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"An der alleruntersten Grenze angekommen"

Anzahl der Vorranggebiete für Windkraftanlagen von zwölf auf acht geschrumpft 

Lüneburg, 31.10.2013 - Viel Zeit und Sitzfleisch hatten die rund 100 Stellungnehmer und Gäste mitgebracht, die am vergangenen Montag in die Gellersenhalle nach Reppenstedt gekommen waren. Sechs Stunden dauerte die Sitzung zur Erörterung der mehr als 1.000 Stellungnahmen, die der Landkreis Lüneburg zu den geplanten Vorranggebieten für Windenergie erhalten hatte. Umsonst waren die Angereisten nicht gekommen, denn Kreisrätin Monika Scherf und Regionalplaner Burkhard Kalliefe hatten Neues im Gepäck: Von den ursprünglich zwölf geplanten Vorranggebieten sind jetzt nur noch acht mögliche Flächen vorgesehen. 

Vorranggebiete heißt das Schlüsselwort, nach dem sich künftig die Ansiedlung von Windkraftanlagen richten soll. Bislang noch können die mittlerweile vielerorts ungeliebten Windräder ungesteuert überall im Landkreis Lüneburg errichtet werden, sehr zum Argwohn der Kreisverwaltung. Sie möchte die sogenannte "Verspargelung" der Landschaft mit den weithin sichtbaren Windrädern verhindern. Künftig sollen die Anlagen nur noch in zuvor festgelegten Gebieten, eben den Vorranggebieten, errichtet werden dürfen. Wichtig dabei: der Landkreis muss die Flächen gerichtsfest nach einem schlüssigen Konzept mit klar nachvollziehbaren Kriterien ausweisen.

Diese sind inzwischen definiert: Zu den Kriterien zählen der bestmöglichen Schutz von Mensch und Natur sowie Mindestabstände zu Wohnhäusern und zwischen den ausgewählten Gebieten. Nachdem zu Beginn des Jahres zwölf Flächen im Landkreis für die Vorranggebiete ausgewiesen wurden (LGheute berichtete), startete der Landkreis anschließend mit dem Raumordnungsverfahren. Wesentlicher Punkt dabei: Die öffentliche Auslegung der Pläne und die Möglichkeit für Bürger, Stellungnahmen dazu abzugeben. 

 Da waren es nur noch acht

Aus den mehr als 1.000 eingebrachten Stellungnahmen seien in den vergangenen Monaten etliche Anregungen in die Planung mit eingeflossen, erläuterte Kreisrätin Scherf am Montag. So sind zum Beispiel Hinweise auf Brutgebiete des streng geschützten Rotmilans der Grund dafür, dass die bisherigen Vorrangflächen Raven und Bardowick-Vögelsen ganz aus der Planung verschwunden sind. Inzwischen sind von ursprünglich zwölf Vorranggebieten nun noch acht mögliche Flächen übriggeblieben. Auch die Gesamtfläche wurde damit nochmals reduziert: Von zuvor 930 Hektar auf aktuell 763 Hektar. 

Und so sieht die aktuelle Planung aus: In der Samtgemeinde Amelinghausen sind nach aktuellem Stand die Vorranggebiete Etzen/Ehlbeck, Tellmer sowie Wetzen vorgesehen. Der Standort Wetzen soll erweitert werden um Teile des bisher festgelegten Vorranggebietes Südergellersen und um ein zusätzliches Gebiet westlich von Oerzen in der Samtgemeinde Ilmenau.

In der Samtgemeinde Bardowick sollen das Vorranggebiet Bardowick ohne den Teilstandort Vögelsen, in der Samtgemeinde Dahlenburg das Vorranggebiet Köstorf und in der Samtgemeinde Ostheide die Vorranggebiete Wendhausen und Süttorf/Thomasburg ausgewiesen werden. Auf dem Gebiet der Hansestadt Lüneburg und der Samtgemeinde Ilmenau liegt das geplante Vorranggebiet Melbeck

"Genauigkeit vor Schnelligkeit"

Mit der erneuten Reduzierung der Flächen für die geplanten Vorranggebiete um 167 Hektar auf jetzt 763 Hektar sei man "an der alleruntersten Grenze angekommen", wie Kreisrätin Scherf gegenüber LGheute erläuterte. Der Gesamtumfang der Vorranggebiete sei von 0,7 Prozent auf jetzt nur noch 0,6 Prozent der Gesamtfläche des Landkreises geschrumpft. Ob diese Größenordnung ausreichend sein wird, um damit auch vor Gericht bestehen zu können, bleibe zu hoffen, so die Kreisrätin. Zwar gebe es keine vom Gesetzgeber festgelegten Ober- oder Untergrenzen für die Flächenausweisung, doch müssten die Vorgaben plausibel und nachvollziehbar sein. "Es kommt letztlich darauf an, ob unsere Argumente anerkannt werden", sagte Scherf.

Da der Wegfall von vier bisherigen Vorranggebieten eine wesentliche Änderung des ersten Planungsentwurfs darstelle, sollen die Unterlagen voraussichtlich im kommenden Frühjahr noch einmal neu ausgelegt werden. Bürger sowie Träger öffentlicher Belange haben dann erneut die Möglichkeit, zu den Änderungen Stellung zu nehmen. "Die Stellungnahmen werden uns Schritt für Schritt voranbringen, sodass wir im Lauf des kommenden Jahres voraussichtlich einen sicheren Planungsentwurf erstellen können", so die Kreisrätin. Wichtig sei ihr Genauigkeit vor Schnelligkeit.