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Kein Personenkult mehr in Lüneburg

Piraten wollen Straßenbenennungen nach Personen abschaffen

Lüneburg, 20.03.2013 - Ulrich-Mädge-Allee? Eckhard-Pols-Straße? Andreas-Meihsies-Gasse? Wenn es nach dem Willen der Lüneburger Piraten geht, soll es so etwas künftig nicht mehr geben. Für die morgige Ratssitzung haben sie deshalb den Antrag gestellt, Straßen nicht mehr nach Personen zu benennen. Sie begründen ihren Antrag mit einem hohen Aufwand für Verwaltung und Betroffene sowie mit der nicht auszuschließenden Möglichkeit, vielleicht doch wieder die falschen Leute geehrt zu haben, wie die aktuellen Umbenennungsaktivitäten in der Hansestadt zeigen.

Bereits im Januar diskutierte der Rat ausführlich über die Umbenennung der Land-Albrecht-Straße, aktuell steht die Hindenburgstraße auf dem Prüfstand (LGheute berichtete). "Die Straße mit dem schönen Namen Gartenstraße wurde in Hindenburgstraße umbenannt, um eine Person des Zeitgeschehens zu ehren. Heute wird Hindenburg anders bewertet als zum Zeitpunkt der Umbenennung. Das kann bei jeder Person, nach der eihne Straße neu benannt wird, in Zukunft wieder passieren", begründet Torbjörn Bartels, Fraktionsvorsitzender der Piraten im Lüneburger Stadtrat, den Antrag.

Doch die Piraten haben auch die Anwohner und Betroffenen im Blick. "Die Umbenennung einer Straße ist für die Anwohner ein massiver Eingriff", so Bartels. Mit der Anschaffung von neuem Briefpapier und einem neuen Stempel sei es nicht getan. "Da entsteht nahezu der gleich logistische Aufwand wie bei einem Umzug", ist Pirat Bartels überzeugt. Erschwerend komme hinzu, dass geänderte Straßennamen sich erst nach Ablauf von mehreren Monaten in Straßenkarten und Navigationssoftware wiederfänden. Für Unternehmen, die darauf angewiesen sind, dass ihre Kunden sie auch finden, sei dies ein nicht zu unterschätzender Nachteil, so Bartels.

"Einen dergestalt massiven Eingriff in das unmittelbare Umfeld des Bürgers muss die Stadt bereits bei der Vergabe von Straßennamen bedenken und durch kluge Auswahl vermeiden", heißt es im Antrag der Piraten. Ob eine kluge Auswahl darin besteht, gänzlich auf Personennamen zu verzichten, wie es die Stadt Uelzen bereits macht, oder einen angemessenen Zeitraum abzuwarten, um sicher zu stellen, dass die zu ehrende Person sich auch wirklich nichts hat zu Schulden kommen lassen, wird sich morgen zeigen.

Hamburg übrigens hat einen Mittelweg gefunden: Hier darf eine Straße erst 150 Jahre nach dem Ableben einer Person nach ihrem Namen benannt werden. Ob man sich in Lüneburg dann noch an Mädge & Co. erinnert, bleibt abzuwarten.