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Null Bock auf Modernisierung

Kaltenmoor-Investoren zeigen Stadt die kalte Schulter - Stadt will Druck über die Mieteinnahmen machen

Lüneburg, 09.04.2013 - Zum zweiten Mal hat jetzt die Hansestadt Lüneburg die Eigentümer einiger Wohnblocks in Kaltenmoor zum Gespräch über gravierende Mängel in ihren Häusern geladen. Doch die Angesprochene - in diesem Fall die ausländische Investorengruppe Tshuva Group Europe (TGE) - ließ die Stadt erneut abblitzen. Sie schickte lediglich eine Vertreterin von der Wohnungsverwaltungsgesellschaft ELAD. Die Stadt kann nun mit einem förmlichen Modernisierungsgebot Druck machen.

"Enttäuschend, aber leider nicht überraschend", findet das Oberbürgermeister Ulrich Mädge. Er kündigt an: "Wir bleiben dran, so kann man mit Mietern und mit der Stadt nicht umgehen." Immerhin vermietet die TGE in Lüneburg etwa 800 Wohnungen, vor allem im Bereich Theodor-Heuss-, Dietrich-Bonhoeffer-, Graf-von-Moltke- und Alfred-Delp-Straße.

Das Gespräch sollte ein erster Schritt sein auf dem Weg zur förmlichen Verpflichtung der Eigentümer, ihre Häuser im Sinne gesunder und angemessener Wohnverhältnisse herzurichten. Denn die Häuser der TGE liegen im Sanierungsgebiet, das Sanierungsrecht sieht vor, dass zunächst auf Freiwilligkeit zu setzen ist. Erst wenn das zu nichts führt, kann ein förmliches Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot erlassen werden.

Dabei, so die Stadt, sei es vor allem nötig, die Häuser energetisch zu sanieren: Die Gebäude stammen aus den 70er Jahren, seither wurde nach Einschätzung der Stadt weder in die Substanz noch in die Haustechnik entscheidend investiert. Mit Folgen für die Heizkosten: Seit Jahren klagen Mieter über zu hohe und zudem nicht nachvollziehbare Abrechnungen. Bei einer beispielhaft von der Hansestadt Lüneburg unter die Lupe genommenen Wohnung gibt es einen drastischen Sprung von der Kaltmiete von 5,79 Euro auf Warm 9,87 Euro pro Quadratmeter.

Nach Aussage der Stadt liegen Quartiersmanager Uwe Nehring etliche vergleichbare Klagen vor. Doch nicht einmal das Angebot der Avacon, kostenneutral die Übergabestationen für Fernwärme in den Kellern der Häuser zu erneuern, habe die TGE bislang angenommen. Die Verträge lägen seit Wochen bei der TGE zur Unterschrift vor.

Oberbürgermeister Mädge fordert die TGE nun dringend auf, sich zu bewegen. "Auch eine Investorengruppe mit Sitz im Ausland muss die erklärte Position von Rat, Bürgerschaft und Tausenden Mietern nach fairen Mietverhältnissen zur Kenntnis nehmen. Das fängt damit an, dass sie den Vertrag mit der Avacon schließen und sich einem Gespräch über Sanierungen stellen."

Um die Investoren an ihrer empfindlichsten Stelle zu treffen - der Rendite durch regelmäßige Mietzahlungen - rät Mädge überdies allen Mietern der TGE-Häuser, die Unterstützung brauchen, Kontakt zu Quartiersmanager Uwe Nehring (Tel. 04131-858 666) aufzunehmen, um weitere Schritte zu klären. Ebenso appelliert er an die ARGE, die für rund jeden zweiten Mieter in den Häusern die Miete übernimmt, "dringend zu überprüfen, ob das Geld zu Recht und im Sinne des Sozialgesetzbuches überwiesen wird - es geht schließlich um Steuergelder".