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Kaserne stört Lüneburgs Expansionspläne

Restflächen der Schlieffenkaserne sollen Hanseviertel weichen

Lüneburg, 22.03.2013 - "Lüneburgs Zukunft liegt auf den Flächen der Kasernen!" Gewohnt plakativ warb Andreas Meihsies, Fraktionschef der Grünen im Stadtrat von Lüneburg, gestern im Rat um Zustimmung zum Antrag der rot-grünen Mehrheitsgruppe. Doch es ging nicht etwa um die Wiederaufnahme der ehemaligen Garnisonsstadt in die Hauptverteidigungslinien des Bundesverteidigungsministeriums, sondern um die Herausgabe der letzten noch vom Bund besetzten Flächen der früheren Schlieffenkaserne in Lüneburg. Der Grund: die Stadt braucht frisches Bauland.

20 Hektar hochattraktiver Baufläche sind es, auf die schon seit längerem die Stadt ihr Auge geworfen hat. Es geht um ein Gelände östlich des neuen Hanseviertels, dem Gelände, das derzeit auf ehemaligen Teilflächen der Schlieffenkaserne entsteht und bei Investoren ebenso wie bei Jung-Familien hoch im Kurs steht. Denn die Baugrundstücke sind aufgrund ihrer citynahen Lage hoch begehrt und entsprechend lukrativ.

Die Stadt, die sich entgegen bundesweiter Trends über anhaltenden Zuzug vieler Lüneburg-Begeisterter freut, will deshalb auch an die aus ihrer Sicht freie Fläche ran, die auch schon einen Namen hat: Hanseviertel-Ost. Das Problem: Die überwiegend leer stehenden Kasernengebäude werden nach wie vor von der Bundes-Polizei als Unterkünfte bei Castor-Einsätzen in Gorleben genutzt. 

Für Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge ist das jetzt nicht mehr hinnehmbar. "Wir haben für die Castor-Transporte über viele Jahre viele Einschränkungen hingenommen, ohne jemals eine Entschädigung erhalten zu haben", so Mädge in der Ratssitzung. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, wo die Stadt Vorrang habe. "20 Hektar für viele Jahre zu blockieren, um eine Woche lang den Castor zu schützen, geht nicht", so Mädge.

2011 war die Bundes-Polizei zuletzt für gut eine Woche in der ehemaligen Kaserne stationiert, 2015 soll der nächste Castor-Transport kommen und damit auch die Bundes-Polizei, wie SPD-Fraktionsmitglied Hiltrud Lotze aufzeigte. 2019 soll dann, so die bisherigen Erkenntnisse, der letzte Zug anrollen. "Dieser Zeitraum ist eindeutig zu lang und für uns nicht akzeptabel", so Lotze, die mehr Druck auf die Entscheidungsträger in Berlin erwartet.

Doch das löste bei CDU und FDP gleichermaßen Verwunderung aus. "Ihr Antrag ist doch längst überholt", entgegnete Niels Webersinn von der CDU und verwies darauf, dass bereits entsprechende Gespräche des Oberbürgermeisters gemeinsam mit CDU-Bundestagsmitglied Eckhard Pols in Berlin geführt worden seien. Für Birte Schellmann von der FDP war der Antrag insgesamt überflüssig. "Alles ist richtig, aber überflüssig wie ein Kropf, denn hier ist ja längst alles in Bewegung."

Auf die Dringlichkeit neuen Wohnraums machte Michèl Pauly von den Linken aufmerksam. Er regte an, die Verhandlungen mit dem Bund zumindest dahingehend zu führen, dass für die zu erwartenden Studentenströme in den Immatrikulationsmonaten September bis Oktober die leerstehenden Kasernengebäude als Notunterkünfte genutzt werden. Grundsätzlich aber stimmte auch er dem Antrag der Mehrheitsgruppe zu, der am Ende einstimmig angenommen wurde.

Damit ist nun der Oberbürgermeister aufgefordert, Gespräche aufzunehmen, die eigentlich schon längst im Gange sind.