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Zu wenig qualifizierte Auszubildende

Wirtschaft kritisiert mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger

Räumte Handlungsbedarf ein: Kultusministerin Frauke Heiligenstadt war Gast der IHK in Lüneburg. Foto: WegeLüneburg, 28.06.2015 - Die Wirtschaft braucht dringend Nachwuchs-Fachkräfte, doch das, was von den Schulen kommt, erfüllt oftmals nicht mal die Mindestanforderungen. Leistungsbereite Schüler streben hingegen das Abitur und ein Studium an und stehen für eine berufliche Ausbildung ebenfalls nicht zur Verfügung. Über das Ausbildungsdilemma hat jetzt die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt mit Vertretern der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg diskutiert. Die Ministerin sieht Handlungsbedarf, forderte aber die Unternehmen zu mehr Aktivität auf – und sorgt für Kritik aus dem Unternehmer-Lager.

"Wir wollen die Berufsorientierung an allen Schulformen verstärken. Aber auch Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer können einen wichtigen Beitrag leisten, indem Sie die Perspektiven für Fachkräfte noch besser herausstellen.“ Das duale System müsse aus sich heraus überzeugen und Jugendliche begeistern, so Heiligenstadt.

Doch den Ball sieht Armin Klein, Geschäftsführer Sigismund Klein Speditionsgesellschaft aus Celle und Mitglied der IHK-Vollversammlung, nicht nur bei den Unternehmen und Betrieben. Er beklagt, dass Schulabgänger immer häufiger die nötige Ausbildungsreife vermissen lassen und wollte von der Ministerin wissen: "Wie will das Kultusministerium dem entgegensteuern?“

Heiligenstadt verwies unter anderem auf die geplante Verbesserung der Berufsorientierung in den Schulen. Mit ihrer Unterstützung könnten die Ausbildungschancen sowie die Fähigkeiten und Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler gestärkt werden. Die IHK Lüneburg-Wolfsburg hatte sich dafür im Projekt "proBerufsOrientierung! Schule-Wirtschaft“ stark gemacht. Dennoch wird der Handlungsbedarf aus Sicht der Wirtschaft als groß bezeichnet, wie die aktuelle Ausbildungsumfrage des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertags (NIHK) zeigt: Danach konnte jedes dritte Unternehmen zum Ausbildungsstart 2014 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen, bei jedem fünften davon haben die Azubis die Verträge nach Ausbildungsbeginn wieder gelöst. Der NIHK-Umfrage zufolge waren unklare Berufsvorstellungen der Jugendlichen ein häufiger Grund.

Die Stärkung der Berufsorientierung ist daher eines von vier Fokusthemen 2015 der IHK Lüneburg-Wolfsburg, sagt IHK-Präsident Olaf Kahle: "Wir haben eine Reihe von Projekten initiiert, um den Kontakt zwischen Schule und Wirtschaft zu intensivieren.“ Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern, müsse auch das Übergangssystem Schule und Beruf reformiert werden: "Dort verweilen in unserem IHK-Bezirk mehr als 2.500 junge Menschen in schulischen Ausbildungen, die nicht in einen beruflichen Abschluss münden. Dieses Potenzial braucht die regionale Wirtschaft dringend auf dem Ausbildungsmarkt.“