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Rote Karte für Lüneburger Schüler

Landkreis will keine Schüler der Hansestadt mehr an seinen Schulen haben

Lüneburg, 06.02.2015 - Die Gymnasien in Oedeme und Scharnebeck sind beliebt, seit mehreren Jahren verzeichnen sie mehr Anmeldungen als freie Plätze. Träger beider Schulen ist der Landkreis. Der will dieser Entwicklung nun Einhalt gebieten und hat deshalb gemeinsam mit der Stadt sogenannte Einzugsgebiete festgelegt mit der Folge, dass nur noch Schüler des Landkreises die Gymnasien besuchen dürfen. Jetzt haben vor allem Schüler aus Oedeme das Nachsehen, obwohl ihre Schule direkt vor der Tür liegt. Jetzt stimmte der Kreisschulausschuss mehrheitlich einem entsprechenden Beschlussvorschlag zu. 

"Dass unsere Schülerzahlen steigen, ist eine positive Entwicklung“, sagte Landrat Manfred Nahrstedt in der Sitzung, "gleichzeitig haben wir am Gymnasium Oedeme aber nicht die Kapazitäten und Räumlichkeiten für eine dauerhafte 7-Zügigkeit. Unser Ziel ist es, am Gymnasium Oedeme in Zukunft nur noch sechs Klassen pro Jahrgang anzubieten, so wie es ursprünglich vorgesehen war.“ An stadteigenen Schulen in Lüneburg gebe es ausreichend Raum, um alle Schüler außerhalb des Oedemer Einzugsgebiets unterzubringen. "Das Gymnasium Oedeme soll vor allem für Kinder aus dem Landkreis offen stehen“, sagte Nahrstedt.

Schulbezirke durch die Hintertür

Schulkinder aus dem Grundschulbezirk Häcklingen und aus Teilen der Grundschulbezirke Hasenburger Berg und Rotes Feld sollen künftig die Wilhelm-Raabe-Schule und das Johanneum besuchen, soweit nicht Geschwister bereits zum Gymnasium Oedeme gehen. Kinder aus dem Grundschulbezirk Deutsch Evern sollen ab dem Schuljahr 2019/2020 - falls erforderlich - ebenfalls die beiden Lüneburger Gymnasien besuchen. Dazu soll der Landkreis als Träger der Schülerbeförderung eine direkte Busanbindung aus Deutsch Evern gewährleisten 

Die Neuregelung stieß im Vorfeld bereits auf massive Kritik bei Eltern, aber auch bei den betroffenen Schulen. Sie kritisieren, dass Stadt und Landkreis Schulbezirke durch die Hintertür einführen, insbesondere aber, dass Oedemer Schüler vom Besuch der Schule an ihrem Wohnort ausgeschlossen werden. Kritik gab es darüber hinaus auch, weil Betroffene vor der Entscheidungsfindung nicht angehört und beteiligt worden seien. 

Auch Schüler aus Lüne betroffen

Einschränkungen auch am Schulstandort Scharnebeck: Mehrheitlich stimmten die Mitglieder des Ausschusses dafür, Kinder aus dem Grundschulbezirk Lüne künftig nicht mehr aufzunehmen. "Ursprünglich sollten die Lüner Kinder die freien Plätze am Schulstandort in Anspruch nehmen“, sagte Michael Wieske, Leiter des Fachdienstes Schule und Kultur im Landkreis Lüneburg, "das ist angesichts der hohen Schülerzahlen dort nun nicht mehr möglich.“ 

Für das Schulzentrum Scharnebeck und das Gymnasium Oedeme bleibe die sogenannte Geschwisterregelung aber bestehen: Kinder, deren Geschwister das Gymnasium Oedeme besuchen, können auch künftig auf die Schule gehen, selbst wenn sie nicht im Einzugsgebiet wohnen. Zudem wird die Kreisverwaltung prüfen, ob die Einrichtung einer weiteren Integrierten Gesamtschule am Standort Adendorf oder Bardowick möglich ist. Einem entsprechenden Beschlussvorschlag stimmten die Ausschussmitglieder ebenfalls mehrheitlich zu.

Die endgültige Entscheidung über die gymnasiale Entwicklung werden der Verwaltungsausschuss der Hansestadt Lüneburg sowie der Kreisausschuss und Kreistag in ihren nächsten Sitzungen treffen. Darüber hinaus wird die Errichtung der Einzugsgebiete auch im Schulausschuss der Hansestadt auf der Tagesordnung stehen.