header

"Flüchtlinge auf keinen Fall in Zelte"

Stadt sucht weiter Standorte für Unterkünfte - Kritik an Grundbesitzern

Unterkünfte wie diese am Ochtmisser Kirchsteig braucht die Stadt dringend. Doch es fehlt mitunter an der Kooperationsbereitschaft von Grundstückseigentümern. Foto: LGheuteLüneburg, 08.09.2015 - Noch rund 200 freie Plätze hat die Hansestadt Lüneburg in ihren Gemeinschafts-unterkünften für ankommende Flüchtlinge. Doch angesichts der aktuellen Entwicklungen sei dies kein Puffer, auf dem die Stadt sich ausruhen könne, sind sich Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Sozialdezernentin Pia Steinrücke einig. Denn laut aktueller Zuweisungsquote erwartet die Hansestadt Lüneburg bis Ende Januar 2016 insgesamt 512 neue Flüchtlinge im Stadtgebiet; bis Ende 2016, so die Prognose des OB, sicherlich 1000 Personen. Die regelmäßige, verwaltungsinterne Besprechungsrunde zum Thema galt darum vor allem der Frage: Welche Standorte kommen kurz- und mittelfristig für weitere Unterkünfte in Frage?

Mädge: "Wir werden auf keinen Fall Menschen in Zelten unterbringen und müssen das nach derzeitigem Stand zum Glück auch nicht.“ Für die kurzzeitige Nutzung etwa von Turnhallen gelte das so pauschal allerdings nicht. So erklärt Dezernentin Steinrücke: "Wir haben schon Gespräche mit Schulleitern geführt, um im Notfall auch hier schnell reagieren zu können und Menschen ein allererstes Dach über den Kopf zu verschaffen.“

"Niemand kann rechtliche Zwangsmittel wollen"

Die Hauptanstrengung bestehe darin, vorausschauend weitere feste Quartiere einzurichten und bestehende aufzustocken. Mädge hofft daher auf noch mehr Entgegenkommen vor allem der Lüneburger Grundbesitzer. Während demnächst viele baurechtliche Vorgaben voraussichtlich fallen, um Wohnraum für Flüchtlinge schneller realisieren zu können, bedauert Mädge, dass er mit einigen Grundbesitzern seit Monaten Gespräche über Flächen führe - immer noch ohne Ergebnis. "Das geht so nicht“, unterstreicht Mädge, "wir tun viel dafür, dass sich die Unterkünfte vernünftig auf das gesamte Stadtgebiet verteilen und auch städtebaulich einfügen. Das sehe ich als einen Faktor dafür an, dass in der Stadt eine für Flüchtlinge offene Atmosphäre herrscht. Ich erwarte aber auch Mitwirkung, denn niemand kann ernsthaft wollen, dass rechtliche Zwangsmittel zum Einsatz kommen.“

Ein weiterer Grund für das funktionierende Miteinander von angestammten Lüneburgern und Flüchtlingen sei die breit getragene Bereitschaft zu ehrenamtlicher Unterstützung. Pia Steinrücke sagt: "Wir haben eine feste Stelle ausgeschrieben, um Anbietern und Hilfesuchenden künftig die Wege zueinander zu erleichtern, um Angebote besser zu vernetzen und ausbauen zu können.“ Der Ansprechpartner der Stadt für Ehrenamtliche soll in Kürze ausgewählt und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sobald es Neues gibt, finden Interessierte dieses wie alle weiteren Informationen rund um das Thema Spenden und Ehrenamt auch auf der städtischen Internetseite www.lueneburg.de/asyl.

Ausschreibungen

Die Stadt ist weiter an Initiativbewerbungen von Sozialarbeitern, Erzieherinnen, Kulturmittlern oder vergleichbar Qualifizierten als ständige Ansprechpartner für Bewohner wie Nachbarn in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften interessiert: "Wir haben in jeder größeren Wohnunterkunft mindestens zwei Mitarbeiter. Dieses Lüneburger Konzept wollen wir auch für die weiteren Quartiere, die jetzt in Planung sind, weiterverfolgen.“

Wer sich aus erster Hand über den Stand der nächsten Planungen informieren möchte, sollte sich folgende Sitzungstermine notieren

  • Ortsrat Oedeme, Donnerstag, 17. September, ab 19.30 Uhr in der Mensa des Schulzentrums Oedeme
  • Ratssitzung am Donnerstag, 24. September, ab 17 Uhr im Großen Sitzungssaal der Feuerwehr Mitte an der Lise-Meitner-Straße

Flüchtlinge haben Vorrang

Die Unterbringung von Flüchtlingen gerade vor den kommenden Wintermonaten habe angesichts der aktuellen Entwicklung der Flüchtlingszahlen derzeit Vorrang, betont Mädge. "Ich möchte alle Bürgerinnen und Bürger um Verständnis bitten, wenn wir geplante, aber noch nicht ausgeschriebene Hoch- und Tiefbauvorhaben auf das nächste Jahr verschieben, mit Ausnahme der Bauvorhaben für Kitas und Schule.“ Auch bei Dienstleistungen, etwa der Bearbeitung von Bauanträgen, könne es zu Engpässen kommen. "Ich habe Mehrarbeit angeordnet, aber wir können uns nicht zerreißen.“