header

Wie geht es weiter mit der Schaperdriftschule?

Schulgrundsatzausschuss soll morgen für Klarheit über die Zukunft der Förderschule sorgen

Hansestadt, 22.04.2012 - Das Thema Schaperdriftschule wird bei der morgigen Sitzung des Schulgrundsatzausschusses vermutlich ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Das Ergebnis ist allerdings ungewiss, da die Schulausschüsse von Stadt und Landkreis bislang keine übereinstimmende Position dazu finden konnten. CDU und Linke kritisieren die Pläne.

Am vergangenen Dienstag, 17. April, hatte sich der Schulausschuss des Landkreises Lüneburg dafür ausgesprochen, eine Vereinbarung mit der Hansestadt Lüneburg und weiteren Beteiligten über die Zukunft der Förderschulen L am Standort Lüneburg abzuschließen. Die Schule an der Schaperdrift soll möglicherweise schon ab dem kommenden Schuljahr 2012/13 keine Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen mehr aufnehmen, ein Jahr früher, als das Gesetz vorsieht. Dafür soll dann die städtische Johannes-Rabeler-Schule die Schüler aufnehmen.

Im Schulausschuss der Stadt, der einen Tag zuvor getagt hatte, war dazu aber keine entsprechende Entscheidung getroffen worden. Da ein entsprechender Vorschlag der Verwaltung nicht die Zustimmung des Ausschusses fand, wurde die Entscheidung vertagt.

|| Kritik hält an ||

Gegen die Pläne des Landkreises gibt es starke Kritik. Viele Zuhörer, darunter Eltern und Lehrer, waren deshalb auch am Dienstag zur Sitzung des Schulausschusses des Landkreises in die BBS III am Schwalbenberg gekommen, um der Diskussion zu folgen. Hintergrund der Überlegungen ist das neue Gesetz zur inklusiven Beschulung, nach dem Grundschulkinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen ab dem Schuljahr 2013/14 in regulären Grundschulen unterrichtet werden sollen (LGheute berichtete).

Nach Auffassung des Landkreises sind die Schülerzahlen an den Förderschulen in Stadt und Kreis seit einigen Jahren rückläufig, weil Eltern und Lehrer verstärkt auf Inklusion setzen. Kinder mit Handicap würden vielfach Regelschulen besuchen und bekämen vor Ort zusätzliche Förderung durch Sonderpädagogen, erklärte der Landkreis dazu. "Diese Entwicklung wird sich durch das neue Gesetz voraussichtlich weiter verstärken“, erläuterte Martin Wiese, Fachbereichsleiter Soziales des Landkreises Lüneburg, den Ausschussmitgliedern den Hintergrund. Aus Sicht des Landkreises seien damit zukünftig am Standort Lüneburg nicht mehr zwei Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen erforderlich.

|| CDU kann Zahlen des Landkreises nicht nachvollziehen ||

Die Stadt-CDU, die hinter dem Vorhaben den Versuch des Landkreises vermutet, möglichst schnell an dringend benötigte Räume für das Gymnasium Oedeme zu kommen, will der Argumentation daher auch nicht folgen. "Das sehe ich anders, denn die Schülerzahlen sind nicht gesunken", hält Susanne von Stern, Ratsmitglied der CDU Lüneburg, dagegen. Bei der Betrachtung der Zahlen müsse berücksichtigt werden, dass Förderschulen oft erst ab der zweiten Klasse Schüler aufnehmen, da entsprechender Förderbedarf in der Regel erst in der ersten Klasse festgestellt werde, so von Stern. Da Lüneburgs Einwohnerzahlen zudem erfreulicherweise steigen, sei nicht auszuschließen, dass der Bedarf eher noch zunehme, sagte die CDU-Politikerin mit Blick auf die geplanten Neubaugebiete Rosenkamp, Hanseviertel und Wittenberger Bahn.

Doch auch ohne diesen möglichen Zuwachs lehnt sie die Pläne des Landkreises ab. "Die Johannes-Rabeler-Schule ist im Gegensatz zur Schaperdriftschule keine Ganztagsschule", so von Stern. Viele Familien würden dadurch vor Probleme gestellt, die sie nicht von heute auf morgen lösen können. "Für eine solche Änderung brauchen Familien und Schulen einfach mehr Zeit, das darf man nicht übers Knie brechen."

|| Linke halten Rabeler-Schule für ungeeignet ||

Auch die Linkspartei spricht sich gegen die Inklusion zum jetzigen Zeitpunkt aus. "Solange nicht an allen allgemeinbildenden Schulen für die betroffenen Kinder eine Beschulung möglich ist, müssen die Kinder in die Schulen gehen, die die besten Lernbedingungen bieten", sagt Frank Stoll, Fraktionsvorsitzender der Linken im Kreistag. Die jetzt angestrebte Lösung zähle aber nicht dazu. "Ich habe mir die Schule an der Schaperdrift und die Johannes-Rabeler-Schule angeschaut. Nach meiner Meinung ist die Rabeler-Schule aus baulichen Gründen für diese Kinder völlig ungeeignet." Die Schulpolitik der Mehrheitsgruppe von SPD und Grünen im Kreistag dürfe nicht auf dem Rücken der Kinder und ihrer Eltern ausgetragen werden, so Stoll.

|| "Förderzentrum ohne Schüler geht nicht" ||

Wie der Landkreis weiter mitteilte, sollen die Johannes-Rabeler-Schule und die Schule an der Schaperdrift zu Förderzentren entwickelt werden. Auch die kreiseigene Kurt-Löwenstein-Schule in Bleckede soll jetzt in diese Überlegungen miteinbezogen werden. "Alles Unsinn", sagt dazu Susanne von Stern. "Man kann keine Schulen zu Förderzentren entwickeln, die es schon sind." Sie befürchtet vielmehr, dass mit den Plänen des Landkreises die Schaperdriftschule langfristig auch als Förderzentrum keine Überlebenschance haben wird. "Ein Förderzentrum ohne Schüler geht nicht."

Der Schulgrundsatzausschuss für Hansestadt und Landkreis Lüneburg wird sich morgen mit dem Thema beschäftigen.