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Anklage nach Schießerei am Klinikum

Staatsanwaltschaft Lüneburg klagt sieben kurdischstämmige Männer an

Lüneburg, 23.01.2015 - Nach der gewalttätigen Auseinandersetzung zweier verfeindeter kurdischstämmiger Familien Anfang September 2014 vor dem Klinikum hat die Staatsanwaltschaft Lüneburg gegen sieben 26 bis 34 Jahre alte Männer der einen Familie Anklage wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zum Nachteil von Mitgliedern der anderen Familie beim Schwurgericht des Landgerichts Lüneburg erhoben.

Hintergrund der Schießerei vor dem Klinikum am 6. September 2014 waren Streitigkeiten zwischen Angehörigen der zwei Familien im Fitnessstudio "McFit" am 5. September 2014. Im Rahmen der Auseinandersetzung wurden zwei Männer durch zerschlagene Glasflaschen schwer verletzt und mussten im Klinikum Lüneburg behandelt werden. Durch dieses Geschehen dürfte die eine Familie ihre Ehre derart tangiert gesehen haben, dass sie beschloss, sich an der anderen Familie zu rächen, heißt es in der Erklärung der Staatsanwaltschaft Lüneburg.

Den sieben Angeschuldigten wirft die Staatsanwaltschaft vor, bewaffnet mit Baseballschlägern bzw. Schlagstöcken, Pfefferspray sowie einer Pistole und einem Revolver der anderen Familie vor dem Klinikum Lüneburg aufgelauert, sie überfallen und im Sinne einer Blutrache verletzt zu haben, wobei sie den Tod von Mitgliedern der verhassten Familie zumindest billigend in Kauf nahmen.

Bei der Auseinandersetzung vor dem Klinikum wurden insgesamt acht Angehörige der überfallenen Familie zum Teil schwer verletzt, drei Personen durch Schusswunden, wobei zwei Verletzte einen Durchschuss des linken Oberschenkels erlitten, die dritte Person einen Durchschuss im Becken-/Gesäßbereich haben sollen. Die Anklage geht davon aus, dass der Angeschuldigte, der mit einer Pistole bewaffnet war, auf zwei weitere Personen geschossen hat, die jedoch nicht getroffen wurden.

Die Person, die mit einem Revolver bewaffnet war und ebenfalls Schüsse abgab, konnte bisher nicht ermittelt werden.

Zwei Angeschuldigten wird weiter vorgeworfen, einen der durch Schüsse Verletzten, der in die Kinderklinik flüchtete, verfolgt und dort auf diesen mit Schlaggegenständen eingeschlagen und ihn getreten zu haben, um den Verletzten zu töten. Dadurch habe der Geschädigte multiple Brüche des linken Arms, zwei Platzwunden am Kopf und mehrere Prellmarken am Rücken erlitten. Als eine dritte Person mit den Worten "Es reicht jetzt!" eingriff, hätten die Angeschuldigten die Kinderklinik verlassen.

Einem der sieben Angeschuldigten wird außerdem vorgeworfen, auf der Bögelstraße am Klinikum mit einem Pkw mit hoher Geschwindigkeit gezielt auf einen bereits Verletzten zugefahren zu sein, um diesen zu überfahren. Die Anklage geht davon aus, dass der Angeschuldigte dabei mit Tötungsvorsatz handelte. Der Geschädigte, der auf dem Weg zur Notaufnahme war, um den bereits erlittenen Durchschuss versorgen zu lassen, konnte sich wegdrehen, um zu flüchten, so dass der Pkw nur noch über einen Fuß rollte. Dadurch erlitt der Geschädigte Frakturen des vierten und fünften Mittelfußknochens.

Gegen vier Angeschuldigte hat das Amtsgericht Lüneburg auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehle erlassen. Der 33-jährige mutmaßliche Schütze befindet sich seit dem 18. September 2014 in Untersuchungshaft, die Angeschuldigten - damals 28 und 32 Jahre alt -, die einen Verletzten in der Kinderklinik angegriffen haben sollen, und der 34-jährige Angeschuldigte, der mit einem Pkw auf einen Verletzten zugefahren sein soll, seit dem 16. September 2014.

Dem 34-jährigen Angeschuldigten wird neben versuchtem Mord und gefährlicher Körperverletzung auch ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen und dem mutmaßlichen Schützen auch ein Verstoß gegen das Waffengesetz.

Die Angeschuldigten haben die Vorwürfe bestritten oder keine Angaben zur Sache gemacht.