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Notfallpatient Krankenhäuser

Klinikum macht auf dramatische Situation im Gesundheitssektor aufmerksam

Lüneburg/Hannover, 26.07.2014 - Mit der gemeinsamen Informationskampagne "2/Drittel" machen derzeit die Nieder­sächsischen Krankenhäuser auf die dramatische wirtschaftliche Situation zahlreicher Klini­ken aufmerksam. Auch das Klinikum Lüneburg hat sich an der Aktion beteiligt und sich für eine faire Krankenhausfinanzierung eingesetzt. "Auch wenn wir zurzeit schwarze Zahlen schreiben, beteiligen wir uns trotzdem an der Kampagne“, sagt Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums Lüneburg. "Denn wenn wir auch in Zukunft weiter erfolgreich sein wollen, muss sich an den ungerechten Unterschieden in der Krankenhausfinanzierung etwas ändern.“

Moormann beklagt, dass 78 Prozent der Kranken­häuser in Niedersachsen im ersten Quartal dieses Jahres ein Geschäftsergebnis erzielt hätten, mit dem sie auf Dauer nicht überleben könnten. "Knapp 70 Prozent der Häuser muss­ten bereits 2012 und 2013 existenzgefährdende Jahresergebnisse verkraften. Wenn die Reserven dieser Häuser aufgebraucht sind und die Krankenhausträger den auf Dauer defi­zitären Betrieb nicht mehr subventionieren können, gehen bald auch in vielen bedarfs­notwendigen Krankenhäusern die Lichter aus. Dann wird die stationäre Versorgung zukünftig nur noch in Ballungszentren sichergestellt werden können“, beschreibt der Geschäftsführer des Klinikums die Lage.

Er erklärt sich ausdrücklich solidarisch mit den Forderungen der Niedersächsischen Kran­kenhausgesellschaft (NKG) nach einer fairen Krankenhausfinanzierung. Die Daten der NKG zur desolaten finanziellen Situation der Krankenhäuser werden auch durch den aktuellen Krankenhaus Rating Report 2014 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) bestätigt. Der RWI-Report zeige, so Moormann, dass aufgrund der schlechten Finanzsituation der deutschen Krankenhäuser bis zum Jahr 2020 etwa 13 Pro­zent der Kliniken aus dem Markt ausscheiden werden. Neben der unzureichenden Finanzie­rung der medizinischen Leistungen stellt das RWI auch der Investitionsförderung der Bun­desländer eine schlechte Note aus.

Bezogen auf Niedersachsen stellen sich die Werte noch dramatischer dar. "Seit Jahren bekommen Niedersächsische Krankenhäuser für die exakt gleiche Leistung weniger Geld als beispielsweise die Kliniken in Bremen und Hamburg. Darüber hinaus werden auch seit Jah­ren bundesweit die Budgetsteigerungen der Kliniken unterhalb der Tarif- und Sachkosten­steigerungen gedeckelt, so dass de facto für die Behandlung pro Patient immer weniger Geld zur Verfügung steht. Gleichzeitig wird den Kliniken vorgeworfen, zu wenig in Qualität zu investieren. Hier sind die Verantwortlichen unehrlich“, erläutert Moormann. 

"Bund muss Ungleichbehandlung beenden"

"Tatsächlich schreiben in Niedersachsen auch nach unseren Informationen 60 bis 70 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen", bestätigte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Ministerin Cornelia Rundt. "Für die unterschiedliche Vergütungshöhe in den einzelnen Bundesländern gibt es keinen objektiven Grund. Der Bund muss hier handeln und die Ungleichbehandlung beenden." Rundt unterstützte diesen Monat bei der Gesundheitsministerkonferenz in Hamburg einen entsprechenden Antrag, der den Bund zum Handeln auffordert. Es könne nicht sein, dass bessergestellte Bundesländer diese überfällige Anpassung blockierten, so Rundt. Die Ministerin könne diese nicht selbst vornehmen, da hier Bundesregelungen gelten und da der Landesbasisfallwert in Niedersachsen von den Partnern der Selbstverwaltung - den Krankenkassen und der Krankenhausgesellschaft - auszuhandeln sei.

Der grundlegende Berechnungssatz pro Patient (Landesbasisfallwert) liegt in Rheinland-Pfalz bei 3.325 Euro, eine niedersächsische Klinik erhält nur 3.117 Euro. Dieses sachlich nicht zu begründende Missverhältnis will Gesundheitsministerin Rundt und der Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG), Helge Engelke, nicht länger hinnehmen. Gemeinsam forderten sie zusammen mit Vertretern von Geschäftsführungen und Pflegekräften aus Krankenhäusern bei einem Pressegespräch im Sozialministerium den Bund auf, endlich ein Konzept zur Angleichung der Basisfallwerte vorzulegen.