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Alt Garges Arsen-Problem größer als angenommen

Landkreis räumt Kommunikationsfehler ein - Untersuchungen gehen weiter

Lüneburg/Alt Garge, 05.09.2013 - "Die Untersuchungen haben bisher gezeigt, dass bei bestimmten Elbwasserständen nicht auszuschließen ist, dass Arsen ins Grundwasser gespült wird." Dieses Zwischenergebnis teilte Diplom-Geologe Thomas Bogon, vom Landkreis Lüneburg beauftragter Gutachter zur Klärung der Schadstoff-Funde, am vergangenen Montag in Alt Garge mit. Dort hatten die Umweltausschüsse des Landkreises Lüneburg und der Stadt Bleckede getagt und sich einen aktuellen Bericht über den Stand der vorgenommenen Beprobungen geben lassen. Dabei wurde auch bekannt, dass entgegen bisheriger Behauptungen doch noch Trinkwasserbrunnen in Alt Garge betrieben werden.

Hintergrund der Beauftragung des Gutachters sind die während der Arbeiten am Elbdeich in Alt Garge im Jahr 2012 festgestellten Arsen-Konzentrationen im Erdboden. Untersuchungen sollen jetzt klären, ob und in welchen Mengen die gefundenen Gifte aus den Ablagerungen der Halbinsel Im Haken und dem ehemaligen Bodenabbau in Boden und Grundwasser abgegeben werden (LGheute berichtete). 

Die derzeitigen Untersuchungen konzentrieren sich auf den "Pfad Boden - Wasser". Sie sollen zeigen, inwiefern Schadstoffe vom Boden ins Grundwasser beziehungsweise in die Elbe gelangen. Dazu wird im Rahmen einer Gefährdungsabschätzung der Untergrund erkundet und es werden Proben aus der Sohle der Ablagerungen gezogen. Von dem Untersuchungsergebnis soll dann abhängig gemacht werden, ob weitere Maßnahmen für die jeweiligen Gesamtablagerungen notwendig sind. Ziel sei es, den Schutz von Mensch und Umwelt vor den Schadstoffen zu gewährleisten, teilte der Landkreis heute mit.

Da nicht auszuschließen sei, dass Arsen auch ins Grundwasser gelangen könnte, sollen nun über einen längeren Zeitraum Messungen an verschiedenen Stellen vor Ort vorgenommen werden. "Wichtig ist es, den 'Pfad Boden - Wasser' bei verschiedenen Wasserständen und Strömungsverhältnissen zu beobachten", so der Gutachter. Für die weiteren Untersuchungen veranschlagt er rund ein Jahr.

Für Irritationen sorgte während der Ausschusssitzung der Hinweis, dass entgegen bisheriger Behauptungen doch noch Trinkwasserbrunnen in Alt Garge betrieben werden. Wie die "Landeszeitung" gestern mitteilte, gebe es sogar gleich mehrere aktive Brunnen, obwohl die Rechte zum Betrieb derselben bereits erloschen seien. Die fortgesetzte Nutzung der Brunnen sei zwar dem zuständigen Gesundheitsamt, nicht aber dem Fachdienst Umwelt beim Landkreis Lüneburg bekannt gewesen.

Die Kreisverwaltung hatte daraufhin innerbehördliche "Kommunikationsfehler" eingeräumt. Mit weitreichenden Folgen: Denn aufgrund der Feststellung, dass die Trinkwasserbrunnen in Alt Garge nicht mehr aktiv seien, konnte überhaupt erst die Rückstufung des Gefährdungspotentials des Bereichs Im Haken von ehemals 93 Punkte in 2011 auf jetzt 46 Punkte reduziert werden. Das Gesundheitsamt, das von der Stilllegung angeblich keine Kenntnis gehabt haben will, hatte seinerseits dennoch weiterhin die Betreiber der stillgelegten Brunnen aufgefordert, das Trinkwasser ihrer Brunnen überprüfen zu lassen. 

Wie der Landkreis heute mitteilte, habe Gutachter Bogon darauf hingewiesen, dass die gemeldeten Trinkwasserbrunnen vor Ort nach den aktuellen Prüfergebnissen nicht mit dem Elbwasser in Verbindung stünden.