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Weißer Turm soll wieder schön werden

Stadt will Wohnquartier Am Weißen Turm zum Sanierungsgebiet machen - Mehr Druck auf Eigentümer

Lüneburg, 12.01.2014 - Lüneburg baut und wächst, viele zieht es in die Stadt. Doch es gibt auch Sorgenkinder im Immobilienbereich: die Wohnanlagen Kaltenmoor und Am Weißen Turm. Letztere will die Stadt jetzt ebenso zu einem Sanierungsgebiet machen, wie es Kaltenmoor schon ist. "Das war hier mal ein richtig schönes Wohnquartier, da wollen wir wieder hin", sagte Oberbürgermeister Ulrich Mädge am vergangenen Mittwoch in der voll besetzten Aula der Musikschule zu den Mietern der großen Wohnanlagen Am Weißen Turm und Bögelstraße. Die Versammlung bildete den Auftakt für das offizielle Antragsverfahren, das erforderlich ist, um das Areal zu einem Sanierungsgebiet erklären zu können.

Der Vorteil, so Mädge: "Wir können einerseits mehr Druck gegenüber den Eigentümern machen, wir haben andererseits aber auch etwas Speck zum Locken in Form von Fördermitteln, um Investitionen zu erleichtern." Vor den "Speck" aber hat die Landesregierung ein förmliches Antragsverfahren gesetzt.

Und so sieht der voraussichtliche Zeitplan aus: Zurzeit erstellt die für Lüneburg tätige BauBeCon Sanierungsträger GmbH gemeinsam mit einem Partner-Büro in Hamburg das vorbereitende Gutachten, das darlegen soll, welche städtebaulichen Missstände es im Gebiet gibt und was zu tun ist, um die Situation zu verbessern. Zum 1. Juni 2014 kann das Programm beim Land angemeldet werden. Etwa ein Jahr später ist die Entscheidung zu erwarten, ob es ein neues Lüneburger Sanierungsgebiet „Am Weißen Turm“ geben wird.

Fällt die Entscheidung positiv aus, folgen förmliche Festlegung und Satzungsbeschluss. Nach dem Start kann das Geld für bestimmte Maßnahmen fließen, je ein Drittel vom Bund, Land und Hansestadt Lüneburg. Wobei - auch das wurde in der Versammlung deutlich - für Sanierungsarbeiten in den Wohnungen selbst nach wie vor die Eigentümer zuständig sind. "Das Sanierungsprogramm sieht vor allem Maßnahmen bis zur Haustür vor.“

So können zum Beispiel Wege und Nutzflächen zwischen den Häusern saniert, Spiel- und Bolzplätze runderneuert, Treffpunkte geschaffen und eventuell ein Quartiersmanager wie in Kaltenmoor als Ansprechpartner und Berater für Anwohner eingestellt werden.

All das ändert den Zustand der einzelnen Wohnungen zwar nicht - Mieter klagen massiv über Schimmel in den Wohnungen, nicht funktionierende Heizungen, über viel zu dünne Außenwände und Einfachverglasungen, nicht nutzbare Balkone und vieles mehr. Doch Alexander Marth von der BauBeCon erläuterte, dass ein Sanierungsprogramm das Wohngebiet in seiner Gesamtheit im Blick habe. Harte und weiche Faktoren, wie etwa das Zusammengehörigkeitsgefühl im Viertel und die Identifikation mit dem Viertel, auf die ein Sanierungsprogramm immer auch abziele, beeinflussten sich durchaus gegenseitig.

Peter Kranzhoff, Geschäftsführer des Hamburger Stadtplanungsbüros cappel und kranzhoff, hatte in punkto harte Fakten bereits Wissenswertes über das Untersuchungsgebiet zusammengetragen:

  • So wächst die Einwohnerzahl in ganz Lüneburg fast stetig - in den betreffenden Häusern am Weißen Turm dagegen hat die Bevölkerung zuletzt um mehr als 5 Prozent abgenommen.
  • Die Fluktuation ist hoch, es ziehen mehr Leute weg als neu hinzu.
  • Insgesamt stehen annähernd 100 der rund 600 Wohnungen leer.
  • Leerstand gibt es auch bei Gewerbeeinheiten und Parkplätzen.

Die Stadt hofft, dass auch die Eigentümer bei dem Vorhaben mitziehen werden, da Leerstand und unzufriedene Mieter sich auf Dauer nicht rechneten. Doch bislang sind nur die Eigentümer der sogenannten roten Häuser, die Deutsche Invest Immobilien GmbH mit Sitz in Wiesbaden, schon zu Gesprächen im Lüneburger Rathaus vorstellig geworden und haben angekündigt, ein Sanierungskonzept vorzulegen (LGheute berichtete). Hingegen haben sich die Eigentümer der sogenannten weißen Häuser, ein Unternehmen aus dem benachbarten Seevetal, laut Mädge bislang nicht auf Gesprächsangebote der Hansestadt gemeldet. "Da werden wir nachsetzen, notfalls fahre ich da vorbei“, so Mädge.

Bis es bei den Eigentümern, aber auch im Verfahren zu mehr Bewegung kommt, müssten Mieter bei Problemen einmal mehr Geduld und möglichst auch etwas Kampfgeist beweisen, teilte die Stadt mit. Mädge sicherte im Rahmen seiner Möglichkeiten Unterstützung zu: "Wenn Sie Beratung brauchen, können Sie sich an unsere Sozialarbeiter im Stadtteiltreff Salino und an den Mieterverein wenden. Auch unsere Bauaufsicht kann Ihnen weiterhelfen, wenn es darum geht, bauliche Mängel zum Beispiel als Ursache von Schimmel auszumachen. Aber Konflikte mit Vermietern müssen Sie leider zivilrechtlich führen."