header

Landrat fordert Stopp beim Erlaubnisverfahren

Brief an Wirtschaftsminister Bode - Umweltausschüsse und Bürgermeister beraten am 22. November

Hansestadt, 16.11.2012 - Die derzeit laufenden Erlaubnisverfahren um die geplante Erkundung von Erdöl- oder Erdgasvorkommen im Landkreis Lüneburg sollen gestoppt werden, bis Klarheit über die Risiken der bei der Förderung eingesetzten Fracking-Technologie bestehe. Diese Bitte hat Landrat Manfred Nahrstedt jetzt an den niedersächsischen Wirtschaftsminister Jörg Bode herangetragen. Nahrstedt reagiert damit auf Medienberichte, nach denen das Unternehmen Exxon Mobil eigene Fracking-Bohrungen vorerst eingestellt hat, um Ergebnisse von Studien zu Grundwasser-Untersuchungen abzuwarten.

"Ich habe erfahren, dass die Firma Exxon Mobil aufgrund einer Risikobewertung ihre Fracking-Bohrungen vorerst einstellt und ein Konzept zu Grundwasser-Untersuchungen rund um die sogenannten Fracs erarbeitet", schreibt der Landrat an den Minister. Bis die Ergebnisse vorliegen, sollten auch die Erlaubnisverfahren für die Erdöl- und Erdgas-Erkundung in der Region ruhen.

Nahrstedt geht davon aus, dass die Firmen im Anschluss an die Erkundung auch eine Förderung von Kohlenwasserstoffen - also Erdöl oder Erdgas - anstreben. Eine der gängigen Fördermethoden ist das sogenannte Fracking, bei dem große Mengen Wasser mit Chemikalien und Sand in den Boden gepresst werden. Dieses Verfahren berge anerkanntermaßen hohe Risiken, teilte der Landkreis heute mit.

"Wegen der hohen Bedeutung des Trinkwasserschutzes und der großen Verbreitung von qualitativ hochwertigen Grundwasservorkommen im gesamten Kreisgebiet sehe ich die Förderung von Kohlenwasserstoffen mittels Fracking sehr kritisch", so Landrat Nahrstedt in dem Schreiben an Minister Bode.

Dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium ist das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zugeordnet, das wiederum für das Erlaubnisverfahren zuständig ist. Das LBEG hatte den Landkreis Lüneburg um Stellungnahme zu geplanten Erkundungsbohrungen in den Erlaubnisfeldern "Oldendorf" und "Lüneburg" gebeten und dafür eine Frist bis Ende Oktober gesetzt. Dies erschien dem Landkreis deutlich zu knapp bemessen, zumal auch das Gebiet der Hansestadt von der Anfrage betroffen ist und in der Stellungnahme des Landkreises zu berücksichtigen ist.

Einer entsprechenden Bitte des Landkreises um Fristverlängerung bis Ende des Jahres aber hatte das LBEG lediglich bis Ende November zugestimmt und damit für deutlichen Unmut bei Politikern der Region gesorgt, die der Behörde daraufhin vorwarfen, Kommunen unter Druck zu setzen (LGheute berichtete). "Dieser viel zu kurze Zeitraum für eine Stellungnahme macht schon deutlich, dass die Landesbehörde an einer fundierten Auseinandersetzung der Kommunen mit dem hochbrisanten Thema Fracking gar kein Interesse hat", kommentierte SPD-Kreis- und Landespolitikerin Andrea Schröder-Ehlers die Situation.

Am kommenden Donnerstag, 22. November, werden die Umweltausschüsse von Hansestadt und Landkreis Lüneburg in einer gemeinsamen Sitzung über das Vorhaben und die Stellungnahme des Landkreises zum Erlaubnisverfahren informiert. Gemeinsam mit den Bürgermeistern werden die Ausschussmitglieder über das Thema beraten. Die öffentliche Sitzung findet um 16 Uhr in der Ritterakademie in Lüneburg statt.