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Lüneburger Bahnstrecken weiter im Rennen

Projekt "Reaktivierung von Bahnstrecken" geht in die zweite Runde - 28 Strecken in der engeren Auswahl 

Hannover, 23.10.2013 - Das Projekt "Reaktivierung von Bahnstrecken", ein Vorhaben des Niedersächsischen Verkehrsministeriums, geht in die nächste Runde. Gestern gab es eine erste Entscheidung im Lenkungskreis: Landesweit 28 Strecken bleiben weiter im Verfahren, darunter zwei Strecken im Landkreis Lüneburg. Vorbehaltlich der endgültigen Abstimmung durch das Plenum, das sich aus Vertretern von Politik, kommunalen Spitzenverbänden, Umwelt- und Fahrgastverbänden sowie Aufgabenträgern für den Schienenpersonennahverkehr zusammensetzt, sollen diese Strecken nun weiter auf ihre Umsetzbarkeit hin untersucht werden.

Verkehrsminister Olaf Lies erklärte dazu: "Unser Ziel ist es, das Angebot auf der Schiene in unserem Land weiter zu verbessern. Wir prüfen, wo mit wirtschaftlicher Vernunft der Schienenpersonennahverkehr in die Fläche ausgeweitet werden kann."

Der Lenkungskreis, der sich aus Mitgliedern des Plenums rekrutiert und in regelmäßigen Abständen zu Arbeitssitzungen zusammenkommt, hat sich gestern auf 28 von ursprünglich 73 Strecken verständigt. Mit in die engere Auswahl gekommen sind auch zwei Strecken im Landkreis Lüneburg: Lüneburg-Bleckede sowie Lüneburg-Soltau.

Nicht mehr berücksichtigt werden sollen Strecken, deren Reaktivierung zu kostspielig werden würde oder auf denen ein zu geringes Fahrgastaufkommen zu erwarten wäre.

In einem nächsten Schritt sollen nun von der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) die voraussichtlich sechs bis acht Strecken identifiziert werden, die dann von externen Gutachtern in eine Reihenfolge gebracht und dem Plenum als Grundlage seiner Empfehlung vorgelegt werden. Das soll anhand von 20 Auswahlkriterien erfolgen, die sich im Wesentlichen auf die Blöcke

  • Verkehrspotential (Berufspendler, Touristische Attraktivität, Bevölkerungsentwicklung, heutiges ÖPNV-Angebot)
  • Konkurrenzsituation (z.B. Lage der Haltestellen, Straßen)
  • Ziele der Raumordnung (z.B. Anbindung Mittelzentren, Stärkung von Siedlungsachsen, Nutzung Güterverkehr)
  • Nachhaltige Mobilität (z.B. Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf Schiene; Verbesserung der Erreichbarkeit im ÖPNV)
  • Kosten (Investitionskosten; Folgekosten) sowie
  • Akzeptanz in der Region

aufteilen.

Verkehrsminister Olaf Lies verspricht sich davon ein hohes Maß an Transparenz bei den weiteren Prüfungen. "Ich bin überzeugt, dass unser Ansatz, das Verfahren von Anfang an offen und unter breiter Verbändebeteiligung anzulegen, richtig ist und letztlich auch zu verkehrlich guten Ergebnissen führen wird", so der Minister.

Die Untersuchung insgesamt soll im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein, bis Spätherbst 2014 soll die endgültige Entscheidung getroffen werden, welche Bahnstrecken reaktiviert werden. Die Investitionskosten sollen zu 75 Prozent vom Land übernommen werden, den Rest müssen die Landkreise und Kommunen vor Ort tragen. Es ist geplant, dass die späteren Betriebskosten beim Aufgabenträger bleiben, also beim Land bzw. in den betreffenden Gebieten bei der Region Hannover und beim Zweckverbandes Großraum Braunschweig. 

Zur Reaktivierung von Haltepunkten teilte das Ministerium mit, dass dies im Zuge einer einzelfallbasierten Untersuchung durch die LNVG erfolge. Kommunen, die eine solche Reaktivierung wünschten, werden darüber informiert, welche Unterlagen für eine Prüfung benötigt werden und nach welchen Kriterien über eine Reaktivierung entschieden wird.

"Die Reaktivierung von Haltepunkten ist nicht so aufwendig wie die von Schienenstrecken. Wir haben uns deshalb entschieden, das für die Kommunen unkomplizierte und zügigere Verfahren der Einzelfallprüfung anzuwenden. Hieran sieht man, dass die Landesregierung es ernst meint mit Reaktivierungen", so Lies.

Die Reaktivierung von Bahnstrecken stieß bei Bürgern im Landkreis Lüneburg auch auf Vorbehalte. So äußerten sich Amelinghausener Bürger kritisch über eine mögliche Wiederinbetriebnahme der Strecke Lüneburg-Soltau. Als Anwohner befürchten sie insbesondere Einbußen bei der Lebensqualität durch den Lärm vorbeifahrender Züge.