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Künftig bestimmen Kleinkinder, was geschieht

Landkreis fördert Partizipations-Projekt für Krippen-Mitarbeiter

Lüneburg, 20.10.2013 - Der Landkreis Lüneburg meint es ernst: Künftig sollen nicht nur Schulkinder und Jugendliche mitentscheiden, wenn es um Themen geht, die sie selbst betreffen. Auch Kleinkinder geraten jetzt in den Blick eines Konzepts, mit dem der Landkreis die Partizipation aller hier lebenden Bürger - auch die "unter Dreijährigen" - mit jährlich 16.000 Euro fördert. Wichtigster Bestandteil des Konzepts ist die Ausbildung von Moderatoren, die für die Vermittlung in den Samtgemeinden sorgen sollen. Eine von ihnen ist Rebecca Harneit, Kindertagesstätten-Fachberaterin des Landkreises. Sie leitete kürzlich im Kreishaus das Seminar "Partizipation von unter Dreijährigen" für Krippen-Mitarbeiter.

"Partizipation bedeutet Teilnahme", erklärte Rebecca Harneit den 23 teilnehmenden Erzieherinnen aus 12 Krippen aus dem Landkreis Lüneburg. "Es geht um das Teilen von Macht, Kompetenzen, Entscheidungsrechten und auch von Verantwortung." Beteiligung heiße für den Erwachsenen nicht, Verantwortung abzugeben, sondern Kinder als gleichwertige Individuen anzusehen, ihre Meinung anzuerkennen und zu schätzen.

Rebecca Harneit glaubt nicht, dass Kinder unter drei Jahren zu klein seien, um Entscheidungen zu treffen. "Ein weit verbreitetes Vorurteil", befindet die Fachberaterin. Es müsse sich jedoch um Prozesse handeln, die ihrem Entwicklungsstand angemessen sind. Partizipation im frühen Alter aber könne das Selbstbewusstsein stärken und die Selbständigkeit fördern.

Die erste Form der Partizipation im Leben eines Menschen ist laut Harneit die Entscheidung über den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. "So gesehen beginnt Partizipation schon mit der Geburt. Gerade die Themen Schlafen, Wickeln, Mahlzeiten und An- und Ausziehen bieten sich für erste Partizipationsversuche in den Krippen an", ist die Mitarbeiterin des Landkreises überzeugt.

Wie Partizipation in der Krippe funktionieren soll und kann, soll am 6. Dezember in der Leuphana Universität Lüneburg vorgestellt werden. Dann stellen die Moderatoren die Krippen-Fortbildung sowie weitere regionale Partizipationsprojekte vor. Der Landkreis Lüneburg ist für die Ausbildung der Moderatoren, Dokumentation und Evaluation und die wissenschaftliche Fortentwicklung von Projekten verantwortlich. Im Jugendhilfeausschuss am 21. Oktober sollen weitere Planungen zu diesem Thema vorgestellt werden. Ziel ist, die Partizipation von Kindern und Jugendlichen künftig zum Alltagsbestandteil in kommunalen und institutionellen Entscheidungen werden zu lassen. 

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