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Mehr Wohnraum durch "Zwanzig21"

Stadt will 9 Millionen Euro starkes Wohnungsbauprogramm auflegen – Linke reklamieren Konzept für sich

Das Hanseviertel gehört zu den Stadtteilen, in denen die Stadt Wohnraum auch für Menschen mit geringerem Einkommen schaffen will. Foto: LGheuteLüneburg, 18.11.2015 - Lüneburg soll weiter wachsen. Mit einem auf fünf Jahre angelegten Wochnungsbauprogramm sollen ab 2016 2100 neue Wohneinheiten entstehen. Neun Millionen Euro will die Hansestadt dafür in die Hand nehmen. Ein entsprechendes Grundsatzpapier mit dem Titel "Wohnraum schaffen, Zukunft gestalten – 2100 Wohnungen bis Zwanzig21" will die Verwaltung in der kommenden Woche in der Ratssitzung präsentieren. Gibt der Rat grünes Licht, sollen bis zum Frühjahr Details und Richtlinien festgezurrt werden.

Lüneburg ist eine wachsende Stadt, immer mehr Menschen möchten an der Ilmenau leben. Hinzu kommen zahlreiche Flüchtlinge, für die Lüneburg keine Durchgangsstation bleiben wird. Die Nachfrage nach Wohnungen, vor allem auch solchen, die auch mit geringeren Einkommen bezahlbar sind, steigt und damit auch der Druck auf den Wohnungsmarkt. Eine Studie des "GEWOS-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH“ hat für Lüneburg einen Bedarf von 2100 Wohneinheiten bis zum Jahr 2021 errechnet, und zwar verteilt auf:

  • ein Drittel Einfamilien- und Reihenhäuser,
  • ein Drittel geförderte Mietwohnungen (sozialer Wohnungsbau),
  • ein Drittel frei finanzierter Wohnraum.

Über Bebauungspläne beziehungsweise städtebauliche Verträge soll sichergestellt werden, dass die Quote von mindestens 30 Prozent sozialen Wohnungsbaus eingehalten wird. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, könnte die Hansestadt Lüneburg interessierten Bauträgern Bauland zur Verfügung stellen. Vorstellbar wäre dieses in folgenden Gebieten:

  • Hanseviertel III
  • Am Schützenplatz (eh. Lucia)
  • Postgelände
  • Am Ebenberg
  • Alt-Hagen
  • Wienebüttel (Beispiel: 150.000 Quadratmeter, 260 Wohneinheiten verteilt auf 60 Ein- und Zweifamilienhäuser sowie 200 in Mehrfamilienhäusern)
  • Nachverdichtungen an verschiedenen Stellen des Stadtgebiets.

Das künftige Wohnbauprogramm soll nach den Vorstellungen der Hansestadt auf verschiedenen Säulen fußen: Zum einen möchte die Hansestadt Bauland, das sich im städtischen Besitz befindet wie in Wienebüttel zu ermäßigten Preisen bis zu 50 Prozent anbieten. Dadurch sänken die Baukosten und damit auch die späteren Mieten, ist die Stadt überzeugt. Diese Kaufpreisreduzierung entspräche einem Barwert von 3 Millionen Euro.

Daneben will die Hansestadt Bauherren unter bestimmten Bedingungen Zuschüsse in Aussicht stellen und den Neubau von Wohnungen fördern mit 8000 Euro für Wohnungen bis 50 Quadratmeter beziehungsweise mit 10.000 Euro für Wohnungen bis 60 Quadratmeter. Wer die Fördergelder in Anspruch nimmt, akzeptiert damit eine Mietpreisbindung. Die nächsten 20 Jahre muss der Quadratmeterpreis dann monatlich 50 Cent unter der höchstmöglichen Miete liegen, die das Land noch fördert. Davon unabhängige Mieterhöhungen sollen nur alle vier Jahre möglich sein. Der Fördertopf der Hansestadt für diesen Teil des Wohnbauprogramms soll mit 3 Millionen Euro gefüllt werden.

Mit weiteren 3 Millionen Euro soll die städtische Wohnungsbaugesellschaft Lüneburger Wohnungsbau GmbH (Lüwobau) ausgestattet werden, um die energetische Sanierung des Wohnungsbestands in den Jahren 2016 bis 2018 weiter voranzutreiben. Dadurch, so die Stadt, würden die Nebenkosten der Mieten deutlich sinken.

Daneben will die Hansestadt auch weiterhin – und auch das ist Teil des Wohnungsbauprogramms – auf die Nachverdichtung bestehender Wohngebiete und die Fortsetzung der Programme der sozialen Städtebauförderung – Kaltenmoor und Weißer Turm – setzen.

Links-Partei regte deckungsgleiches Konzept bereits früher an

Die Links-Partei in Lüneburg sieht in dem Konzept der Stadt wesentliche Teile ihres Konzepts zur "Sozial gerechten Bodennutzung“ verwirklicht. Die Linksfraktion hatte zur Ratssitzung im März den Antrag eingebracht, ein solches Konzept mit nahezu deckungsgleichen Vorgaben zu verfassen. So war vorgeschlagen worden, in neuen Bebauungsplänen 25 Prozent sozialen Wohnraums festzuschreiben, auf stadteigenen Flächen vorrangig durch die Lüwobau bauen zu lassen sowie durch städtebauliche Verträge mit privaten Bauträgern ebenfalls eine Quote von 25 Prozent bezahlbaren Mietwohnraums festzuschreiben.

Diese Ziele sieht Michèl Pauly, Fraktionsvorsitzender der Lüneburger Linken, nun vor der Verwirklichung: "Wir begrüßen das neue Wohnungsbauprogramm der Stadt, es beinhaltet unsere vorgeschlagenen Eckpunkte, die wir in Gesprächen mit der Lüwobau und privaten Bauträgern herausgearbeitet haben. Das wird auch Zeit, denn in den letzten 10 Jahren ist für sozialen Wohnungsbau in Lüneburg so gut wie gar nichts passiert.“

Ratsherr Rainer Petroll von den Linken hatte in der letzten Stadtratssitzung am 5. November dazu erklärt: "Wir waren im März dieses Jahres die Ersten mit unserem Antrag zur sozial gerechten Bodennutzung. 'Wichtigste Aufgabe der Stadtentwicklung ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen' steht in unserem Antrag." Keine Partei habe sich getraut, den Antrag der Linkspartei abzulehnen. Er sei einstimmig in den Bauausschuss verwiesen worden. "Da würde er wohl begraben, wenn nicht im nächsten Jahr Kommunalwahlen wären. Da wachen alle auf, und bei der nächsten Ratssitzung wird die Verwaltung ein Lüneburger Wohnungsbaukonzept vorstellen."