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Frommestraße 4 muss bis 1. November geräumt sein

Hansestadt, 30.09.2012 - Die verbliebenen elf Bewohnerinnen und Bewohner der Frommestraße 4 müssen bis spätestens 1. November 2012 ihre Wohnungen räumen. Dies hat die Hansestadt Lüneburg mittels so genannter Duldungsverfügung angeordnet. "Wir haben leider keine andere Wahl. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass das Haus nicht mehr standsicher ist", sagt Stadtbaurätin Heike Gundermann.

Neben den Bewohnern hat auch Haus-Eigentümer Jürgen Sallier einen Brief von der Stadt bekommen. "Wir haben ihm eine Nutzungsuntersagung zugeschickt. Er hat sie akzeptiert und wird dagegen nicht juristisch vorgehen", so Gundermann, denn sowohl der Statiker des Hauseigentümers als auch das Prüfstatikbüro der Hansestadt waren bei aktuellen Begehungen und Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass das Haus nicht mehr standsicher ist.

Sallier strebt bereits seit längerem den Abriss des Gebäudes an. Erst kürzlich hatte er der Stadt ein Nutzungsgutachten vorgelegt, das nach Auskunft der Stadt die Unwirtschaftlichkeit des Gebäudes belege. Dieser Nachweis war Voraussetzung, um die Frommestraße 4 wieder aus dem Denkmalschutz herausnehmen zu können. Erst nach Aufhebung des Denkmalschutzes ist ein Abriss des Gebäudes möglich (LGheute berichtete).

"Im August 2011 hatten die Gutachter des von uns beauftragten Prüfstatikbüros dem Haus noch eine Standzeit von etwa acht Jahren eingeräumt, wenn bestimmte Sicherungsmaßnahmen umgesetzt werden. Innerhalb eines Jahres hat sich die Situation deutlich verschlechtert", erklärt die Stadtbaurätin.

So habe die Senkungsgeschwindigkeit deutlich zugenommen. Noch im August letzten Jahres waren die Gutachter von einer Senkung von 12 Zentimetern pro Jahr ausgegangen, zu Jahresbeginn lag der Wert bei 25 Zentimetern und aktuell bei 19 Zentimetern. Dadurch habe sich innerhalb eines Jahres das gesamte Haus nochmals um mehr als 5 Zentimeter geneigt, Zwangsspannungen hätten sich aufgebaut. Sollten sich diese Spannungen ruckartig lösen, könnten sich vorhandene Risse schlagartig vergrößern, so die Stadt.

Inzwischen habe die Stadt auch die Kellerdecke des Hauses gründlich untersuchen können. Es handelt sich dabei um eine nicht tragfähige Ziegeldecke zwischen Stahlträgern, die schon zahlreiche, deutliche Risse zeige. Ein Einsturz der Kellerdecke drohe, und das hätte Folgen für andere Teile des Gebäudes.

Ein weiterer Knackpunkt seien fehlende Giebelanker im Ostgiebel des Dachgeschosses. Der Giebel halte nur noch durch die Dachabdichtung und weil er sich durch die Schiefstellung mit dem Mauerwerk verkantet habe. Da auf der Seite zum Hof hin auch ein Türsturz gerissen ist, sei dieser Gebäudeteil inklusive des Treppenhauses nicht mehr tragfähig.

Die Hansestadt hat, wie zuvor auch schon bei der Frommestraße 5, den Bewohnerinnen und Bewohnern Hilfe bei der Unterbringung angeboten.