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Politiker gegen Fracking-Pläne in der Heide

SPD und Grüne warnen vor dem Einsatz der umstrittenen Bohr-Technologie

Hansestadt, 01.10.2012 - Lüneburger Politiker schlagen Alarm. Sie treibt die Sorge um, dass die Qualität des Trinkwassers im Landkreis in Gefahr geraten könnte. Auslöser dieser Befürchtungen sind Pläne eines US-Unternehmens, das in Teilen des Landkreises Bodenuntersuchungen vornehmen will, um Kenntnisse über mögliche Erdöl- oder Erdgasvorhaben zu gewinnen. SPD und Grüne sprachen sich heute gegen diese Pläne aus, sie fürchten, dass damit die umstrittene Fracking-Technologie zum Einsatz komme.

"Die SPD spricht sich ganz klar gegen diese Erdgas-Fördermethode aus. Wir werden uns mit aller Kraft gegen die geplanten Erkundungen einer US-Firma stellen - der Schutz unseres Trinkwassers muss hierbei an oberster Stelle stehen", warnt Lüneburgs Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers (SPD).

|| "Chemie-Cocktails gefährden Heide-Grundwasser" ||

Die Kreis- und Landtagsabgeordnete fordert den Landkreis auf, beim Thema Fracking klare Linie zu zeigen. Bei dieser Methode würden unterirdische Gesteinsschichten mit Wasserkraft aufgesprengt werden, das Wasser könne dabei mit giftigen Chemikalien versetzt sein. "Während die Betreiberfirmen immer wieder bekunden, dass die eingesetzten Flüssigkeiten nicht giftig, nicht umweltgefährdend und nicht kennzeichnungspflichtig sein sollen, haben Umweltverbände offengelegt, welche Stoffe tatsächlich eingesetzt werden - diese Chemikalien sollten auf keinen Fall in unser Trinkwasser gelangen", erklärt Schröder-Ehlers.

Das sieht auch die grüne Landtagsabgeordnete Miriam Staudte so. "Die beim Fracken verwendeten Chemie-Cocktails würden unser kostbares Grundwasser in der Heide gefährden. Unsere Zukunft liegt nicht in der Ausbeutung letzter Bodenschätze, sondern in dem Umbau unserer Gesellschaft zu einer ressourcenschonenderen Lebens- und Wirtschaftsweise", so Staudte. 

|| Amelinghausen, Bardowick und Gellersen betroffen ||

Nach einem Bericht der "Landeszeitung" will ein US-Unternehmen das sogenannte "Erlaubnisfeld Oldendorf" nach möglichen Erdöl- oder Ergasvorkommen erkunden. Das 884 Quadratkilometer große Gebiet berührt die Landkreise Harburg, Lüneburg, Heidekreis und Uelzen. 241 Quadratkilometer davon liegen im Landkreis Lüneburg, betroffen sind die Samtgemeinden Amelinghausen, Bardowick und Gellersen.

Staudte geht nicht davon aus, dass es sich bei dem Antrag der US-Firma um die Suche nach Erdöl handelt. Sie beruft sich dabei auf Aussagen eines Geologie-Experten. Danach sei man bei mehreren Erdölbohrungen in diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten nicht fündig geworden. Nach Ansicht des Geologen deute vieles darauf hin, dass in tiefliegenden Sandsteinen nach Erdgas gefrackt werden könnte.

Wie die grüne Landtagsabgeordnete weiter informiert, existiere bereits eine umfangreiche 3-D-Seismik für Teile des Gebiets, die die BEB Erdgas und Erdöl GmbH habe erstellen lassen. Bohrungen am Rande des "Erlaubnisfeldes Oldendorf" deuteten darauf hin, dass die konventionelle Erdgasförderung - ohne Fracking - nicht rentabel sei, so Staudte.  

|| "Künstlicher Zeitdruck ist unverantwortlich" ||

Staudte begrüßt, dass die Kreisverwaltung Lüneburg um Fristverlängerung zur Abgabe einer Stellungnahme beim LBEG gebeten habe. "Dass die Landesbehörde hier künstlichen Zeitdruck schafft, ist nicht verantwortlich. Bei solchen Vorhaben ist die Information und Transparenz aller Beteiligten ein Muss."

Für Schröder-Ehlers ist bereits die bergrechtliche Genehmigung für die Probebohrungen ein Problem. "Die Genehmigung für Fracking-Maßnahmen erfolgt nach Bergrecht. Umweltverträglichkeitsprüfungen sind dabei erst ab 500.000 Kubikmeter Entnahmemenge vorgeschrieben, was bei Probebohrungen kaum erreicht werden dürfte", so Schröder-Ehlers.

Staudte verweist zudem auf ein von Bundesumweltminister Peter Altmaier in Auftrag gegebenes Fracking-Gutachten. "Das Gutachten hat klar ergeben, dass Fracking eine Hochrisikotechnologie ist. Das können wir uns und zukünftigen Generationen nicht zumuten." Der grüne Landtagskandidat Detlev Schulz-Hendel fügt hinzu: "Fracking bedeutet nicht nur erhebliche unkalkulierbare Umweltrisiken, sondern auch, dass ganze Landstriche industralisiert werden. Das ist ganz eindeutig für den Naturpark Lüneburger Heide undenkbar."

|| "Breite Initiative gegen Fracking erforderlich" ||

Dass die Wogen im Landkreis Lüneburg jetzt hochschlagen, überrascht Schröder-Ehlers nicht. "Es muss verhindert werden, dass jetzt etwas in den Landkreis Lüneburg getragen wird, was zuvor in Nachbar-Landkreisen gescheitert ist", sagte die SPD-Abgeordnete gegenüber LGheute. Gerade hier im Norden sei Grundwasser ein sensibles Thema, so Schröder-Ehlers mit Verweis auf die Wasserprobleme im Uelzener Becken, die Begehrlichkeiten Hamburgs auf Wasser aus der Heide und den steigenden Wasserbedarf für Beregnungsanlagen im Landkreis Lüneburg. "Ich hoffe sehr, dass es eine breite Initiative gegen die geplanten Maßnahmen geben wird", erklärte die SPD-Politikerin.