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Erste Schwalbenhotels in der Heide errichtet

Initiatoren wollen mit dem neuen Angebot Bestand der bedrohten Flugkünstler sichern

Winsen, 09.08.2013 - "Die ersten zwei Hotels stehen und es ist damit zusätzlicher Platz für mindestens 80 Schwalbenpärchen im Naturpark Lüneburger Heide", freut sich Naturparkgeschäftsführerin Hilke Feddersen. Gemeinsam mit der Akademie für Naturschutz und der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide wurden jetzt die ersten dieser außergewöhnlichen Schwalben-Nistplätze in der Lüneburger Heide aufgestellt. Die Initiatoren sehen darin einen Weg, den Schwalbenbestand zu sichern und den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Region zu fördern. Und auf den Tourismus und das Heimatgefühl sollen die neuen Hotelbauten ebenfalls positiv ausstrahlen.

"Zwar sind wir mit dem Aufstellen zu spät im Jahr, als dass die Mehlschwalben das neue Wohnangebot auf Hof Möhr und Hof Tütsberg in Schneverdingen noch annähmen, die eigentlichen Nester sind ja schon alle gebaut und die Jungen machen schon Flugübungen. Aber", erläutert Schwalbenexperte Oliver Wegener, "die jungen Schwalben kehren immer wieder an den Ort der Geburt zurück. Und wenn sie nun bei den Flugübungen die neuen Schwalbenhotels sehen, werden sie sicher mal reinschauen und sich fürs kommende Jahr diesen Ort merken", hofft der Hotelbauer Wegener. 

Der Naturpark-Verein machte im vergangenen Winter den Auftakt zu dem EU-geförderten Projekt "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer". Es wurden bisher die Bestände von Mehl- und Rauchschwalben sowie Mauerseglern aufgenommen, kleine Nisthilfen für den Hausgebrauch verteilt, und nun sind die ersten zwei Artenschutzhäuser aufgestellt. In Hanstedt und in Schneverdingen seien die Planungen für weitere Hotels in vollem Gange.

Das oberste Ziel dieses kreisübergreifenden Projekts sei die Sicherung des Schwalben- und Mauerseglerbestands durch Sensibilisierung der Bevölkerung für die schwindenden Bestände durch Aufstellen künstlicher Nisthilfen für Mehl-, Rauchschwalben oder Mauersegler oder das simple Anlegen von Lehmpfützen. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen und begleitendem Infomaterial sollen beispielsweise die Konflikte Klimaschutzmaßnahmen am Haus versus Artenschutz erörtert oder einfache Tipps gegeben werden, wie der Bestand am Haus, im Ort und in der Region gesichert werden kann. "Kaum ein Vogel weckt so viele positive Emotionen wie die Schwalben. Es ist uns sehr wichtig, dass sie bleiben“, bekräftigte der Naturpark-Verein.

Kulturfolger des Menschen 

Mehlschwalben, Rauchschwalben und Mauersegler sind Siedlungs- und Kulturfolger des Menschen und zählen wohl zu den bekanntesten Vogelarten. Als Zugvögel verbringen sie ihre Brutzeit während der warmen Monate in Mitteleuropa, wo sie auf dem Land und in der Stadt an und in Gebäuden brüten, und überwintern dann im südlichen Afrika.

Die drei sympathischen Flugakrobaten zeichnen sich durch unterschiedliches Brutverhalten aus. Der Bestand der Schwalben und Mauersegler ist inzwischen bedroht, ihre Bestandszahlen sind in vielen Regionen stark rückläufig. Vielerorts werden sie mit ihren Nestern nicht mehr geduldet. Weitere Gründe sind unter anderem auch der Rückgang der Insektenpopulationen, Mangel an Nist- und Baumaterial sowie Abnahme geeigneter Brutplätze, beipsielsweise durch Veränderungen im Hausbau und in der Viehhaltung.

Auch im Naturpark Lüneburger Heide sind in vielen Ortschaften rückläufige Bestandszahlen festzustellen. Dieser Rückgang der Rauchschwalben-, Mehlschwalben- und Mauersegler-Populationen soll unter anderem durch "künstliche" Brutplatzangebote gestoppt werden. Rauchschwalben kann geholfen werden, indem man eine Einflugmöglichkeit in Ställe und Hallen offen lässt und in diesen Gebäuden künstliche Nisthilfen anbringt.

Für Mehlschwalben können Nester und für Mauersegler Brutkästen an Gebäuden montiert werden. Zudem stellen Schwalben- und Mauerseglerhäuser eine Möglichkeit dar, diesen flinken Insektenjägern eine Brutmöglichkeit zu schaffen. Diese quadratischen oder sechseckigen Häuser sind etwa 2,5 mal 2,5 Meter groß, wiegen knapp eine halbe Tonne und werden auf einem Stahlmast in einer Höhe von etwa fünf Meter montiert. Die ganze Konstruktion ist in einem Betonfundament verankert.

Die Häuser können auch zu Artenschutzhäusern ausgebaut werden, indem man im Dachraum Kästen für Fledermäuse und Höhlen- und Halbhöhlenbrüter, also Haussperling, Garten- und Hausrotschwanz, Amseln, Stare, etc., montiert. Eine Konkurrenz zwischen den "Bewohnern" gibt es nicht. Die Schwalben und andere Vögel sind tagaktiv und die Fledermäuse nachtaktiv. Vor diesem Hintergrund kommen sich die Tiere nicht in die Quere. Zudem präferieren die Fledermäuse Spaltenquartiere und die Vögel die Höhlen oder Halbhöhlen.

Besonders in der Nähe von bereits besetzten Nestern werden die Häuser erfahrungsgemäß recht schnell angenommen. Dennoch muss man etwas Geduld haben, da Schwalben- und Mauersegler sehr orts- und sogar nesttreu sind und im Normalfall ihr altes Nest beziehen. Als ausgesprochene Koloniebrüter versuchen die Jungtiere aber oftmals, in der Nähe ihres Geburtsnestes zu nisten, wobei sie dann gerne die Kunstnester und Brutkammern der Schwalben- und Mauerseglerhäuser annehmen.

Das Projekt wird durch die Europäische Union im Rahmen der Richtlinie Natur Erleben und das Land Niedersachsen  zu 80 % gefördert.

An Schwalbenhotels Interessierte können sich an die Geschäftsstelle des Naturparks unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder unter Tel. 04171-693139 wenden.