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Lüneburg geht beim Weltkulturerbe leer aus

Bewerbung der Hansestadt für Weltkulturerbetitel hatte in Hannover keine Chance

Hansestadt, 18.06.2012 - Lüneburg wird vorerst auf den begehrten Weltkulturerbetitel der UNESCO verzichten müssen. Das Land Niedersachsen hat heute seine Kandidaten für künftige Welterbeanträge bekannt gegeben: Es sind die beiden Kulturlandschaften "Altes Land" und die "Rundlingdörfer im Hannoverschen Wendland", die für die sogenannte Tentativliste angemeldet werden. Oberbürgermeister Ulrich Mädge zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung in Hannover.

"Wir bedauern sehr, dass Lüneburg nicht dabei ist, obwohl es so prominente Fürsprecher wie den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff und den obersten Denkmalschützer Professor Gottfried Kiesow gab", sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge zu der Entscheidung.

Niedersachsen kann wie alle Bundesländer zwei Vorschläge bei der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (KMK) einreichen. Im vergangenen Jahr hatte sich das Kulturministerium mit den Kommunalen Spitzenverbänden abgestimmt und alle Kommunen, die untere Denkmalschutzbehörden sind, um Vorschläge für mögliche Welterbestätten gebeten. Beworben haben sich neben den beiden ausgewählten Kandidaten die Kulturlandschaft "Lüneburger Heide", die Lüneburger Altstadt und die Sigwardskirche in Idensen (Stadt Wunstorf).

"Wir wollen mit unseren Vorschlägen für die Tentativliste den hohen Ansprüchen der UNESCO gerecht werden. Deshalb haben wir alle fünf Bewerbungen in einem zweistufigen Verfahren durch Experten prüfen lassen. Unsere beiden Kandidaten erfüllen das UNESCO-Kriterium des 'außergewöhnlichen universellen Wertes'. Beide vertreten die bisher unterrepräsentierten Kategorie der Kulturlandschaften, was die Chance auf Berücksichtigung erhöht", begründete Kulturministerin Johanna Wanka die Entscheidung.

|| Lüneburg lehnt Altenativ-Vorschläge aus Hannover ab ||

Der Hansestadt Lüneburg wurde für ihren Antrag "Altstadt Lüneburg" empfohlen, gemeinsam mit vergleichbaren "Salzorten" einen sogenannten transnationalen, seriellen Antrag anzustreben, heißt es in der Pressemitteilung des Kultusministeriums. Mit den Antragstellern für die Kulturlandschaft Lüneburger Heide wurde erörtert, ob ebenfalls ein solcher Antrag gemeinsam mit anderen "agro-pastoralen" Orten sinnvoll sei. Diese Art von Anträgen wird unabhängig von nationalen Tentativlisten bei der UNESCO bearbeitet. Damit haben sie ebenfalls zusammen mit Partnern die Chance, Weltkulturerbe zu werden.

Beides kommt für Mädge jedoch nicht in Frage. "So ein Antrag schreibt sich nicht mit links, da steckt eine Menge Geld und Arbeit drin, erst recht, wenn er noch mit anderen Staaten abgestimmt werden soll." Für das Votum des Landes bringt Lüneburgs Oberbürgermeister ebenfalls kein Verständnis auf: "Das ist wieder so eine hannöversche Entscheidung, die nicht zu erklären ist. Dabei gab es seit dem Tag des offenen Denkmals vor zwei Jahren in Lüneburg viele wohlwollende Signale bis hin zur Ministerin."

|| "Rundlingsdörfer" und "Altes Land" machten das Rennen ||

Die "Rundlingsdörfer des Hannoverschen Wendlandes" sind eine Auswahl von zwanzig prägnanten hochmittelalterlichen Kolonisationssiedlungen im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Sie gehören zu den unterrepräsentierten Kategorien der Kulturlandschaften und der bäuerlichen Architektur. Ihre Einzigartigkeit drückt sich durch das Zusammenspiel eines prägnanten Ortsgrundrisses, einer großen Dichte an giebelständig auf den zentralen Platz ausgerichteten Niederdeutschen Hallenhäusern sowie einer regional spezifischen Ausprägung dieses Haustyps aus.

Das "Alte Land" gehört ebenfalls zu den unterrepräsentierten Kategorien der Kulturlandschaften und der bäuerlichen Architektur. Die Landschaft ist ein herausragendes Beispiel einer hochmittelalterlichen Kolonisation durch Entwässerung des Sumpflandes durch holländische Siedler. Die damals angelegten linearen Strukturen der Landschaft sind gut erhalten, die zugehörigen Siedlungsstrukturen werden durch einen reichen und dichten bäuerlichen Gebäudebestand ergänzt. Auch der heute vorherrschende Obstanbau weist eine Kontinuität seit dem späten Mittelalter auf.

Niedersachsen wird seine beiden Kandidaten bis zum 31. Juli bei der KMK melden. Der Kulturausschuss der KMK wird dann im kommenden Jahr alle Ländervorschläge von einer eigenen Expertengruppe evaluieren lassen. Das Land besitzt bereits vier UNESCO-Welterbestätten: das Wattenmeer als Weltnaturerbe sowie die UNESCO-Weltkulturerbestätten Hildesheimer Dom St. Mariae und der Kirche St. Michael, dem Erzbergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar und seit 2010 erweitert um die Oberharzer Wasserwirtschaft sowie seit vergangenem Jahr das Fagus-Werk in Alfeld (Leine).