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Lüneburg 2015: Das Jahr nicht nur der Flüchtlinge

Ein Jahr Hansestadt im Rückblick – Übersicht zum Auffüllen und Ergänzen

2015 war das Jahr, in dem die Hansestadt Lüneburg in besonderer Weise durch den Flüchtlingsstrom gefordert wurde. Zuletzt musste sogar die Turnhalle der BBS für die Flüchtlinge als Notunterkunft hergerichtet werden. Foto: LGheute Lüneburg, 28.12.2015 - Nur noch wenige Tage, dann verabschiedet sich auch in Lüneburg das Jahr mit großem Feuerwerk. Für die Stadt war es ein ereignisreiches Jahr, vor allem geprägt durch die vielen Flüchtlinge, die in die Hansestadt gekommen sind. Doch es gab noch viele weitere Ereignisse und Momente, die das Jahr zu einem Besonderen machten, am Jahresende aber fast schon in Vergessenheit geraten sind. Hier ein - zugegeben etwas eingeschränkter - Rückblick über die Highlights 2015. Wem in der Übersicht etwas fehlt, darf es gern als Kommentar nachtragen!

Flüchtlinge
Die wohl größte Herausforderung dieses Jahres war und ist die Aufnahme der Flüchtlinge. 2015 kamen in Lüneburg etwa 1000 Personen an, die Obdach suchten und in städtischen Unterkünften untergebracht werden mussten. Insgesamt neun Gemeinschaftsunterkünfte hat die Stadt errichtet, davon wurden sechs in diesem Jahr geschaffen. Neben den Hauptamtlichen leisten Tausende Lüneburger ehrenamtliche Arbeit, ohne die das "Lüneburger Modell" vermutlich nicht funktionieren würde.

Januar: Neue Erste Stadträtin
Seit dem 29. Januar hat Lüneburgs Stadtkämmerin Gabriele Lukoschek ein zweites Amt inne: sie ist Lüneburgs Erste Stadträtin. Damit ist sie die rechte Hand des Oberbürgermeisters und vertritt ihn in Abwesenheit. Mit großer Mehrheit wählte der Rat damals die Kämmerin. Lukoschek ist damit bis 2023 als Erste Stadträtin gewählt und die erste Frau, die in der Hansestadt Lüneburg dieses Amt bekleidet.

Januar: Richtfest Audimax
Mitte Januar feierte die Stadt Richtfest im Zentralgebäude der Uni. Oberbürgermeister Mädge sagte zu diesem Anlass: "Es ist auch ein Signal, dass dieser Bau zu Ende gebracht wird. Das Zentralgebäude mit dem Audimax wird den Bestand und die Entwicklungsmöglichkeiten der Leuphana Universität Lüneburg sichern, erweitert aber auch die Attraktivität der Hansestadt um einen großen Veranstaltungsort für Tagungen und Kongresse sowie schlicht auch um eine architektonische Besonderheit."

März: Museumseröffnung
Am 1. März feierte Lüneburg einen weiteren großen Meilenstein für seine Kulturszene: das Museum Lüneburg öffnete nach dreijährigem Bau seine Türen. Nach dem großen Festakt luden Dr. Heike Düselder und ihr Team eine Woche lang zu einem kostenfreien Kennenlernen des Hauses ein.

März: Kita-Streik
Knapp drei Monate dauerte der Streik der Erzieher der städtischen Krippen, Kitas und Horte. Mitte März machten sie erstmals von ihrem Streikrecht Gebrauch, nachdem die Gewerkschaft Verdi dazu aufgerufen hatte. Am 8. Juni erst startete wieder der Normalbetrieb. Arbeitgeber und Gewerkschaften hatten sich in der Nacht zum 4. Juni auf eine Schlichtung geeinigt. Auch danach gab es noch Streikankündigen, umgesetzt wurden diese allerdings nicht mehr.

