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Ulrich-Mädge-Allee hat noch eine Chance

Rat der Hansestadt will weiterhin Straßen nach Personen benennen - Antrag der Piraten abgelehnt

Lüneburg, 21.03.2013 - Lüneburgs Straßen sollen auch weiterhin nach Personen benannt werden dürfen. Das beschloss heute der Rat der Hansestadt Lüneburg. Er lehnte damit einen Antrag der Piraten-Partei ab, die sich dafür eingesetzt hatte, Personen künftig nicht mehr für Straßenbezeichnungen zuzulassen. Die Piraten wollten damit künftige Diskussionen um historische und gesellschaftliche Bewertungen einer straßenbenannten Person sowie Aufwand und Kosten für die Bewohner und Anlieger dieser Straßen bei einer Umbenennung vermeiden.

Zustimmung fand der Antrag, den Piraten-Fraktionschef Torbjörn Bartels eingangs noch einmal begründete (LGheute berichtete), jedoch bei keiner der übrigen Stadtrats-Fraktionen. Birte Schellmann von der FDP sprach sogar von einer Satire, für die sie den Antrag zunächst gehalten habe, fügte dann aber hinzu: "Wir sollten uns die Möglichkeit nicht nehmen lassen, Persönlichkeiten, die sich um diese Stadt verdient gemacht haben, mit einer Straßenbenennung zu ehren." Erneut bekräftigte sie, wie wichtig es sei, sich auch entlang dieser Formen der Ehrung mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen.

Das sah auch Renate Rudolph von der CDU so. Für sie sei es gerade ein Merkmal von Städten, Straßennamen nach Persönlichkeiten zu benennen. Eine Stadt ohne Straßen mit Namen von Künstlern, Dichtern oder Politikern sei für sie nicht vorstellbar. Auch Eugen Srugis von der SPD warf ein, dass sich das Selbstverständnis von Städten auch an den Namen und Personen festmachen ließe, die eine Stadt für die Benennung einer Straße auswähle. Zwar räumte Srugis ein, dass mit jeder Umbenennung auch Kosten verbunden seien, doch müssten diese hinter dem "Mut der Stadt für eine Umbenennung" letztlich zurückstehen.

CDU-Fraktionsmitglied Susanne von Stern warf den Piraten sogar vorauseilenden Gehorsam vor und bezeichnete es als feige, sich den nicht immer einfachen Diskussionen um Straßenbenennungen nach Personen durch Abschaffung derselben entledigen zu wollen. "Man muss es auch aushalten können, darüber zu diskutieren", sagte von Stern. Dem konnte sich auch Michèl Pauly von der Links-Partei anschließen. Er habe die Diskussion über die Hindenburgstraße als gut und wichtig erfahren.

Dass Straßenbenennungen heute unter einem anderen Licht stünden als noch vor 60 Jahren, machte Ulrich Völker von den Grünen deutlich. "Die Informationsbasis ist heute viel zu breit, als dass es noch möglich wäre, eine falsche Person zu ehren", sagte Völker, der für die Grünen plädierte, dem Piraten-Antrag nicht zuzustimmen.

"Dann hoffe ich, dass wir bei den nächsten Straßenbenennungen auch genauer hinsehen", fasste Torbjörn Bartels, Fraktionschef der Piraten, die Meinungen seiner Ratskollegen zusammen.