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Familienfehde: Mädge fordert Konsequenzen

Lüneburgs OB drängt auf Wiedereinsetzung der Sonderkommission - Gespräch mit Innenminister

Lüneburg, 09.09.2014 - "Der Staat muss nun konsequent sein Gewaltmonopol durchsetzen und deutlich zeigen, dass er es nicht duldet, dass sich Parallelgesellschaften mit Selbstjustizstrukturen entwickeln." Mit diesen Worten hat sich Oberbürgermeister Ulrich Mädge vor dem Hintergrund der am Wochenende in Lüneburg gefallenen Schüsse zwischen zwei verfeindeten, kurdischstämmigen Familienclans heute an Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius gewandt und die Wiedereinsetzung einer Sonderkommission der Polizei gefordert. Diese war vor zwei Jahren aus Kostengründen eingestellt worden.

"Genau diese Kommission hatte damals die Strukturen dieser Familien beleuchtet. Die Arbeit muss nun - und das ist durch diese Ereignisse leider sehr deutlich geworden - wieder aufgenommen werden", sagt Mädge. Er vertraue darauf, dass Polizei und Justiz ihre rechtsstaatlichen Möglichkeiten effektiv nutzen werden.

Mädge appelliert zugleich, die Integration ausländischer Mitbürger fortzusetzen. "Auch wenn uns die Ereignisse alle geschockt haben, müssen wir an dem eingeschlagenen Weg festhalten und dürfen nicht pauschalisieren." Die große Anzahl von ausländischen Mitbürgern halte sich an die deutschen Gesetze und sei Teil der Gesellschaft. Gleichwohl gelinge Integration nicht immer, Rückschläge seien nicht auszuschließen.

"Als Kommune können wir dem nur begegnen, indem wir unsere Bildungskette noch weiter ausbauen und stärken. Nur so wird es uns gelingen, Kindern und Jugendlichen schon früh unsere Werte und unser demokratisches Verständnis zu vermitteln. Wenn jedoch Kinder durch finanzielle Anreize für die Eltern – das Betreuungsgeld – am Besuch von Krippen und Kitas gehindert werden, konterkariert das unsere Integrationsanstrengungen."

Bereits am Sonntag hatte Mädge klargestellt, dass die Eskalation der Gewalt, die sich in Lüneburg durch die Auseinandersetzungen der verfeindeten Familienclans gezeigt habe, durch den Einsatz weiterer Sozialarbeiter allein nicht einzudämmen sei. "Diese Auseinandersetzung darf nichts an unserer Bereitschaft ändern, Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen, bei uns Asyl zu gewähren“, betont Mädge.