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Wenn das Wasser der Ilmenau knapp wird

Niedrige Pegelstände bedrohen Gebäude, Natur und Landschaft - Fluss-Anrainer schreiben an Verkehrsminister

Lüneburg, 22.11.2013 - Seit Jahren sinkt der Wasserstand der Ilmenau, wie Spuren an Gebäuden, in der Natur und in der Landwirtschaft belegen. Ein weiteres Absinken könnte in den kommenden Monaten hervorgerufen werden, denn jeweils im Winter werden die Wehre der Ilmenau vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt für längere Zeit ganz geöffnet. Die Folge: nicht nur angrenzende Flächen werden dadurch in Mitleidenschaft gezogen, auch Lüneburgs historische Bebauung am Flusslauf der Ilmenau könnte Schaden nehmen. Jetzt will sich der Landkreis Lüneburg gemeinsam mit der Hansestadt Lüneburg, dem Landkreis Harburg, der Samtgemeinde Bardowick und dem Förderverein zum Erhalt der Schiffbarkeit auf der Ilmenau für ein Ende dieses Vorgehens einsetzen.

Anfang der Woche traf sich Landrat Manfred Nahrstedt mit Vertretern der genannten Institutionen an der Ilmenau-Schleuse in Bardowick, die - wie auch historischen Nadelwehre Wittorf, Fahrenholz in diesem Abschnitt der Ilmenau - als schützenswertes Baudenkmal gilt. "Es handelt sich um einige der letzten Nadelwehre im norddeutschen Raum“, betonte Nahrstedt. Ein Nadelwehr dient dazu, Wasser anzustauen, unter anderem, um so eine bestimmte Wassertiefe für die Schifffahrt zu erlangen.

Neben den Auswirkungen auf die Ökologie und die Bebauung spielten auch touristische Aspekte eine Rolle. "Der Stöckter Hafen ist das Tor zur Ilmenau“, sagte Rainer Rempe, Erster Kreisrat des Landkreises Harburg. "Allein schon aus touristischen Gründen sollte die Schiffbarkeit der Ilmenau erhalten bleiben.“ Die Metropolregion Hamburg will mit dem Leitprojekt "Kurs Elbe" den Strom und seine Nebenflüsse touristisch ausbauen. Erst Mitte November hatten sich die Landräte der Kreise zwischen Magdeburg und Hamburg bei einem Treffen in Hitzacker dafür ausgesprochen, den Tourismus zu Lande und zu Wasser zu stärken. "Auch das spricht dafür, sich gegen eine Herabstufung der Ilmenau einzusetzen“, so Nahrstedt.

Laut einer Machbarkeitsstudie des Wasser- und Schifffahrtsamts Lauenburg und des NLWKN zur möglichen Herabstufung fallen bei einer Ertüchtigung der Schleusen Kosten in Höhe von 19 Millionen Euro an. Da die Ilmenau in dem Abschnitt zwischen der Lüneburger Ratsmühle und Hoopte (Landkreis Harburg) Bundeswasserstraße ist, muss im Falle einer Sanierung der Bund für die Kosten aufkommen.

Jahrelange Bemühungen, den ökologischen Zustand der Ilmenau zu verbessern, drohten durch eine Wasserstandsabsenkung zunichte gemacht zu werden, befürchtet der Landkreis. So seien mit öffentlichen Mitteln die Altarme der Ilmenau als Lebensraum für Fischotter und andere geschützte Arten wieder angebunden worden. "Diese Maßnahmen würden stark an Wert verlieren", betonte Heiner Luhmann, Bürgermeister der Samtgemeinde Bardowick. Durch den sinkenden Wasserstand sei schon heute ein hoher Amphibienverlust in den renaturierten Ilmenau-Altarmen zu verzeichnen, weil die Tiere im Wasser nicht mehr überwintern könnten. "Außerdem wird der Lebensraum der Wiesenvögel bedroht“, ergänzte Nahrstedt. „Da frage ich mich doch, ob das Wasser-Schifffahrtsamt seinen Unterhaltungspflichten nachgekommen ist.“

Entlang der Ilmenau wurden insbesondere Feuchtgrünländer als Biotope und Lebensraum für gefährdete Wiesenvögel entwickelt. Diese Bereiche werden durch eine Wasserstandsabsenkung geschädigt oder sogar zerstört, ist der Landkreis überzeugt. Neben diesen ökologischen Schäden werde laut Heiner Luhmann auch die Landwirtschaft im Raum Bardowick in Mitleidenschaft gezogen, denn die Entwässerung schädige die Böden.

Der sinkende Wasserstand habe aber nicht nur Auswirkungen auf Natur und Landwirtschaft. "Auch die Hansestadt Lüneburg sieht durch eine Absenkung diverse Belange betroffen“, erklärte Lüneburgs Umwelt- und Verkehrsdezernent Markus Moßmann. "Auf unserem Teil der Ilmenau sollen weiterhin Sportboote oder historische Schiffe fahren können, wie wir es unter anderem am Hansetag 2012 geplant hatten. Außerdem ist Lüneburgs historische Bebauung gefährdet.“ Bei einem niedrigeren Wasserstand gelange Luft an die Eichenpfähle, auf denen die jahrhundertealten Gebäude gebaut seien. Dadurch könne die Gründung geschädigt werden, so Moßmann.

In einem gemeinsamen Schreiben wollen die beiden Landkreise, die Hansestadt und die Samtgemeinde Bardowick den Bundesverkehrsminister auffordern, eine weitere Absenkung der Ilmenau zu verhindern und die Ertüchtigung der Schleusen schnellstmöglich umzusetzen.