März: Bäume für Lüneburg
Noch nie hat Lüneburg so viele Bäume wie in diesem Jahr. Hainbuchen, Linden, Birken, Ahorn, Eichen und Obstbäume wurden ab Mitte März geliefert und nach und nach im ganzen Stadtgebiet verteilt. 250 Bäume waren es allein im Frühling, die die AGL verpflanzte. Und im Herbst waren es nochmals deutlich mehr. Auf einem ehemaligen Acker bei Böhmsholz und am Waldrand des Tiergartens ließ die Stadt mehr als 13.000 Laubbäume als Ausgleichsmaßnahme pflanzen. Zusätzlich zu mehreren Zehntausend, die jährlich sowieso im Stadtgebiet gepflanzt werden.

April: Zukunftsstadt
Wie soll die Hansestadt Lüneburg in 15 Jahren aussehen? Dieser Frage geht das Projekt "Zukunftsstadt Lüneburg 2030+ Nachhaltige Visionen für unsere Stadt" nach. Im April wählte das Forschungsministerium die Hansestadt neben 51 anderen Kommunen in einem bundesweiten Wettbewerb für das Projekt aus. Studenten der Leuphana Universität entwickeln mit sogenannten Paten aus der Lüneburger Gesellschaft und interessierten Bürgern Vorstellungen für ein künftiges Leben in Lüneburg. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2016 präsentiert werden. Kooperationspartner der Stadt sind die Leuphana Universität, der Verein Technik, Umwelt, Natur (TUN) und die Landeszeitung als Medienpartner.

April: Grundsteinlegung Lösecke-Haus
Bei der Grundsteinlegung des abgebrannten Lösecke-Hauses am Freitag, 10. April, war das öffentliche Interesse groß. Denn nicht nur der Brand des denkmalgeschützten Lösecke-Hauses im Dezember 2013 machte viele Lüneburger betroffen, auch gehört das Gebäude zu einer der bekanntesten und charakteristischsten Fassadenansichten Lüneburgs – den historischen Fachwerkhäusern am Stintmarkt. Aktuell laufen die Arbeiten an dem Haus noch, um es originalgetreu wieder aufzubauen.

Mai: Neue Stadträtin für Bildung, Jugend und Soziales
Nicht nur eine neue Erste Stadträtin hat die Hansestadt Lüneburg seit diesem Jahr, auch das Amt der Bildungsdezernentin wurde dieses Jahr neu besetzt. Der Rat der Stadt wählte Pia Steinrücke am 26. März in dieses Amt, das sie am 1. Mai übernahm. Die 42-Jährige leitete schon seit Mai 2014 den Fachbereich Soziales und Bildung und konnte sich gleich beim Kitastreik und aktuell bei der Organisation der Flüchtlingsunterbringungen beweisen.

Mai: Sanierungsgebiet Weißer Turm
Grund zur Freude hatte die Hansestadt Anfang Mai: das geplante Sanierungsgebiet "Am Weißen Turm" wurde in das Städtebauförderprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen. Insgesamt 330.000 Euro Landes- und Bundesmittel konnten damit in der ersten Runde in die Entwicklung des Viertels gesteckt werden, das zwischen Klinikum und Salzmuseum liegt.

Mai: Neue Räume für das Familienbüro
Anfang Mai zog das Familienbüro in seine neuen Räume. Stadt und Landkreis rückten mit dem Umzug noch näher zusammen. Seitdem sind unter der neuen Adresse in der Waagestraße 3 alle Mitarbeiterinnen aus der Beratung zur Kinderbetreuung, Vermittlung der Kindertagespflege wie auch der Erteilung der Pflegeerlaubnisse für Stadt und Landkreis Lüneburg unter einem Dach zu finden.

Mai: 40 Jahre Freundschaft Clamart
2015 jährte sich die Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Clamart zum 40. Mal. Bürgermeister Kolle empfing am 16. Mai im Fürstensaal des Rathauses eine französische Delegation um François Le Got, den stellvertretenden Bürgermeister Clamarts. Gemeinsam unterzeichneten sie eine Erinnerungsurkunde.

Juni: Demokratie leben
Am 15. Juni dieses Jahres fiel der offizielle Startschuss für das fünf Jahre laufende Bundesprogramm "Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit". Zusammen mit dem Stadtjugendring setzt die Stadt innerhalb des Programms viele Akzente, um das Thema Demokratie und Jugend mit Leben zu füllen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Gerade erst wurde Lüneburg als ein bestes Beispiel auf einer Konferenz der beteiligten Gemeinden präsentiert.

