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Bier oder Fracking?

Deutsche Bierbrauer fürchten um das Reinheitsgebot

Lüneburg, 24.05.2013 - Der Energiewirtschaft in Deutschland stehen schwere Zeiten bevor. Endlagersuchgesetz, Windenergieparks, Netzkapazitäten oder Solarförderung - all die mit diesen Themen verbundenen Probleme sind vermutlich nichts gegen das, was Energiepolitikern und -managern jetzt droht: der geballte Protest der deutschen Bierbrauer gegen den Einsatz der Fracking-Technologie. Denn sie fürchten um die Qualität des Trinkwassers und damit um ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das Reinheitsgebot, wie die Frankfurter Allgemeine in ihrem Online-Portal berichtet.

Wie es bei diesem energiepolitischen Thema jetzt weitergeht, ist zunächst einmal offen. Die Bundesregierung hat den geplanten Gesetzesentwurf zum Fracking kurzfristig auf Eis gelegt - aber nur vorläufig, was vermuten lässt, dass das äußerst umstrittene Thema schon bald nach Bundestagswahl wieder auf der Tagesordnung stehen dürfte. 

Das Einbringen des Fracking-Gesetzentwurfs ins Kabinett ist mittlerweile schon mehrfach verschoben worden. "Das Hin und Her von Union und FDP in Sachen Fracking gerät allmählich zur Farce", beurteilt die niedersächsische Bundestagsabgeordnete der Linken, Johanna Voß, die am Freitag verkündete Einigung der Koalition in Sachen Fracking. "Die Gefährdung unseres Trinkwassers durch Fracking wird nicht behoben, nur weil nun auch das Einzugsgebiet von Trinkwasserseen vom Fracking ausgenommen werden soll. Die Bundesregierung tut so, als könne sie dem Grundwasser vorschreiben, welche unter- und überirdischen Wege es zu gehen habe. Das ist mehr als absurd", konstatiert Voß.

Davon sind offenbar auch die Bierbrauer überzeugt. "Die bislang von der Bundesregierung vorgesehenen Gesetzesänderungen reichen nicht aus, um die erforderliche Sicherheit für die Trinkwasserversorgung sicherzustellen und den Anforderungen an das Reinheitsgebot für Bier Rechnung zu tragen", zitiert die FAZ aus einem Schreiben der Bierbrauer, das an sechs Minister gerichtet ist, unter anderem an Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).

"Hier geht es schon lange nicht mehr um wissenschaftliche Argumente, sondern darum, die baden-württembergische Union ruhig zu kriegen. Diese bangt wegen des Bodensees offenbar um ihre Wählerstimmen. Auch SPD und Grüne fordern nur ein lapidares Moratorium, bis Fracking ohne giftige Chemikalien möglich ist", so Voß.

Doch auch ohne Chemikalien könne niemand absehen, welche Auswirkung die Veränderung tiefengeologischer Strukturen bei der Gasförderung haben kann. Sei es im Hinblick auf das Trinkwasser durch entweichendes Methan oder im Untergrund ausgespülte giftige Stoffe. "Oder auch im Hinblick auf seismische Aktivitäten", so Johanna Voß weiter. Ihre Partei setze sich deshalb für ein bundesweites und flächendeckendes Verbot von Fracking ein.