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Einfach nur veräppelt

25.08.2013 - Gleich mit zwei Beamten war die Hansestadt am vergangenen Dienstag ins Glockenhaus gekommen. Oberbürgermeister Ulrich Mädge, sonst gern jederzeit bereit, in die Bütt zu steigen, um klarzustellen, wo der Hammer hängt, hatte lieber den Ordnungsamtsleiter und einen Stadtdezernenten geschickt. Schließlich ist Wahlkampf, und da will man nur ungern mit unliebsamen Themen konfrontiert werden. Statt seiner sollten doch besser die beiden Adlaten den rund einhundert Anwesenden klar machen, dass die Stadt nicht anders kann, als den Plänen des Pferdekutschenbetreibers Andreas Gensch zuzustimmen. 

Dass der Kutscher es nach 13 Jahren satt hat, tagein, tagaus Kaltblüter anzuspannen, um Lüneburg-Touristen durch die Innenstadt zu kutschieren und zurückgelassene Pferdeäppel einzusammeln, ist nachvollziehbar. Warum aber die Stadt sich seinen Plänen, künftig fahrbare Elektro-Kisten durch die Stadt zu jonglieren, zu fügen habe, wollte nur Wenigen der Anwesenden einleuchten. Am Ende blieben daher auch mehr Fragen offen, als mit der Proforma-Veranstaltung eigentlich beantwortet werden sollten.

So blieb unklar, ob es tatsächlich stimmt, dass, wie die Stadt vorgibt, keine Handhabe bestehe, den Antrag des Pferdekutschenbetreibers abzulehnen. Hat sie sich wirklich ausreichend informiert, um zwischen den Interessen der Stadt und dem Wunsch eines Einzelnen gewissenhaft abwägen zu können? Oder unterlag sie doch der Versuchung, den Dingen freien Lauf zu lassen in der Hoffnung, die unappetitlichen Pferdeäppel würden schon bald von allein von der tagesaktuellen Agenda verschwinden?  

Allein die zahlreichen Proteste, die es im Vorfeld der Bürgerversammlung gab, haben überhaupt dazu geführt, sich seitens der Stadt erklären zu wollen. Doch bedurfte es für den Hinweis, dass die Stadt sich außer Stande sieht, das Bimmelbahn-Begehren abzulehnen, tatsächlich noch der Einberufung einer Bürgerversammlung? Eine schlichte Pressemitteilung mit dem Hinweis auf die angebliche Faktenlage wäre in diesem Fall vollkommen ausreichend gewesen. So aber fühlten sich viele der Gekommenen einfach nur veräppelt. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe