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Landkreis will Schaperdriftschule auslaufen lassen

Landkreis, 20.03.2012 - Der Kreisausschuss des Landkreises Lüneburg hat Landrat Manfred Nahrstedt gestern beauftragt, offiziell Gespräche mit der Hansestadt Lüneburg über die Zukunft der Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen (Förderschule L) am Standort Lüneburg aufzunehmen. Damit sendet der Kreisausschuss ein klares Signal an Eltern, die ihre Kinder an einer Förderschule L in Lüneburg anmelden wollen: die Schule an der Schaperdrift soll in den kommenden Jahren auslaufen.

Wie der Landkreis weiter mitteilte, sollen Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt L ab dem Schuljahr 2012/13 nur noch von der Johannes-Rabeler-Schule in Lüneburg und der Kurt-Löwenstein-Schule in Bleckede aufgenommen werden. Für die Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Schaperdriftschule besuchen, soll sich aber nichts ändern. Sie können die Schule bis zum Ende ihrer Schulzeit weiter besuchen.

Zudem soll die Zusammenarbeit mit den Kooperationsklassen für Körperbehinderte an der Schule fortgeführt werden. Die Johannes-Rabeler-Schule und die Schaperdriftschule sollen zu Förderzentren entwickelt werden, die Kurt-Löwenstein-Schule soll von Anfang an in diese konzeptionellen Überlegungen mit einbezogen werden, heißt es in der Mitteilung.

|| Hannover will heute Gesetz beschließen ||

Hintergrund der Umstellung ist das Gesetz zur inklusiven Beschulung in Niedersachsen, das der Landtag heute beschließen will. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 4, die eine sonderpädagogische Förderung mit dem Schwerpunkt Lernen benötigen, ab dem Schuljahr 2013/14 Regelschulen statt Förderschulen besuchen. Die Lehrerinnen und Lehrer der Förderschulen sollen dann die Klassenlehrer vor Ort unterstützen.

Durch die Eingliederung der Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf in die Regelschulen werden nach Einschätzung des Landkreises die Schülerzahlen an den Förderschulen sinken. "Das kann natürlich auch für unsere Förderschulen nicht ohne Auswirkungen bleiben", erklärt Landrat Manfred Nahrstedt, "gerade in der Hansestadt, wo es zwei Förderschulen mit den Schwerpunkt L gibt, müssen Stadt und Kreis als Schulträger sich Gedanken dazu machen."

|| Kritik von der CDU ||

Dies sieht die Lüneburger CDU anders. Zwar stehe auch sie grundsätzlich zur Inklusion, doch kann sie das Tempo, das Stadt und Landkreis bei diesem aus ihrer Sicht wichtigen Thema eingeschlagen haben, nicht nachvollziehen. "Wir stehen erst am Anfang eines Prozesses, der Jahre dauern wird. Ein gesellschaftliches Umdenken kann man nicht mit der Brechstange umsetzen", warnt CDU-Fraktionssprecherin Susanne von Stern.

"Außerdem wissen wir heute noch gar nicht, wie viele Kinder mit Unterstützungsbedarf in den Regelschulen angemeldet werden", sagt von Stern und verweist auf Erfahrungen in Hamburg. Da die Eltern dort sicher sein wollen, dass ihre körperbehinderten Kinder auch in den Regelschulen höchstmöglich gefördert werden, seien sie entsprechend vorsichtig mit der Einschulung.

Erschwerend komme hinzu, dass sich die Johannes-Rabeler-Schule derzeit nicht für eine Beschulung von körperbehinderten Kindern eigne. "Es ist ein zweigeschossiger Bau, der weder über einen Lift, noch über eine Rampe geschweige denn genügend behindertengerechte WCs verfügt. Außerdem ist sie nicht als Ganztagsschule ausgerichtet", kritisiert die CDU-Politikerin. Und selbst wenn das Gebäude mit Mitteln des Landkreises behindertengerecht umgebaut werden sollte, sei da immer noch das Problem des Denkmalschutzes.

|| "Stadt vergibt eine große Chance" ||

Doch der Landkreis hat Bedarf an den in der Schaperdriftschule frei werdenden Räumen, die er für das Gymnasium Oedeme, die BBS III und die Realschule benötigt. "Haushalterisch mag das vielleicht vernünftig sein, doch wir müssen hier mit Fingerspitzengefühl an die Sache gehen", rät von Stern.

Die CDU spricht sich daher dafür aus, dass die Schule an der Schaperdrift nicht abgewickelt, sondern vielmehr als 'inklusive Schule' weitergeführt wird. Dort hätten dann die Kinder, die bisher einen integrativen Kindergarten besucht haben, eine Chance, weiter teilzunehmen. "Mit der Schließung der Schaperdriftschule vergibt die Stadt Lüneburg eine große Chance, Vor- und Wegbereiter einer gelungenen Inklusion zu werden", warnt Susanne von Stern.

Über die Umstrukturierung der Förderschulen L und die Zukunft der Schule an der Schaperdrift berät der Schulgrundsatzausschuss für Hansestadt und Landkreis Lüneburg am 23. April 2012. Anschließend beschäftigen sich der Schulausschuss und der Kreisausschuss des Landkreises mit dem Thema, der Kreistag soll am 7. Mai 2012 entscheiden.