Juni: Abi
Ende Juni beziehungsweise Anfang Juli war es für die diesjährigen Schulabgänger endlich soweit: Ganz offiziell erhielten sie auch im Rathaus das Ende ihrer Schulzeit bescheinigt. Fast 400 Abiturienten und 370 andere Schulabgänger kamen dieses Jahr in den Rathausgarten und feierten ihren Abschluss.

Juli: Fahrradfreundliche Kommune
Beim Thema Radverkehr kann die Hansestadt seit dem 9. Juli auf noch mehr Rückenwind aus Hannover rechnen. Denn Lüneburg ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/Bremen e.V. (AGFK). Neben der gemeinsamen Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit sowie dem Austausch von Erfahrungen und Informationen dient die AGFK auch zum Beispiel als Expertenbörse. Bei einer bundesweiten Städte-Umfrage des ADFC schnitt die Stadt indes nicht so gut ab.

Juli: Lüneburg_inklusiv
Im Herbst 2011 startete Lüneburg_inklusiv: ein Projekt, das Menschen in ihrer Individualität fördern soll. Vier Jahre lang lief es. Über Fortbildungen, Fachvorträge und Vernetzung konnten Eltern und pädagogische Fachkräfte in Krippen, Kitas und Grundschulen Erfahrungen sammeln und sich über ihre Arbeit austauschen. Am 15. Juli dieses Jahres endete das Projekt. Ein Anschlussvorhaben ist in Planung.

Juli: Gröning-Prozess
"Am Ende kann es bei dem unermesslichen Leid, das Auschwitz-Opfer und Angehörige erlitten haben, keine wirkliche Gerechtigkeit und keine Wiedergutmachung geben." So äußerte sich Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge zum Ausgang des Gröning-Prozesses am Landgericht Lüneburg, bei dem Mitte Juli das Urteil fiel. Der Prozess in Lüneburg war vermutlich eines der letzten großen, wenn nicht das letzte große NS-Verfahren.

Juli: Jugendbücherei
Fast vier Monate dauerte es, der Lüneburger Jugendbücherei einen neuen Glanz zu verpassen. Ab dem 20. Juli wurden Wände und Fenster gestrichen, Teppiche ausgetauscht, neue Möbel aufgebaut oder Graffiti gesprayt. Ende November öffnete die rundum sanierte Bücherei dann wieder ihre Türen.

Juli: Bildungsfonds
Ende Juli entschied der Rat der Hansestadt Lüneburg, ein millionenschweres Projekt auf den Weg zu bringen: den Bildungsfonds. Ein Investitionspaket in Höhe von 42 Millionen Euro wird bis 2020 für die Modernisierung von Schulen und Kitas genutzt. Anders als in anderen Regionen bleiben die Schülerzahlen in der Hansestadt auf absehbare Zeit konstant. Damit, so die Stadt, steige der Bedarf an Ganztagsunterricht und -betreuung sowie Kitas und Schulen, die baulich für Inklusion fit gemacht werden sollen. Hinzu kommt die energetische Sanierung zur Einsparung von Geld und Ressourcen. 

Oktober: Neuer Marketing-Chef
Seit Oktober hat die Lüneburg Marketing GmbH einen neuen Geschäftsführer: Claudio P. Schrock-Opitz. Zuletzt war der gelernte Hotelfachmann, Betriebswirt und Touristikfachwirt als Kurdirektor des Nordseeheilbades Norden-Norddeich tätig.

Oktober: Tempo 70 auf der Ostumgehung
Für viele glich die Einführung des Tempolimits auf einem Teilstück der Ostumgehung einem Schildbürgerstreich: Weil in der Theodor-Körner-Kaserne untergebrachte Flüchtlinge dort vereinzelt auf der Straße auftauchten, legte die Stadt dort Tempo 70 fest. Damit erreichte sie auf diesem Weg, wofür sie viele Jahres vergebens gekämpft hatte. 

