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Ausbaupläne für Scharnebeck in Gefahr?

Gutachten sieht für neues Abstiegsbauwerk zu geringen Nutzen-Kosten-Faktor 

Laut einer Studie wird der Bau eines weiteren Abstiegsbauwerks für das Schiffshebewerk Scharnebeck als unwirtschaftlich eingestuft. Foto: LGheuteLüneburg, 31.07.2015 - Wird die Bedeutung des Elbe-Seitenkanals seit Jahren überschätzt? Diese Einschätzung legt ein Gutachten nahe, das jetzt im Rahmen eines Besuchs von Bundestagsabgeordneten der CDU an die Öffentlichkeit gekommen ist. Dabei wurde bei einer Vorbewertung des seit Jahren von der Politik und Wirtschaft geforderten Baus eines neuen Abstiegsbauwerks im Schiffshebewerk Scharnebeck ein Nutzen-Kosten-Faktor lediglich 0,54 ermittelt – deutlich zu wenig, um den Bund von der Notwendigkeit des Ausbaus überzeugen zu können und das Projekt in den Bundesverkehrswegeplan aufnehmen zu lassen. 

Gestern besuchten die CDU-Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols aus Lüneburg, Jürgen Klimke aus Hamburg und Carsten Müller aus Braunschweig das Schiffshebewerk in Scharnebeck. Begleitet wurden sie von Boris Kluge, dem Geschäftsführer des Bundesverbands Öffentlicher Binnenhäfen e.V. (BÖB) und dem Amtsleiter der WSA in Uelzen, Martin Köther. Hintergrund des Besuchs war das geplante neue Abstiegsbauwerk am Elbe-Seiten-Kanal.

Zu dem Besuch war es nach Auskunft von Eckhard Pols gekommen, weil der bei einer Vorbewertung des Bauwerks ermittelte Nutzen-Kosten-Faktor "unerwartet gering ausgefallen" sei und es deswegen entsprechenden Informationsbedarf gegeben habe. "Aufgrund des vorläufig ermittelten Nutzen-Kosten-Faktors von 0,54 ist statt des Neubaus des Abstiegsbauwerks derzeit eine Ertüchtigung zur Betriebsicherstellung geplant", teilte Pols im Anschluss an das Treffen in Scharnebeck mit. 

Hoffen auf ein neues Abstiegsbauwerk im Schiffshebewerk Scharnebeck: (v.l.) Boris Kluge, Jürgen Klimke, Carsten Müller, Martin Köther und Eckhard Pols. Foto: nghDie Vorstellungen von Politik und Wirtschaft aus Niedersachsen und Hamburg gehen aber in eine andere Richtung. Seit Jahren schon setzen sie sich für den Ausbau des Schiffshebewerks ein, um auch größeren Schiffen die Nutzung des Elbe-Seitenkanals zu ermöglichen. Dabei berufen sie sich auf die stetig steigenden Frachtraten und die Zunahmen im Containerbereich und fordern deshalb die Aufnahme des Neubaus in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP).

"Schließlich wollen wir sicherstellen, dass auch Großmotorschiffe den Elbe-Seitenkanal nutzen können“, sagt Pols. "Für die Auslastung des Elbe-Seitenkanals, des Mittellandkanals und des Hafens Braunschweig ist das ein zentrales Vorhaben.“ Derzeit passe immer nur ein einzelnes Frachtschiff oder ein Tanker und vielleicht noch ein kleines Sportboot in den Trog. Die großen Rheinschiffe mit 110 Meter Länge könnten das Hebewerk aber nicht passieren.

Die Abgeordneten hoffen nun, dass das ausstehende abschließende Gutachten zu einem höheren Nutzen-Kosten-Faktor kommen wird. Verschiedene Institutionen wie die Wolfsburg AG, die IHK Lüneburg-Wolfsburg aber auch das Bündnis Elbe-Seitenkanal unterstützten die Gutachter bei der abschließenden Bewertung. "Wir haben durchaus die Hoffnung, dass diese Bewertung positiver und somit ausreichend für eine Berücksichtigung zur Umsetzung im BVWP ausfällt“, erklärt Pols. "Auf dem Elbe-Seitenkanal wurden 2014 Güter in einer Größenordnung von 11 Millionen Tonnen transportiert, die Zahl wird in diesem Jahr voraussichtlich noch höher sein. Schließlich hat der Elbe-Seitenkanal nicht nur für VW in Wolfsburg und die Salzgitter AG eine besondere Bedeutung.“