header

Wirtschaft drängt auf Ausbau norddeutscher Wasserstraßen

IHK-Gutachten: Elbe-Seitenkanal und Elbe-Lübeck-Kanal wichtig für Anbindung an Ostseeraum 

Lüneburg, 19.11.2013 - Auf dem Elbe-Seitenkanal und dem Elbe-Lübeck-Kanal könnten jährlich weitaus mehr Güter als bisher transportiert werden - vorausgesetzt, das Schiffshebewerk in Scharnebeck bei Lüneburg wird modernisiert und der Elbe-Lübeck-Kanal wird ausgebaut. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Gutachten, die im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg und der IHK zu Lübeck erstellt wurden. Beide Maßnahmen müssen daher mit höchster Dringlichkeitsstufe in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen werden, fordern die IHKs, die dieses Ziel heute Abend Parlamentariern in Berlin vorgestellt haben.

"Beide Wasserstraßen haben nicht nur für sich genommen eine enorme regionale Bedeutung, sondern bilden zusammen die wichtigste Anbindung des deutschen Kanalnetzes an den prosperierenden Wirtschaftsraum der Ostsee. Dieser übergeordnete Verkehrswert europäischer Tragweite hat uns dazu veranlasst, unsere Forderungen zu bündeln und gemeinsam diesen Abend auszurichten", betont Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck.

Der Elbe-Seitenkanal verbindet den Hamburger Hafen mit dem Hafenhinterland und ist deshalb von großer wirtschaftlicher Bedeutung, wie Olaf Kahle, Präsident der IHK Lüneburg-Wolfsburg, deutlich macht: "Moderne Logistikketten müssen verlässlich funktionieren, umso mehr, wenn sie wie das Hebewerk in Scharnebeck eine Schlüsselfunktion für die regionale Wirtschaft haben.“ Zurzeit würden nur zehn Prozent der auf dem Kanal transportierten Güter in den regionalen Häfen umgeschlagen, sagt Kahle: "Durch einen Ausbau ergäben sich auch für die Häfen in Lüneburg, Uelzen und Wittingen neue Perspektiven.“ Laut Studie des Beratungsunternehmens Hanseatic Transport Consultancy (HTC) würden sich vermehrt logistische Dienstleister ansiedeln und dadurch zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen.

Und noch eine weitere Tatsache mache nach Ansicht der IHKs den Ausbau des Schiffshebewerks erforderlich: Straßen und Schienen seien überlastet, auf Binnenschiffen könnten Güter effizient und umweltverträglich transportiert werden. Eine moderne Schleuse in Scharnebeck würde eine Steigerung des Transportvolumens auf dem Elbe-Seitenkanal um knapp 90 Prozent auf 16,5 Millionen Tonnen jährlich ermöglichen. Der Kanal wäre für bis zu 135 Meter lange Schiffe befahrbar. Zurzeit ist bei 100 Meter Länge Schluss.

Ähnliche Probleme gibt es auf dem Elbe-Lübeck-Kanal, der aktuell nur Schiffe bis zu 85 Meter Länge und 1.000 Tonnen Gewicht aufnehmen kann. Der Ausbau - Schleusenlänge 115 Meter, Vertiefung des Kanals auf durchgehend 2,8 Meter Tauchtiefe, Brückenhöhe 5,25 Meter - würde auch hier eine erhebliche Steigerung der Transportmengen bedeuten: von aktuell 800.000 Tonnen jährlich auf mindestens drei Millionen Tonnen im Jahr, wie die im Auftrag der IHK zu Lübeck erstellte HTC-Studie nachweist. "In der aktuellen Verfassung genügt der Kanal bei weitem nicht den Anforderungen der modernen Binnenschifffahrt. Einen Aufschub des Kanalausbaus können wir uns nicht leisten, wollen wir als Verkehrsschnittstelle zwischen den Ostsee-Anrainern und Westeuropa auch in Zukunft wirtschaftlich profitieren“, sagt Kühn.