header

Es stockt bei den Sause-Leuten

Die Lüneburg Marketing GmbH sucht wieder - Rätsel und Fragen um die Dauerbaustelle

Lüneburg, 01.02.2013 - "Sie sind routiniert in der Abwicklung von Großveranstaltungen im öffentlichen Raum, haben profundes Wissen und Erfahrung mit allen Teilaspekten der Veranstaltungsorganisation." Noch immer sucht die Lüneburg Marketing GmbH mit diesen Zeilen im Internet einen neuen Veranstaltungsmanager. Besonders attraktiv aber scheint das Angebot der Gesellschaft nicht zu sein. Selbst der zuletzt für den Job vorgesehene Hoffnungsträger hatte kurzfristig wieder abgesagt und ist lieber bei den Kurpackungen in Bad Bevensen geblieben. Und mit der Entscheidung, eine Hamburger Agentur für das Veranstaltungsmanagement der Hansestadt zu beauftragen, haben die Marketing-Verantwortlichen die Hoffnung auf eine schnelle Neubesetzung allem Anschein nach auch schon aufgegeben.

Personelle Notstände sind in der Lüneburg Marketing GmbH nichts Ungewöhnliches. Reihenweise wechselten dort nicht nur die Mitarbeiter, auch die Geschäftsführer gaben sich in den vergangenen Jahren gleich mehrfach die Klinke in die Hand. Nach dem letzten Wechsel, der im Sommer 2011 Stefan Pruschwitz ins Amt brachte, erhoffte sich nicht nur der Aufsichtsrat endlich mehr Ruhe im Team der Marketing-Mannschaft.

Doch das Veranstaltungsmanagement, das Kernressort innerhalb des Stadtmarketings, scheint ein undankbarer Job zu sein. Immer wieder werfen motivierte Fachleute schon nach kurzer Zeit hin oder - wie im jüngsten Fall - treten den neuen Job lieber gar nicht erst an. Was ist los in der Marketing-Truppe? Woran liegt es, dass keine Kontinuität und Ruhe in die GmbH kommt, die für ein positives Image der Hansestadt und nicht für Negativ-Schlagzeilen außerhalb der Stadtmauern sorgen soll?

Die Erwartungen der Stadt, allen voran der Lüneburger Bierbuden-Besitzer, an die Veranstaltungsmacher sind groß. Immer mehr Gäste sollen mit immer größeren Veranstaltungen in die Stadt gelockt werden, damit die Kasse klingelt und der Umsatz stimmt. Das Lüneburger Stadtfest, ehemals eine von vielen Menschen der Region geschätzte überschaubare Lokalveranstaltung, ist inzwischen eine bühnenüberfrachtete Mega-Sause, für die Lüneburger Schausteller aber die wichtigste Veranstaltung des Jahres.

Drei Tage sorgt jedes Jahr die Marketing-Truppe dafür, dass auf den inzwischen acht Bühnen Perma-Stimmung herrscht, damit der Absatz von Bier und Bratwürsten nicht zum Stocken kommt. Doch es gibt bereits Überlegungen, die Anzahl der Bühnen in diesem jahr noch einmal zu erhöhen - so hätten dann noch ein paar mehr Buden Platz an den begehrten Orten des Geschäfts.

Was für das Stadtfest gilt, gilt natürlich für alle anderen Veranstaltungen in Lüneburg auch. Ob Sülfmeisterfest oder Kinderfest, das Prinzip ist stets das Gleiche: Große Spaßveranstaltungen nicht unter einem Tag Dauer, da sich sonst Auf- und Abbau der Buden nicht rechnet.

Doch warum lassen sich keine Veranstaltungsmanager für diese Großereignisse mehr finden? Ein Grund mag sein, dass die Erwartungen inzwischen vielleicht doch bereits überzogen sind. Denn dem Vernehmen nach müssen die Veranstaltungsmanager nicht nur die inzwischen aus den Fugen geratenenen Veranstaltungen organisieren, sondern auch noch für die Finanzierung selber sorgen, da die Etats der GmbH offenbar nicht genug hergeben. Dass gute Leute sich dann lieber woanders umschauen, verwundert nicht.

Beim sogenannten Kinderfest lassen sich die Konsequenzen aus der Einwerbung von Sponsoring-Mitteln sehr gut ablesen: Die halbe Veranstaltungsfläche ist komplett an die Promotion-Abteilung von RTL 2 abgegeben, die mit Bühnen-Truck und Hüpfburgen Stimmung für Lego, Kinderschokolade und Walt Disney macht. Dass hierzu noch keine kritischen Stimmen in der Stadt zu vernehmen waren, kann man wohl auch nur damit erklären, dass diese immer noch mit der Umbenennung von Straßennamen beschäftigt sind.

Kann man also nur noch hoffen, dass die Hamburger Agentur, die jetzt die Lüneburger Veranstaltungsgeschicke in die Hand nehmen soll, auch die richtigen Ideen und Konzepte mitbringt. Hinter vorgehaltener Hand wird bereits gemunkelt, ein Dauer-Stadtfest zu etablieren - es soll dann von Januar bis Dezember auf den Sülzwiesen stattfinden.