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Scharf soll als Bürgermeister abberufen werden

Lüneburger Stadtratsfraktion der Linken hat Antrag für die kommende Ratssitzung gestellt

Der Stein des Anstoßes: Vor diesem Gedenkstein für die 110. Infanterie-Division äußerte sich der Lüneburger Bürgermeister Dr. Gerhard Scharf im Gespräch mit einem Youtube-Blogger. Die Linken fordern nun seine Abberufung vom Amt des Bürgermeisters. Foto: LGheuteLüneburg, 25.01.2018 - Die Fraktion der Linken im Lüneburger Stadtrat hat einen Antrag auf Abberufung von Dr. Gerhard Scharf (CDU) vom Amt des Bürgermeisters der Stadt Lüneburg gestellt. "Auf Grundlage seiner Äußerungen eignet sich Dr. Scharf in unseren Augen nicht, zukünftig die Stadt Lüneburg zu vertreten und die dringend erforderliche öffentliche Debatte zur Erinnerungskultur zu begleiten", begründet David Amri den Antrag seiner Fraktion. Scharf hatte sich wie berichtet in einem Youtube-Video freimütig und kritisch über den Umgang der Linken mit einem Gedenkstein für die 110. Infanterie-Division und die Erinnerungskultur in Lüneburg geäußert und war daraufhin massiv in die Kritik auch anderer Lüneburger Parteien und Verbände geraten.

"Um die Antragsfrist im Stadtrat zu wahren, haben wir bereits im Zuge unserer erstmaligen Rücktrittsforderung konsequenterweise auch einen Antrag auf Abberufung von Dr. Scharf eingereicht. Herr Scharf hatte inzwischen ausreichend Zeit, sich mit seiner Fraktion zu beraten und die Konsequenzen aus seinem Handeln zu ziehen. Wir setzen uns daher weiter für die Einrichtung eines Forums Erinnerungskultur unter Beteiligung der Universität und der Öffentlichkeit ein", erklärt Amri. 

In der Begründung ihres Antrags stützt sich die Fraktion im Wesentlichen auf eine Stellungnahme des Lüneburger Leuphana-Professors Dr. Ulf Wuggenig für den NDR. Wuggenig soll darin behaupten, Scharf habe mit seinen Äußerungen einen Rehabilitierungsversuch für die Wehrmachtssoldaten unternommen. Ferner soll Wuggenig dargelegt haben, dass die 110. Infanterie-Division maßgebliche und direkte Mitverantwortung für Verbrechen habe, die an Zivilisten in dem weißrussischen Ort Ozarich begangen wurden.

Allerdings hat Scharf dies in dem Youtube-Video des Bloggers Nikolai N. auch gar nicht geleugnet oder bestritten. Vielmehr wies er unter Bezug auf die begangenen Verbrechen darauf darauf hin, dass nur ein Teil der Soldaten der 110. Infanterie-Division daran beteiligt beteiligt gewesen sei. 

Ein Rücktritt Scharfs ist seitens der politischen Parteien im Rat der Stadt Lüneburg bislang nur von den Linken gefordert worden. Sie kritisieren nun, dass Scharf sich "trotz mehrmaliger Aufforderung" bislang in keinster Weise inhaltlich von den getätigten Aussagen distanziert hat, "sondern lediglich den Ort und die Art der Äußerungen bedauert". 

Scharf selbst hatte auch gegenüber LGheute erklärt, dass er erst in der kommenden Ratssitzung am 1. Februar eine Stellungnahme abgeben wird.