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"A39 bringt keine spürbare Entlastung für B4-Anrainer"

BI Hohnstorf: Interessen der Bürger und nicht der Wirtschaft vertreten - IHK reagiert mit Unverständnis

Hansestadt, 25.04.2012 - Auf einen offenen Brief der Bürgerinitiative Hohnstorf 2011 hat umgehend die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg reagiert. In dem Schreiben der BI wird eine mögliche Entlastungswirkung in den Ortschaften entlang der B4 durch den Bau der Autobahn 39 bestritten. Die IHK hält der BI vor, das Verkehrswachstum zu verschweigen.

Die BI hatte ausgeführt, dass nach Fertigstellung der A39 im Prognosejahr 2025 auf der B4 im südlichen Bereich der Lüneburger Umgehung noch 30.000 Fahrzeuge pro Tag zu verzeichnen sein werden, im Analysejahr 2005 seien es 32.800 Fahrzeuge gewesen. Die BI stützt sich dabei auf Angaben der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.

"Wie wir von der Verkehrszählung 2010 wissen, sind die Verkehrszahlen auch auf der B4 im Bereich Lüneburg-Süd in den letzten Jahren zurückgegangen und liegen nun etwa in jenem Bereich, der auch, wenn es die A39 dann geben sollte, im Jahr 2025 erreicht werden würde", heißt es in dem offenen Brief. Auf mittlere Sicht, so die BI, würde der Bau der A39 für die Bewohner der an der B4 liegenden Ortschaften daher keine - im Vergleich zur heutigen Situation - spürbare Entlastung bringen.

Dem widerspricht die IHK. "Das massive Verkehrswachstum - besonders im Hafenhinterland - wird dabei offenbar bewusst verschwiegen und in der Argumentation außer Acht gelassen. Besonders der LKW-Verkehr wird die neue Trasse dankend annehmen", kommentiert Martin Exner, Verkehrsexperte bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg, den offenen Brief und mahnt eine Versachlichung der Diskussion an.

Das sieht die BI anders: "Zum einen ist der weitaus größte Teil des Verkehrs, der sich zwischen Lüneburg und Uelzen bewegt, regional induzierter Verkehr, der für seine Kurzstrecken nicht extra einen Umweg über die A39 machen würde; zum anderen würde auch die A39 - wie dies bei Autobahnen stets der Fall ist - zusätzlichen Verkehr in die Region ziehen, der im Falle der LKWs dann gleichwohl, um Mautkosten zu sparen, auf die Bundesstraße ausweichen würde."

Auf die Forderung der BI, Güterverkehr auf die Bahn und auf das Binnenschiff zu verlagern, reagiert die IHK ebenfalls mit Unverständnis. "Hier setzt sich die Realitätsferne der Argumentation fort, denn die Kapazitäten auf Schiene und Wasserstraße sind in unserer Region bereits heute knapp", so Exner. Die IHK engagiere sich deshalb für den Ausbau aller Verkehrsträger und setze sich neben dem Bau der A39 auch für den Bau einer neuen Schleuse in Scharnebeck sowie für die Umsetzung der Y-Trasse ein.

In dem offenen Brief, der an die Bürgermeister Klaus Hübner (Melbeck) und Norbert Brandl (Jelmstorf) sowie an die Ortsvorsteher Christopher Tieding (Bargdorf) und Andreas Feide (Grünhagen) gerichtet ist, mahnt die BI, die Interessen der Anwohner und nicht die der Wirtschaft zu berücksichtigen. "Sie (die Bürgermeister und Ortsvorsteher; Anm. d. Red.) sollten sich immer vor Augen halten, dass in den Führungsgremien der hiesigen IHK Speditionsvertreter das Sagen haben und nicht lärmgeplagte Bürger."