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Großfeuer am Stintmarkt

Historisches Gebäude wurde Opfer der Flammen - Feuer unter Kontrolle

Lüneburg, 02.12.2013 - Zu einem Großbrand kam es heute in den frühen Morgenstunden im Lüneburger Wasserviertel. Dort ist gegen 3.50 Uhr ein Restaurantgebäude Am Stintmarkt vollkommen ausgebrannt, Personen kamen nicht zu Schaden. Nach Angaben der Polizei war der Brand vermutlich durch eine Explosion im Erdgeschoss ausgelöst worden, Anwohner hätten unter anderem einen "Knall" wahrgenommen. Auch die benachbarten Häuser in dieser Straße wurden bei dem Brand in Mitleidenschaft gezogen. Einzelne Gebäudeteile stammen noch aus dem 16. Jahrhundert. Schätzungen zufolge soll der finanzielle Schaden bei mindestens einer Million Euro liegen. Die Polizei hat die ersten Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Derzeit könnten weder ein technischer Defekt noch Brandstiftung ausgeschlossen werden.

Mit einem Großaufgebot von Einsatzkräften war die Lüneburger Feuerwehr sowohl von der Straße Am Stintmarkt als auch von der Wasserseite im Löscheinsatz und versuchte, ein Übergreifen auf angrenzende Gebäude zu verhindern. Mehr als 300 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Lüneburg mühten sich gemeinsam mit weiteren Löschzügen aus dem Landkreis und einem Rettungsmast der Feuerwehr Hamburg über nahezu 10 Stunden, das Feuer in den Griff zu bekommen. Zeitweise kamen die Wasserstrahle aus vier Richtungen gleichzeitig: aus den Fenstern des früheren Abtswasserturmes, inzwischen als Hotel genutzt, aus der Luft, wo Feuerwehrleute sich per Kran und Hängekorb den Flammen näherten, aus den Löschbooten von der Ilmenauseite, vom Wasserwerfer, der nahe des Alten Krans postiert war.

Gegen Mittag zeichnete sich ab, dass von dem Gebäude, in dem ehemals die Lüneburger Spirituosenfabrik Georg von Lösecke ihren Sitz hatte und zuletzt das italienische Restaurant "La Trattoria" untergebracht war, nur eine Ruine übrig bleiben würde. Die städtische Bauverwaltung entschied daraufhin, das Haus noch am selben Tag bis zum ersten Stock abzutragen, um die immer noch im Inneren des Gebäudes brennenden Glutnester parallel löschen zu können. Durch den kontrollierten Abbruch sollte auch die Gefahr reduziert werden, dass auch Gebäudeteile oder möglicherweise gemeinsam genutzte Mauern der Nachbarhäuser mit einstürzten. Bereits am Nachmittag wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen.

"Das ist unabhängig vom Sachschaden ein unersetzlicher Verlust für die bei den Touristen beliebte Altstadt - ein Supergau", sagte Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge, "ich bin nur froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist und das Feuer nicht auf die Nachbargebäude übergegriffen hat." Mädge, der seit den frühen Morgenstunden selbst vor Ort war, lobte ausdrücklich den schnellen Einsatz der Helfer von Feuerwehr, Polizei und anderen Hilfsdiensten.

Bei dem Brand sind auch geringe Mengen Treibstoff und Öl in die Ilmenau geraten. Die Feuerwehr hat drei Ölsperren gelegt, die den ausgeflossenen Treibstoff aufnehmen. Jürgen Westphal vom Bereich Umwelt der Hansestadt erklärt: "Eine Ölsperre muss man sich wie eine Wurst vorstellen, die mit einem schwimmfähigen Pulver gefüllt ist, das aus vielen kleinen Körnchen besteht, an deren Oberfläche sich das ausgeflossene Öl ablagert. Sie schwimmt auf der Oberfläche des Gewässers und wird quasi von einem zum anderen Ufer gespannt.“ Die aktuell eingesetzte Ölsperre hat einen Durchmesser von etwa 10 Zentimeter. Nach dem Einsatz wird sie als Sonderabfall entsorgt.

Die Häuserzeile Am Stintmarkt wird nicht allein für Restaurant-Zwecke genutzt, sondern auch zum Wohnen. Die Stadtverwaltung ließ etwa 30 Bewohner aus den betroffenen Wohnungen am Stintmarkt evakuieren und richtete im Glockenhaus ein Not-Quartier ein. Helfer von Arbeiter-Samariter-Bund und Deutschem Roten Kreuz kümmerten sich um die Evakuierten.

Wegen der starken Rauchentwicklung haben Polizei und Feuerwehr alle Innenstadt-Bewohner bis hin zum Kloster Lüne gebeten, weiterhin Fenster und Türen sicherheitshalber geschlossen zu halten. Kinder, Lehrkräfte und Erzieher der Schulen und Kitas im Innenstadtbereich wurden darauf hingewiesen, die Pausen nicht auf dem Hof, sondern in den Gebäuden zu verbringen.

Die Kneipen und Restaurants am Stintmarkt bleiben heute geschlossen. Die Lüneburger Weihnachtsmärkte durften erst am frühen Abend öffnen. Das ABC-Team der Feuerwehr nahm regelmäßig Schadstoff-Messungen in der Luft vor, verschob die Öffnungszeit an diesem Tag für die Märkte zunächst auf den frühen Nachmittag, dann auf 17 Uhr.

Die Lösch- und Abbrucharbeiten dauern zur Stunde an. Fußgänger, Rad- und Autofahrer werden gebeten, das Wasserviertel weiträumig zu umfahren.

Hotline der Stadt

Bürger, die von dem Großbrand am Lüneburger Stintmarkt betroffen sind, können ab sofort die Telefonnummer 04131-309-3100 anrufen. Mitarbeiter der Stadtverwaltung geben aktuelle Informationen und beantworten Fragen.

Zentrale Anlaufstelle für alle Anwohner, die wegen der starken Rauchentwicklung ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten, ist das Lüneburger Glockenhaus. Deutsches Rotes Kreuz und ASB kümmern sich dort aktuell um rund 30 Evakuierte, verteilen Getränke und Essen.

Fotos

Fotos vom Brandort gibt es hier.