aber es ist leider üblich geworden, mit Unterstellungen ohne jegliche Nachweise Stimmung zu machen, wenn einem die sachlichen Argumente ausgehen." Oberbürgermeister Ulrich Mädge war offenbar nicht sehr beglückt über die Vorwürfe der Bürgerinitiative FrommeBastion, die kurz vor dem heute angesetzten Gesprächstermin per Pressemitteilung verbreitet wurden.

In ihrer Pressemitteilung formulierte die Bürgerinitiative einen Zusammenhang zwischen dem von der Stadt angesetzten Räumungstermin und der Räumungsklage, die von dem Eigentümer der Frommestraße 4, dem Lüneburger Immobilienmakler Jürgen Sallier, beantragt wurde. "Die B.I. FrommeBastion wirft dem Investor Sallier vor, sich mit der Stadt abgestimmt zu haben, um beide Häuser zeitnah leer zu bekommen, damit den Abrissanträgen schnellstmöglich stattgegeben werden kann", heißt es in der Pressemitteilung der BI.

Die Stadt selbst ging auf die Vorwürfe nicht weiter ein, erneuerte aber ihren Appell an Bewohner und Sympathisanten der Frommestraße, das Haus friedlich zu räumen und die Regeln für angemeldete Versammlungen einzuhalten. "Wir machen das alles nicht zum Spaß. Aber wir sind auch für die Sicherheit derjenigen verantwortlich, die uneinsichtig sind", sagte Mädge.

|| Schlüsselübergabe mit OB ||

Zu einer Eskalation im Rahmen des für kommenden Montag, 18. Juni, angesetzten Räumungstermins wird es wohl dennoch nicht kommen. Die Frommestraßen-Bewohner hatten bereits vorab erklärt, von spektakulären Aktionen abzusehen (LGheute berichtete). Unterdessen finden dort die Vorbereitungen für die Räumung des Hauses statt. "Wir sind hier seit Tagen dabei, unsere Wohnungen frei zu machen. Doch viele von uns wissen immer noch nicht, wo sie ab Montag bleiben sollen", beschreibt Jana Terpelle die Situation, wohl wissend, wie sehr dies auf ihren Mitbewohnern lastet.

Gleichwohl wird am Montag Polizei bereit stehen, um gegebenenfalls die angeordnete Räumung auch durchsetzen zu können. "Die Stadt sicherte uns bei unserem Treffen heute Nachmittag aber zu, dass sich die Polizei im Hintergrund halten wird", äußert sich Terpelle erleichtert.

Oberbürgermeister Mädge kündigte an, am Montag um 8 Uhr selber zur Schlüsselübergabe vor Ort zu sein. Ob bis dahin auch sämtliche 26 Bewohner der Frommestraße 5 eine neue Unterkunft haben, ist nach wie vor offen. "Uns wurde mitgeteilt, dass für den Notfall die Sporthalle der Grundschule Lüne für uns bereit steht", sagt Terpelle, die selber bei Freunden vorübergehend unterkommen wird.

Neben der Lüwobau und dem Bereich Soziale Dienste hat zwischenzeitlich auch die Lüneburger Campus GmbH erklärt, Bewohner der Frommestraße aufnehmen zu können. Sie unterhält zahlreiche Appartments und Wohnungen im universitären Umfeld.

|| Kunstaktion und Mahnwache für die Frommestraße ||

Vor dem Hintergrund der anstehenden Räumung der Frommestraße 5 wurde für kommenden Montag und Dienstag auf dem Rathausplatz eine Kunstaktion angekündigt, "die den Bedarf nach alternativen Wohn- und Lebensräumen in der Stadt Lüneburg ausdrücken soll", wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt. Ab Montag, 18 Uhr, bis Dienstagmittag werden ein Schrank und weitere Möbelstücke auf dem Marktplatz postiert. Etwa 15 Teilnehmer. werden für die "Übernachtungsaktion" erwartet. Die Stadt weist aber vorsorglich daruf hin, dass eine Übernachtung auf dem Marktplatz nicht zulässig ist.

Bereits ab Sonnabendmorgen bis Mittwochabend, also vom 16. bis 20. Juni, ist jeweils tagsüber bis 23 Uhr eine Mahnwache mit Infostand im Scunthorpe-Park an der Frommestraße angemeldet. Mit bis zu 100 Teilnehmern wird gerechnet, darunter vor allem Bewohner aus der Frommestraße, Hindenburgstraße und Am Springintgut.