November: Wohnungsbauprogramm
Am 26. November gab der Rat grünes Licht für die Erarbeitung eines Wohnungsbauprogramms. Fünf Jahre, neun Millionen Euro, 2100 Wohneinheiten: Das sind die Eckpunkte des Programms, das Lüneburg ab 2016 auflegen will. Unter dem Titel "Wohnraum schaffen, Zukunft gestalten - 2100 Wohnungen bis Zwanzig21" soll die Hansestadt in punkto Wohnen fit für die Zukunft werden.

Dezember: Bombe
Fast ein Jahr hatten die Lüneburger Ruhe, was Evakuierungen und Bombenentschärfungen angeht. Denn der bis dahin letzte Bombenfund war am 12. Januar. Am 15. Dezember aber wurde im Baugebiet Ilmenaugarten erneut eine Bombe gefunden, die mittlerweile elfte. Die Stadt ließ den Bereich für die Entschärfung evakuieren. Wie bereits bei den vorherigen Bombenentschärfungen lief wieder alles glatt.

Dezember: Beschlagnahme unzulässig
Die Beschlagnahme des früheren Kinderheims in Wilschenbruch durch die Stadt Lüneburg war nicht zulässig. Das Oberverwaltungsgericht hat Anfang Dezember die Beschwerde der Hansestadt Lüneburg zurückgewiesen, mit der der Grundstückseigentümer gegen die Beschlagnahme seines mit einem Gebäudekomplex bebauten Grundstücks gewehrt hatte. Die Hansestadt Lüneburg hatte das Grundstück für sechs Monate beschlagnahmt, um das bereits teilentkernte Gebäude auf eigene Kosten wieder herzurichten und dort bis zu 50 Flüchtlinge unterzubringen.

März bis Dezember: Bauarbeiten
Friedrich-Ebert-Brücke: Insgesamt neun Bauabschnitte brauchte es, um die Friedrich-Ebert-Brücke komplett zu sanieren. Von Ende März an war die Brücke für den letzten Bauabschnitt etwa einen Monat lang gesperrt, damit tragende Brückenteile ertüchtigt und einige Lager und Federn ausgetauscht werden konnten. Autofahrer mussten in der Zeit mit einigen Behinderungen umgehen.

Willy-Brandt-Straße und Feldstraße: Fast zeitgleich gab es Sanierungen und Umbauten in der Willy-Brandt Straße und der Einmündung zur Feldstraße. Zusammen mit dem Unternehmen H.B. Fuller richtete die Stadt eine neue Zufahrtsstraße ein und sanierte die Fahrbahndecke in der Willy-Brandt-Straße an der Stelle im Anschluss gleich mit. An der Einmündung Feldstraße schafft eine neue Verkehrsinsel seitdem mehr Sicherheit für Rad- und Autofahrer.

Scharff-Kreuzung: Der Umbau an der Scharff-Kreuzung hat dieses Jahr einigen Autofahrern Geduld abverlangt. Nötig war die Maßnahme aber, weil die Brücke über die Ilmenau in der Altenbrückertorstraße an einigen Stellen ausgebessert werden musste. Die Brücke aus den 1870er Jahren hatte einige Risse und Betonabplatzungen, die beseitigt wurden. Und bei der Gelegenheit hat die Hansestadt Lüneburg auch einiges für die Radfahrer an de Scharff-Kreuzung getan. Mitte August ging es los. Etwas mehr als sechs Wochen später hatten alle wieder freie Fahrt.

Große Bäckerstraße: Seit der Vorweihnachtszeit hat die Große Bäckerstraße ein neues Antlitz. Für jeden sichtbar ist die neue, moderne Pflasterung des Straßenzugs. Aber auch unterirdisch wurde gearbeitet. Einen neuen Regenwasserkanal einschließlich der Hausanschlüsse hat die Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH im Auftrag der Stadt verlegt. Seit August hat die Hansestadt am letzten Bauabschnitt in der Großen Bäckerstraße gearbeitet. Schon in 2014 hatte sie den ersten Teil der Straße in Angriff genommen.