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Die letzte Nacht der Frommestraße 4

Bewohner rechnen mit Räumung am Montagmorgen

Hansestadt, 11.11.2012 - Für die Bewohner der Frommestraße 4 bricht in wenigen Stunden die letzte Nacht in dem einsturzgefährdeten Gebäude an, bis morgen müssen sie auf Anordnung der Stadt das Haus geräumt haben. An ihrem letzten Abend wollen die wenigen noch verbliebenen Bewohner ihr Haus noch einmal für die Öffentlichkeit öffnen. Unterdessen gehen die Planungen für die Nachnutzung des Geländes weiter.

Ab 18 Uhr steht das Haus Interessierten und Freunden der Frommestraße offen, geplant ist auch ein Info-Plenum, und wer möchte, kann dort sogar übernachten.

Mit der morgigen Räumung des Hauses durch die Stadt endet ein jahrelanges Tauziehen um den Verbleib im Haus und eine mögliche Rettung des Gebäudes. Immer wieder hatten sich die Bewohner dem Vorhaben des Eigentümers, dem Lüneburger Investor Sallier, nach Räumung widersetzen können. Ursprüngliche Pläne Salliers, das Gebäude abzureißen, um dort neuen Wohnraum zu schaffen, musste dieser aufgeben, da die Stadt einer Bebauung in dem stark durch Bodensenkungen gefährdeten Bereich nicht zustimmte.

Erst vor wenigen Wochen wendete sich das Blatt, als Sallier den Nachweis des unwirtschaftlichen Betriebs der Frommestraße 4 erbrachte. Dieser Nachweis war Voraussetzung, um den Denkmalschutz des bislang geschützten Gebäudes aufheben zu können (LGheute berichtete).

Die Stadt als Untere Denkmalschutzbehörde hatte sich der Argumentation Salliers angeschlossen, wenngleich, wie Michèl Pauly, Fraktionsvorsitzender der Links-Partei informierte, sie im Gegensatz zur Oberen Denkmalschutzbehörde deutlich kritischer an die Bewertung herangegangen sei. Pauly, der angekündigt hatte, Einblick in die vertraulichen Unterlagen nehmen zu wollen, räumte ein, dass mit dem geplanten Abriss der Frommestraße 5 ein wirtschaftlicher Betrieb für die Frommestraße 4 nicht mehr darstellbar sei. "Mit dem Aus für die Frommestraße 5 ist das Schicksal auch von Nummer 4 besiegelt", so Pauly.

Weitere Klagen gegen den Räumungsbeschluss, wie sie zumindest von einem Bewohner der Frommestraße 4 noch erwogen werden, hält Pauly daher auch für aussichtslos: "Selbst wenn die Mieten steigen würden und die Frommestraße 4 wieder komplett vermietet wäre, würde sich der Betrieb nicht mehr rechnen." Anders sähe es nach Ansicht des linken Fraktionschefs aus, wenn der - nach wie vor unauffindbare - Eigentümer der Frommestraße 5 seinen Instandhaltungspflichten nachgekommen wäre und das Haus jetzt nicht abgerissen werden müsste, da die Aufwendungen für den Erhalt der Frommestraße 4 dann deutlich geringer ausfallen würden.

Die Bewohner der Frommestraße 4 erwartet nun das gleiche Schicksal wie zuvor schon die Bewohner von Nummer 5: Auch sie müssen sich kurzfristig eine neue und für sie bezahlbare Unterkunft suchen. Die Stadt hat hierbei erneut Hilfe und Unterstützung angeboten. Pläne, hierfür Räume im früheren Anna-Vogeley-Heim nutzen zu können, scheinen allem Anschein nach schon in Kürze umgesetzt werden zu können.

Wie es auf dem Gelände der demnächst abgerissenen Frommestraßen-Gebäude 4 und 5 weitergeht, ist derzeit noch nicht ausgemacht. Die Stadt prüft derzeit, das Gebiet um die Frommestraße zum Sanierungsgebiet zu erklären. Dadurch könnten dann bei anstehenden Investitionen zwei Drittel der Kosten, die beispielsweise für statische Leistungen oder auch Stabilisierung des Untergrunds aufgebracht werden müssten, von Bund und Land übernommen werden, nur ein Drittel müsste die Stadt selber tragen. Diese Mittel würden auch privaten Investoren zugute kommen.