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Der Kampf der Medien

Leuphana-Podiumsdiskussion brachte nur wenig Neues zur Zukunft der Tageszeitungen

Lüneburg, 22.03.2014 - Von prekären Arbeitsbedingungen für hochqualifizierte Journalisten bis zur Verantwortung der EU für die Vielfalt der Lokalzeitungen - auf einer Medientagung der Leuphana Universität Lüneburg diskutierten Medienvertreter und Journalisten am 20. März die Zukunft des Qualitätsjournalismus. Den Hintergrund für die Veranstaltung bildeten die aktuellen Entwicklungen in der Medienwelt. Das Ergebnis des Diskussions-Abends, an dem auch die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin mit einem Vortrag vertreten war, blieb unterm Strich indes mager.

Gekauft, abonniert oder umsonst, Smartphone, TV oder Papier, global, national oder lokal - die Optionen, sich mit täglichen Nachrichten zu versorgen, scheinen heutzutage unendlich. Auf der Produzenten-Seite hat sich ebenfalls ein Wandel vollzogen: Hier stehen feste gegen freie Arbeitsverhältnisse, unbezahlte gegen gut bezahlte Jobs, Verlagshäuser gegen Nachrichtenportale oder Blogs einzelner Journalisten.

Herta Däubler-Gmelin vertrat in ihrem Eröffnungsvortrag eine klare, aber wenig überraschende These. Aus ihrer Sicht haben unabhängige Journalisten für die Demokratie eine große Bedeutung. Die langjährige Bundestagsabgeordnete sagte: "Die Kontrolle politischer Macht durch Medien muss sein. Denn Macht korrumpiert." Der politische Einfluss auf die Medien, den es in Europa viel zu häufig gebe, müsse ausgeschaltet werden. Däubler-Gmelin ist Mitglied einer europäischen Expertengruppe, die nach eigener Aussage direkte Empfehlungen zum Schutz der Freiheit und Vielfallt der Medien gibt. 

Die Juristin ist begeisterte Tageszeitungsleserin: „Ich bin Fan der Heimat-Tageszeitung. Ihre Marktplatzfunktion ist durch nichts zu ersetzen. Sie hat eine gemeinschaftsbildende Bedeutung. Im Internet herrscht totale Individualisierung - ich weiß bisher nicht, wie man diese Agora im World-Wide-Web gewährleisten kann." Däubler-Gmelin geht davon aus, dass neue Medien die alten beeinflussen, aber niemals ersetzen können.

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um eine Bewertung der rasanten Entwicklungen auf dem Zeitungsmarkt. Dabei spielte auch die Frage der Arbeitsbedingungen für Journalisten ein Rolle. Mit Vivien Pieper, Ada von der Decken und Jakob Vicari waren drei junge Journalisten auf dem Podium vertreten. Sie alle haben für sich eigene Wege gefunden, um die neuen Möglichkeiten der Medienwelt zu nutzen. Während sich Pieper mit einem Autoren-Team auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit einen Namen gemacht hat, gründete von der Decken vor einem Jahr in Hamburg die lokale Online-Zeitung "Eimsbütteler Nachrichten“. Sie will damit eine Lücke schließen, die klassische Medienhäuser mit dem Einstellen von Lokalzeitungen geöffnet haben. Vicari ist ein freier Wirtschaftsredakteur aus Lüneburg. Er freut sich über Aufträge von Unternehmen und sieht in dieser interessengebundenen Arbeit keinen Widerspruch zur seiner unabhängigen journalistischen Tätigkeit: "Das eine finanziert das andere.“

Der Journalismus-Forscher Michael Haller war ebenfalls auf dem Podium vertreten. Sein jüngstes Buch "Brauchen wir Zeitungen?“ sorgte für Gesprächsstoff. Hans-Herbert Jenckel, Geschäftsführender Redakteur und Online-Chef der "Landeszeitung", gab den Zuhörern Einblicke in den Alltag einer traditionellen Regionalzeitung, die neue Wege im Internet geht.