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Wenn die Schule zum Tatort wird

Polizei und Rettungskräfte proben am Schulzentrum Embsen den Ernstfall

Lüneburg/Embsen, 29.09.2013 - Es wirkte täuschend echt und ebenso bedrohlich. 160 Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten probten am Wochenende einen Ernstfall, von dem alle hoffen, dass er niemals eintreten möge. Tatort war das Schulzentrum Embsen. Dort trainierten die Einsatzkräfte, wie sie im Fall einer möglichen Eskalation mit Amokläufern, Geiselnahme, Toten und Verletzten vorzugehen haben. Hintergrund der Übung waren die tragischen Ereignisse, die sich in jüngster Vergangenheit an deutschen Schulen und im Ausland ereignet hatten.

Die Polizeiinspektion Lüneburg / Lüchow-Dannenberg / Uelzen sowie die Freiwillige Feuerwehr und Hilfs- und Rettungsdienste aus den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg führten an diesem Wochenende die großangelegte gemeinsame Übung durch. Trainiert wurde am Schulzentrum Embsen, auch Lehrer nahmen an der Übung teil. In gemeinsamen Besprechungen wurde wiederholt der Wunsch einer gemeinsamen Übung geäußert. 

Am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt wurde am 26. Februar 2002 das aus den USA bekannte Phänomen der Krisensituationen an Schulen auch in Deutschland bedauerliche Realität. Nach den grauenvollen Taten in der Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten am 20. November 2006 und in der Albertville-Realschule in Winnenden am 11. März 2009 wurde offenbar, dass Polizei und Rettungskräfte sich noch internsiver auf dieser Form der Gewaltanwendung einstellen müssen. Die jüngsten Taten in Connecticut/USA am 14. Dezember 2012 und die des Norwegers Breivik vor mehr als zwei Jahren belegen zudem die Vielfältigkeit der möglichen Tatausführungen, auch außerhalb von Schulen. Die rücksichtslose Gewaltausübung bei diesen Taten sorgten in der Bevölkerung für erhebliche Unruhe, Trauer und Besorgnis, zumal in der Regel viele Opfer zu beklagen sind.

Ein sechsköpfiges Vorbereitungsteam hatte im Vorfeld der Übung ein Konzept erarbeitet, in dem bestimmte Handlungskonzepte skizziert und die Kernaufgaben und Verantwortlichkeiten der Polizei in diesen Bedrohungslagen festgelegt wurden. Die nichtpolizeilichen Hilfs- und Rettungsdienste sehen sich in der Regel einer Situation mit einer großen Anzahl von Verletzten ausgesetzt, die mit Blick auf die Sicherheit der Rettungspflicht nur mit einem hohen Personalaufwand zu bewältigen sind. Die Bewältigung dieser Extrem-Situationen, die stets auch durch ein großes Medieninteresse begleitet werden, setzt ein kompetentes und auf einander abgestimmtes Handeln voraus, erklärte die Polizei.

Hans-Jürgen Felgentreu, Leiter der Polizeiinspektion Lüneburg / Lüchow-Dannenberg / Uelzen, machte zu Beginn der Übung auch deutlich, warum dieser Einsatz aus Sicht der Polizei notwendig sei: "Wir wollen keine Ängste schüren und haben auch keine Hinweise auf eine aktuelle Bedrohungslage", erklärte er. "Aber wir können derartige Lagen nicht ausschließen, und deswegen sind gemeinsame Übungen sinnvoll und notwendig. Mit dieser Übung entwickeln wir unseren vor Jahren begonnen Abstimmungsprozess mit Schulen, Feuerwehren und Rettungsdienst konsequent weiter."